23.06.2024 07:35 Uhr

Warum die Schweiz zum Stolperstein werden kann

Wird die Schweiz für die DFB-Elf zum Stolperstein?
Wird die Schweiz für die DFB-Elf zum Stolperstein?

Duelle der deutschen Nationalmannschaft gegen den Nachbarn aus der Schweiz sind eine echte Rarität. Am 3. Gruppenspieltag der Heim-EM geht es um den Gruppensieg. Gegen eine Mannschaft, die vor Erfahrung nur so strotzt und viele Deutschland-Kenner in den eigenen Reihen hat.

Die beiden Nachbarn trafen sich in den vergangenen Jahren äußerst selten und kennen sich dennoch bestens. Seit einem Testspiel vor zwölf Jahren gehen lediglich zwei umkämpfte Duelle in der Nations League 2020/21 (1:1 A, 3:3 H) in die Bilanz ein. Bei großen Turnieren trafen die Schweiz und Deutschland letztmals in der Gruppenphase der WM 1966 in England aufeinander - ein 5:0-Kantersieg der DFB-Elf wie damals ist am Sonntag in Frankfurt aber nicht zu erwarten.

Denn die Eidgenossen kennen den deutschen Fußball aus dem Effeff: Im Schweizer Kader stehen sieben Spieler, die aktuell in der Bundesliga ihr Geld verdienen: Torwart Gregor Kobel (Borussia Dortmund), Kapitän und Regisseur Granit Xhaka (Bayer 04 Leverkusen), Offensivspieler Ruben Vargas (FC Augsburg) sowie vier Verteidiger: Nico Elvedi (Bor. Mönchengladbach), Silvan Widmer (Mainz 05), Cedric Zesiger (VfL Wolfsburg) und Leonidas Stergiou (VfB Stuttgart). Tatsächlich haben alle Torhüter und Abwehrspieler Erfahrung in der deutschen Eliteklasse! Hinzu kommen bekannte Gesichter wie Xherdan Shaqiri oder Breel Embolo. 

Und noch ein weiterer Aspekt macht die Schweiz zu einem schwierigen Gegner: Die immense Erfahrung im Kader, dessen Achse bereits seit Jahren zusammen spielt.

  • Erfahrung pur: Während Gegner Deutschland mit fast 29 Jahren den höchsten Altersdurchschnitt aller EM-Teilnehmer hat, wiesen die Eidgenossen vor dem Turnier eine Erfahrung von 1125 Länderspielen auf und sind damit die Nummer zwei hinter den Routiniers aus Kroatien (1173). Gleich drei Akteure haben weit über 100 Länderspiele auf dem Konto: Rekordnationalspieler Granit Xhaka (126), Xherdan Shaqiri (123) und Ricardo Rodriguez (119). 

Gegentore erst nach Pause

Die Qualifikation für die Europameisterschaft war keinesfalls ein Selbstläufer für die Schweizer. Hinter Rumänien belegten die Schützlinge von Murat Yakin Platz zwei und hatten ihr Ticket erst einen Spieltag vor Ende sicher.

  • Bollwerk vor der Pause: Was defensiv auffiel, war vor allem eines: In den zehn Partien kassierte die Schweiz kein einziges Gegentor in der ersten Halbzeit! Ganz nach dem Geschmack des ehemaligen Defensivspielers Murat Yakin auf der Trainerbank. Eine beeindruckende Bilanz, die auf der anderen Seite aber auch bedeutet: Alle elf Gegentore ließ man nach dem Seitenwechsel zu. Eine gute Balance scheinen die Schweizer, die in beiden EM-Spielen mit einer Dreierkette spielten, im Jahr 2024 gefunden zu haben, denn in den vier Testspielen vor der EM-Endrunde kassierten die Eidgenossen nur ein Gegentor (durch Österreichs Baumgartner). 

Offensiv liefern die Schweizer Eidgenossen normalerweise wenig Spektakel, da war das 3:1 gegen die defensiv stabilen Ungarn fast schon überraschend. Das Herzstück der Mannschaft ist das defensive Mittelfeld, bestehend aus Leverkusens Granit Xhaka und Bolognas Remo Freuler - letzterer ist der meist eingesetzte Spieler (32 Einsätze) in der Ära von Nationaltrainer Yakin.

  • Xhaka als Anker: Xhaka ist der Fixpunkt und Anführer im Team, spielte eine überragende Bundesligasaison und hatte am Ende die meisten Ballkontakte aller Spieler seit detaillierter Datenerfassung (3648). Der Rekordnationalspieler der Schweiz (126) glänzte bei der EM mit seinem Passspiel und seiner Zweikampfstärke: 75 Prozent der Duelle entschied er bis dato für sich. Zudem dürfte es hilfreich sein, dass er die Leverkusener Teamkollegen Robert Andrich, Florian Wirtz und Jonathan Tah bestens kennt.