12.06.2016 12:55 Uhr

Tragischer Todesfall erschüttert ÖFB-Team

ÖFB-Teamchef Marcel Koller blickt voller Sorge auf György Garics
ÖFB-Teamchef Marcel Koller blickt voller Sorge auf György Garics

Vor Österreichs Auftaktspiel bei der EM 2016 am Dienstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Ungarn erschüttert ein tragischer Todesfall die Nationalmannschaft. Der Vater von György Garics erlag einem Krebsleiden. Am Sonntag reagierte der ÖFB und schickte Verbandspräsident Leo Windtner und Garics selbst in die Mixed Zone des Pressezentrums in Mallemort. Die wichtigste Botschaft: Der Teamspieler bleibt in Frankreich.

György Garics, der gleichnamige Papa des österreichischen Nationalspieler, wurde am 24. April 1954 geboren. Er war selbst Fußball-Profi in Szeged, bei MTK-Vörös Meteor Sport Kör und Szombathelyi Haladás. Dort lernte ihn auch Ungarns Kult-Keeper Gábor Király kennen, der sich vom Ableben von Garics Senior betroffen zeigte.

"Sein Vater wird ihm am Dienstag von oben die Daumen drücken", meinte Király in Richtung von Garics Junior, mit dem er ebenfalls selbst bekannt ist, und verabschiedete sich würdig vom Verstorbenen: "Ruhe in Frieden, Gyuri!"

ÖFB-Teamspieler Garics wurde in Ungarn geboren und wuchs in Szombathely nahe der österreichischen Grenze auf. Sein Vater war gegen Ende der aktiven Karriere auch als Spieler und Trainer bei einigen Vereinen im Burgenland tätig. Der Stammhalter wurde von Rapid entdeckt und übersiedelte mit 14 Jahren nach Wien - ohne Eltern und mit rudimentären Deutschkenntnissen. Mittlerweile ist er 41-facher Internationaler und sagt stolz: "Ich habe diesem Land am meisten zu verdanken, sowohl als Mensch als auch als Fußballer."
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Garics wurde Abschied vom todkranken Vater ermöglicht

Der ÖFB hatte Garics am Dienstag beim letzten Training des Nationalteams in Wien vor der Abreise zur Europameisterschaft eine Verabschiedung von seinem Vater ermöglicht. Am Mittwoch flog er mit der Mannschaft nach Frankreich und am Donnerstag dann die Schreckensmeldung: Um 11:30 Uhr verstarb daheim sein Papa.

Der Sohn legte am Sonntag in der Interview-Zone einen ganz starken Auftritt hin. Es ist nicht selbstverständlich sich nach so einer privaten Tragödie den Kameras, Mikrofonen und Aufnahmegeräten der Journalisten zu stellen. Die Augen des 32-Jährigen glänzten bei manchen Fragen, aber er bewahrte stets die Fassung. Seine Aussagen hatten Gehalt, Stil und Würde.

György Garics über.....

den Umgang mit dem Tod seines Vaters:

Es ist sicher nicht die einfachste Phase meines Lebens. Aber ich hatte die Möglichkeit mich von meinem Papa zu verabschieden. Ich konnte ihn noch am Dienstag sehen. Am Tag vor seinem Tod haben wir telefoniert und ich konnte meinen Tagesablauf hier bei der Nationalmannschaft schildern. Wir wussten seit August 2015 von seiner Krankheit und haben versucht die letzten zehn Monate zu kämpfen. Es war ein großer Wunsch von ihm daheim seinen Frieden zu finden und es ist in Erfüllung gegangen: Er war zu Hause als er starb.

den Moment als er die Nachricht bekam:

Ganz traurig. Es ist für mich zu früh passiert und für den Papa natürlich auch. Aber es gibt Sachen im Leben, die wir nicht beeinflussen können. Ein Leitsatz von ihm war: Nutze Deine Energie für Dinge, die Du ändern kannst. Ich konnte ihm zum Abschied noch mitgeben, was ich ihm mitgeben wollte. Ein großes Ziel meines Vaters haben wir gemeinsam erreicht: Ich bin hier bei der Europameisterschaft. Er war nicht nur das Oberhaupt meiner Familie, sondern hat auch als Trainer gemeinsam mit mir meine Karriere geplant.

ob eine Abreise ein Thema war:

Papa hätte nie gewollt, dass ich die Mannschaft verlasse. Sein und mein großer Traum ist mit der EM-Teilnahme in Erfüllung gegangen. Da soll ich jetzt abreisen, wo es hier los geht? Der Fußball war sein Leben und dafür hat er alles gegeben. Ich bin ihm dafür dankbar und werde auch weiter hier beim Nationalteam sein. Natürlich hätte ich daheim bei meiner Familie sein können um das Händchen von Mama und Schwester zu halten. Aber mein Vater wollte, dass ich bei der Europameisterschaft bleibe.

die Beisetzung seines Vaters:

Es wird kein "normales" Begräbnis geben, sondern mein Papa wird eingeäschert. Wir haben vor ein paar Jahren einen Platz gefunden, wo seine Asche verstreut wird. Das hat er sich so gewünscht und natürlich werden wir dem jetzt nachkommen. Leider konnte er die EM nicht mehr erleben. Aber ich werde nun alles dafür tun, dass ich ihn da oben noch stolzer mache.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Mallemort/Frankreich