03.07.2024 13:58 Uhr

Bayern-Schreck trifft auf DFB-Elf

Joselu kennt seine Rolle als Joker
Joselu kennt seine Rolle als Joker

Das Viertelfinale zwischen der deutschen und spanischen Nationalmannschaft ist vor allem für einen Spanier ein ganz besonderes. Stürmer-Joker Joselu ist in Stuttgart geboren - dem Ort des EM-Aufeinandertreffens.

Bis vor einem Jahr stand in der Profikarriere-Titelsammlung von Joselu: nichts. Wenn man den Aufstieg in die 2. Liga mit Real Madrids B-Mannschaft Castilla mal galant ignoriert. 

Inzwischen aber ist Joselu auch: Nations-League-Champion mit Spanien, spanischer Meister, Superpokalsieger und nicht ganz unwichtig: Champions-League-Sieger.

Und bis zum Vorjahr hatte der waschechte Mittelstürmer eine richtig kuriose Statistik inne: Ein Profispiel bei Real Madrid, ein Treffer. Aufgelegt von, na klar, Cristiano Ronaldo.

Joselu zerriss Bayern-Traum brutal mit Doppelschlag

So weit, so überraschend. 2011 war das. Es dauerte zwölf Jahre, bis sich der Kreis wieder schloss. Im Vorjahr kam er per Leihe wieder zu den Königlichen und katapultierte sich mit einem gigantischen Halbfinale gegen den FC Bayern ins Bewusstsein der deutschen Fans. Jose-wer? Jetzt kannte ihn (wieder) jeder. 

Joselu, 1990 als José Luis Sanmartín Mato in Stuttgart geboren, warf im Halbfinal-Rückspiel den FC Bayern mit zwei Joker-Toren im Alleingang raus. Zwei Tore in neun Minuten reichten, um dem FCB eine bittere Narbe zuzufügen. Ein surrealer Abend für den 34-Jährigen im Bernabeu. Kurz darauf folgte in Wembley gegen den BVB die Krönung seiner Karriere (fünf Minuten durfte er dort ran).

Die verlief rasant. Joselu ist ein echter Wandervogel. Noch im Kindesalter zogen seine spanischen Eltern vom Schwabenland zurück auf die iberische Halbinsel. Bei Celta Vigo begann seine Laufbahn, von dort aus ging es zur Ausbildungsmannschaft von Real (RM Castilla). Joselu debütierte sogar 2011 in der Profimannschaft, erzielte beim 8:1 gegen UD Almeria ein Tor nach Ronaldo-Vorlage. Ein Spiel, ein Treffer.

Von Real zu Hoffenheim und zurück

Der Real-Traum war dann aber schnell ausgeträumt und Joselu kehrte nach Deutschland zurück. Statt Königlich nun also Kraichgau (Hoffenheim), dann Eintracht Frankfurt und Hannover 96. In 79 Bundesliga-Spiele erzielte er 22 Treffer. 

Nach seinem Wechsel ins Geburtsland erklärte Joselu, dass er die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen wolle - sprach auch öffentlich über mögliche Einsätze im DFB-Team. Die FIFA-Stauten hätten dies aber ohnehin nicht ermöglicht. 

Anschließend ging die Reise weiter über England und zurück nach Spanien, ehe er von Aufsteiger Espanyol Barcelona 2023 wieder zu Real an die alte Wirkungsstätte ausgeliehen wurde. Dort konnte er dann endlich seine Torstatistik weiter ausbauen. Immerhin zehn Treffer gelangen ihm in der Liga, drei in der CL. 

Joselu ging zwar noch als Real-Spieler in die EM. Seit Anfang Juli hat er aber wieder einen neuen Arbeitgeber. Inzwischen ist Joselu nach Katar zu Al-Gharafa SC gewechselt. Arg viel größer könnte der Kontrast zu seinem bisherigen Arbeitgeber kaum sein. Wüste statt Bernabeu. Real-Kollege und Schwager Dani Carvajal fasste treffend zusammen: "Das Angebot kann man wirtschaftlich nicht ablehnen."

Kommt noch was?

Joselu ist ein Spätzünder, auch in der Nationalelf Spaniens. Kurz vor seinem 33. Geburtstag bescherte ihm Coach Luis de la de Fuente das Debüt in der Furja Roja. Er dankte es gleich mal mit zwei Joker-Toren gegen Norwegen.

In zwölf Partien im Nationaldress kommt er immerhin auf fünf Treffer und einen Assists. Bei der EURO 24 durfte er bislang nur im sportlich unwichtigen Spiel gegen Albanien (1:0) ran, als Coach De la de Fuente die Komplett-Rotation auspackte. 72 Minuten spielte Joselu, blieb ohne Torerfolg. 

Auch gegen das DFB-Team in der Stuttgarter EM-Arena sind maximal Joker-Minütchen drin, wobei in der Verlängerung auch einige zusammen kommen könnten. Das Spätwerk soll in diesem verregneten Sommer eine weitere Vergoldung erhalten. Deutsche Fans sollten bei jeder Joselu-Minute gewarnt sein - fragen Sie mal bei Bayern-Anhängern nach oder Manuel Neuer.