Hrubeschs Kampf gegen den "Rückwärtsgang" im Kopf

Die DFB-Frauen kämpfen für ihr Sommermärchen: Der Traum von Gold bei den Olympischen Spielen. Für den Erfolg braucht es laut Trainer Horst Hrubesch auch mal mehr Gelassenheit bei seinen Spielerinnen.
Der deutliche 4:0-Sieg gegen Österreich bei der Olympia-Generalprobe in Hannover war ein Fingerzeig an die Konkurrenz. Mit der deutschen Mannschaft ist bei den olympischen Spielen in Paris zu rechnen. Einer der Väter des Erfolgs ist dabei sicherlich Trainer Horst Hrubesch. Für ihn ist es das letzte Turnier als Trainer der deutschen Frauennationalmannschaft.
Der 73-Jährige setzt auf ein selbstbewusstes Team. "Wir spielen immer von der ersten Minute an, was wir vorhaben und ziehen es durch. Wir werden niemals abwarten und schauen, sondern immer handeln", sagte er im "Sport Bild"-Interview. "Dabei machen wir Fehler, das weiß ich. Aber wir bleiben dabei: Wir wollen das Spiel bestimmen und haben die Qualitäten dafür."
Hrubesch: "Die Mädels machen sich zu sehr einen Kopf"
Während Hrubesch die Fehler einkalkuliert und zu einem gewissen Grad auch akzeptiert, ist diese Akzeptanz für seine Spielerinnen noch eine Herausforderung.
"Die Mädels machen sich zu sehr einen Kopf, sie durchdenken alles. Ich sage ihnen immer: Wenn du aus dem ersten Gang in den Rückwärtsgang schalten willst, wird es rattern", philosophierte der Nationaltrainer. "Schaltest du aber in den zweiten Gang, läuft es sauber."
Für die richtige Einstellung im Kopf griff er zu einer ungewöhnlichen Maßnahme in der Olympia-Vorbereitung: Die DFB-Frauen verbrachten einen gemeinsamen Abend mit Olympioniken anderer Sportarten.
"Es schafft das Bewusstsein, worauf man sich einlässt. Andere Sportler haben einen ganz anderen Aufwand als wir. Manche wissen nicht, wie sie sich das Training leisten sollen", erklärte Hrubesch. "Wir wollen gewinnen, wir wollen eine Medaille. Aber bei den Olympischen Spielen bekommst du nicht nur sportlich, sondern auch menschlich etwas fürs Leben mit."
Nach Olympia geht es für den Kult-Trainer erst einmal zum Angeln. Vor der Rente will er aber noch seinen Vertrag beim HSV erfüllen. "Ich möchte mich dort um den Nachwuchsfußball und die Frauen kümmern. Das liegt mir am Herzen."