Bielefeld träumt vom Wunder - VfB will Saison retten

Mehr "David gegen Goliath" geht kaum: Underdog Arminia Bielefeld träumt von seiner größten Nacht, Favorit VfB Stuttgart muss im DFB-Pokalfinale eine schwache Saison retten.
Sebastian Hoeneß und Mitch Kniat lächelten für die Fotografen artig neben dem goldenen DFB-Pokal, doch anfassen wollte das Objekt der Begierde noch keiner. Während der Trainer des VfB Stuttgart im Duell "David gegen Goliath" eine verkorkste Saison retten will und dafür auf Rückkehrer Angelo Stiller hofft, träumt der Coach von Underdog Arminia Bielefeld von der größten Nacht in der Vereinsgeschichte.
Vor dem Endspiel der Gegensätze am Samstag (20:00 Uhr/ZDF und Sky) im Berliner Olympiastadion warnte Hoeneß vor dem Drittliga-Meister. "Wir müssen davon ausgehen, dass es die größtmögliche Aufgabe wird. Trotzdem wollen wir den Pokal in die Höhe recken. Das ist das einzige Ziel, das es geben kann, wenn du hier bist." Ähnlich klang auch Nationalstürmer Deniz Undav: "Wir gehen das Spiel an, als würden wir gegen Bayern oder Real Madrid spielen."
Denn Favoritenschreck Arminia, dem angeblich 100.000 Fans in die Hauptstadt folgen sollen, wittert seine große Chance gegen den gestrauchelten Champions-League-Starter. "Wir wollen uns hier nicht einen schönen Tag machen, sondern das Spiel auch gewinnen und diesen schönen Pokal in der Hand halten", sagte Kniat, der sich über Euphorie rund um den Klub freute. "Ich glaube in Bielefeld arbeitet seit einer Woche keiner mehr. Die machen sich alle auf den Weg hierher", scherzte er.

VfB kann den vierten Pokalsieg der Vereinsgeschichte holen
Bielefeld darf davon träumen, im Jahr des 120. Jubiläums als erster Drittligist den Pokal zu gewinnen und wundersam in die Europa League einzuziehen. Der Außenseiter hat nach dem jüngsten Aufstieg sowie den Pokal-Triumphen gegen Schwergewichte wie den Titelverteidiger Bayer Leverkusen Selbstbewusstsein entwickelt. "Wie in allen Spielen davor: Wir haben keine Chance, und die müssen wir nutzen", sagte Kniat.
Und der VfB? Der ist nach einer mehr als durchwachsenen Saison zum Siegen verdammt. Die Schwaben waren mit großen Erwartungen als Vizemeister in die Spielzeit gestartet, spielten in der Königsklasse, stürzten in der Liga aber bitter ab - und verpassten als Tabellenneunter die Europapokal-Qualifikation. Jene soll nun mit einem Erfolg am Samstag, dem vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997, verspätet gelingen. Nur so kann das VfB-Jahr glimpflich enden.
Undav weiß: "Können vieles wieder gutmachen"
"Wir können durch den Sieg vieles wieder gutmachen. Dann hast du trotz vieler negativer Dinge eine gute Saison gespielt, weil du dich wieder für Europa qualifiziert hast", sagte Undav, während sein Trainer gar befand: "Wir haben eine Riesenchance, in diesem Spiel der Saison eine Krone aufzusetzen." Ob der Coach sich aber zur Feier des Tages, wie Ex-Bundestrainer Joachim Löw 1997, die Haare abrasieren lassen würde, ist mehr als fraglich. "Das macht er nicht", prophezeite Undav schelmisch.
Für den Traum vom ersten VfB-Titel seit der Meisterschaft 2007 liegen viele Hoffnungen auf dem bestens aufgelegten Shootingstar Nick Woltemade - aber möglicherweise auch auf Angelo Stiller. Der Nationalspieler stand keine zwei Wochen nach seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk im Abschlusstraining am Freitag auf dem Platz. Ob es für einen Einsatz reicht, will Hoeneß erst am Samstag entscheiden.
"Aktuell ist es positiv. Trotzdem müssen wir schauen, wie die Reaktion ausfällt", sagte der 43-Jährige. Er und sein Trainerteam seien "zumindest guter Hoffnung."
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Bielefeld: Kersken - Lannert, Großer, Schneider, Oppie - Russo - Corboz, Schreck - Sarenren Bazee, Wörl - Grodowski. - Trainer: Kniat
Stuttgart: Nübel - Vagnoman, Jeltsch, Chabot, Mittelstädt - Karazor, Stiller (Millot) - Leweling, Undav, Führich - Woltemade. - Trainer: Hoeneß
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)