08.10.2013 09:30 Uhr

Wiederholungstäter: Stadionsperre für Milan

Vor dem Spiel gab es noch eine Schweigeminute für die Todesopfer der Katastrophe vor Lampedusa
Vor dem Spiel gab es noch eine Schweigeminute für die Todesopfer der Katastrophe vor Lampedusa

AC Milan: Allein schon der Klang des Vereinsnamens brachte die Gegner in den 90er-Jahren zur Verzweiflung. Klingt nicht nur wie eine längst vergangene Zeit, sondern ist es auch. Die bittere Gegenwart in Mailand: Absturz auf Platz zwölf in der italienischen Serie A und nun ein "Geisterspiel" wegen des wiederholten Fehlverhaltens der Milan-Fans.

Beim Traditionsduell am Sonntagabend gegen Juventus hatte zunächst alles noch ganz gesittet begonnen: Vor dem Spiel gab es eine gemeinsame Schweigeminute der beiden Mannschaften für die Todesopfer der Katastrophe vor Lampedusa. Doch die Juve-Titel der beiden vergangenen Spielzeiten dürften bei den mitgereisten Milan-Fans offensichtlich noch nicht verdaut worden sein.

Als dann noch trotz des frühen Führungstreffers durch Sulley Ali Muntari (1.), die Hausherren mit Toren von Andrea Pirlo (14./Freistoß), Sebastian Giovinco (68.) und Giorgio Chiellini (74.) die Partie drehten, bekam der Rivale aus Turin die verbale Rechnung präsentiert. 

Geisterspiel wegen territorialer Diskriminierung

"Noi non siamo Napoletani", laueteten die Choräle der Gästeanhänger in der mit 38.722 Zuschauern besetzten Juventus Arena. Für das Sportgericht war dies "territoriale Diskriminierung" und weil die Milan-Fans schon durch ihre Gesänge am 22. September beim Heimspiel gegen Napoli vorbelastet waren, gibt es nun ein "Geisterspiel".

Am 19. Oktober wird bei der Partie gegen Udinese im Stadio Giuseppe Meazza unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt. Eine Stadionsperre, die bei Milan in Person von Vizepräsident Adriano Galliani auf völliges Unverständnis stieß. "Ich war im Stadion und habe diese Choräle nicht gehört. Weder in einer Zeitung, noch im TV waren sie ein Thema. Wahrscheinlich, weil es nichts gab. Vielleicht haben die Funktionäre sie im Bad oder an der Bar gehört. Alles was ich vernahm, waren die Sprechchöre gegen Mario Balotelli."

Strafen gegen Rassismus sind für Galliani verständlich, aber nicht solche Entscheidungen, "die gegen alle Regeln des gesunden Menschenverstandes sind. Ich verstehe nicht, warum es so etwas nur in Italien gibt, wo unsere Stadien ohnehin schon leer sind."

Speziell der einstige Publikumsgigant AC Milan leidet gewaltig unter den Rückgang der Zuschauerzahlen. Beim letzten Heimspiel gegen Sampdoria passierten nur 31.575 Besucher die Drehkreuze in San Siro. In der beeindruckenden Arena mit über 80.000 Plätzen eine mehr als nur bedenkliche Zahl.

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red