Der faule BVB-Kompromiss mit Niko Kovac

Borussia Dortmund verpflichtet Niko Kovac als neuen Cheftrainer. Die Entscheidung des BVB erzeugt wenig Aufbruchstimmung und scheint in vielerlei Hinsicht ein fauler Kompromiss zu sein. Ein Kommentar.
Ja, Niko Kovac hat in seiner Trainer-Karriere schon Erfolge vorzuweisen: 2018 gewann Eintracht Frankfurt unter seiner Regie den DFB-Pokal, in einem denkwürdigen Finale gegen den FC Bayern.
Dort heuerte der frühere kroatische Nationalspieler dann wenige Wochen nach dem großen Triumph von Berlin an - und holte in seiner ersten Saison im Amt direkt das Double. In der Bundesliga machten die Münchner damals in der Rückrunde übrigens neun Punkte Rückstand auf den BVB wett.
In Dortmund tritt Kovac offiziell am kommenden Sonntag seine nächste Trainer-Station an, nachdem Interimscoach Mike Tullberg noch das Bundesligaspiel des BVB gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag (ab 15:30 Uhr im Live-Ticker bei sport.de) verantwortet.
Schafft Niko Kovac die BVB-Aufholjagd?
Kovacs Mission lautet Aufholjagd. Nach einer bisher desaströsen Saison und immer schlechter werdenden Leistungen, die letztlich seinen Vorgänger Nuri Sahin den Job kosteten, soll der 53-Jährige die derzeit auf Tabellenplatz elf notierten Westfalen irgendwie noch in den Europapokal hieven.
Das, was in den vergangenen Jahren nach seinem Double-Coup mit dem FC Bayern, in Kovacs Laufbahn passiert ist, weckt aber nur bedingt Hoffnung, dass das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein könnte.
In München wurde er im November 2019 gegangen, nachdem er es sich unter anderem mit Vereinsikone Thomas Müller verscherzt hatte und die Ergebnisse nicht mehr stimmten.
Danach übernahm Kovac die AS Monaco. Auch sein dortiges Engagement war nach einer kurzen Hochphase zu Beginn schnell wieder zu Ende.
Dann coachte Kovac für etwas mehr als eineinhalb Jahre den VfL Wolfsburg. Seine überschaubare Bilanz bei den Niedersachsen: 23 Siege in wettbewerbsübergreifend 66 Partien und ein Punkteschnitt von 1,3.
Zum Vergleich: Unter Sahin holte der BVB immerhin 1,48 Zähler pro Spiel im Schnitt.
BVB sucht nach "Wille" und "Energie"
Warum sich der BVB trotzdem für Kovac entschied? "Energie, Wille und ein Sinn für die Bedeutung des Teamgedankens" hätten seine Mannschaften "immer ausgezeichnet", sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken.
Diese fußballerischen Basics hatten die BVB-Bosse allem Anschein nach unter Sahin zuletzt vermisst.
Dass die Hoffnung darauf, sie wieder zu erwecken, im Jahr 2025 aber ausreicht, um sich für einen Trainerkandidaten zu entscheiden, gibt durchaus Anlass zur Sorge um die großen Ambitionen von einst in Dortmund.
Niko Kovac wohl nur die B-Lösung beim BVB
Ohnehin mutet die ganze Causa Kovac wie ein reichlich fauler Kompromiss an. Österreichs Nationalcoach Ralf Rangnick wurde vom BVB ebenfalls kontaktiert, sagte aber ab.
In die Verhandlungen mit Kovac sollen die Dortmunder Verantwortlichen zudem zunächst mit dem Ziel gegangen sein, ihn nur als "Feuerwehrmann" bis Saisonende zu verpflichten.
Zwar stand der gebürtige Berliner für ein solches Modell nicht zur Verfügung, sein jetzt bis 2026 datierter (und damit auch nicht sonderlich langfristiger) Vertrag könnte "kicker"-Spekulationen zufolge aber eine "Exit-Option" für den Sommer enthalten, sollte die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb nicht gelingen.
All das wirkt nicht so, als sei man beim BVB davon überzeugt, mit Niko Kovac eine neue Erfolgsära prägen zu können - vielleicht eine realistische Einschätzung der Entscheider.