11.10.2017 14:08 Uhr

Rampenlicht: Werder-Flop photobombt Seleção-Bild

Ex-Werder-Akteur Marcelo Moreno schummelte sich aufs Seleção-Foto (Bildquelle: twitter.com/CBF_Futebol)
Ex-Werder-Akteur Marcelo Moreno schummelte sich aufs Seleção-Foto (Bildquelle: twitter.com/CBF_Futebol)

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen früheren Werder-Bolivianer auf dem Mannschaftsfoto Brasiliens, den "griechischen Borowski" und einen slowakischen Wandervogel, der einst aus dem Kirschbaum fiel.

Aus sportlicher Sicht wird das 0:0 zwischen Bolivien und Brasilien in der Qualifikation für die WM 2018 nicht vielen in Erinnerung bleiben. Ein Szene vor dem Spiel allerdings schon.

Beim obligatorischen Mannschaftsfoto stand plötzlich ein Bolivianer im grünen Dress neben den gelb gekleideten Brasilianern. Was war passiert? Marcelo Moreno hatte sich unter seine brasilianischen Kollegen geschummelt. Die Aktion war aber kein plumpes Fotobombing, sondern eine schöne Geste.

Der Angreifer hat nämlich eine Verbindung zu Brasilien. Als Sohn eines brasilianischen Vaters und einer bolivianischen Mutter spielte er früher in der U20-Auswahl Brasiliens. Später entschied er sich aber für die Nationalelf seines Geburtslandes. Der Kontakt nach Brasilien scheint aber nie abgerissen zu sein.

Ein alter Bekannter aus Bremen

Auch in Deutschland ist der mittlerweile 30-Jährige kein Unbekannter. 2009 wechselte er mit vielen Vorschusslorbeeren von Schachtar Donezk zu Werder Bremen. Dort sollte er die Tradition der erfolgreichen Südamerikaner um Claudio Pizarro, Aílton und Diego fortsetzen.

Das gelang Moreno aber nicht. An der Weser kam der Mittelstürmer nur auf fünf Bundesliageinsätze und blieb torlos. Bereits nach sechs Monaten verließ er die Hansestadt wieder.

Mittlerweile kickt Moreno in der zweiten chinesischen Liga bei Wuhan Zall FC. Dort trifft er allerdings fast wie er will. Aktuell steht er bei 20 Toren in 26 Ligaspielen.

"Griechischer Borowski" wird "Grusel-Grieche"

Nur unwesentlich erfolgreicher war Alexandros Tziolis im Werder-Trikot. Der in Stuttgart aufgewachsene Grieche wechselte im Januar 2009 von Panathinaikos auf Leihbasis nach Bremen. Dort galt er wegen seiner imposanten Statur und seiner Spielweise als "griechischer Borowski".

Doch glücklich wurde der Mittelfeldspieler in Deutschland nicht. Zwar kam er auf 15 Bundesligaeinsätze und einen Treffer, doch seine Leistungen im grün-weißen Trikot blieb eher mau.

"Seine Schuss-Qualität kommt überhaupt nicht zum Tragen. Ich weiß nicht, ob ihm das Selbstvertrauen fehlt", sagte der damalige Werder-Trainer Thomas Schaaf über den Sechser. Die "Bild" bezeichnete Tziolis sogar als "Grusel-Griechen".

Bremen zog die Kaufoption in Höhe von 1,7 Millionen Euro nicht. Tziolis begann eine Odyssee durch Europa. Insgesamt spielte er bei elf Vereinen in neun Ländern. Aktuell schnürt der Hellene für den saudi-arabischen Klub Al Fayha die Fußballschuhe.

In der griechischen Nationalmannschaft kam der 1,90-Hüne aber trotz aller Vereinswechsel immer zum Einsatz. 67 Partien absolvierte er für die Ethniki. In der aktuellen WM-Qualifikations-Runde erzielte er seinen zweiten Treffer im blau-weißen Trikot.

Mit seinem Kopfballtor nach einer Ecke sorgte er für den 2:1 Sieg der Griechen im Klassiker gegen Zypern. Der frühere Werder-Flop hielt so die Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme am Leben.

Kirschbaum, Big Apple und Bukarest

Viel dürfte dem geneigten Liebhaber des runden Leders nicht in Erinnerung geblieben sein von Adam Nemec' sportlich eher unauffälliger Reise durch den deutschen Klubfußball. Nach einer Station bei Erzgebirge Aue und einem Gastspiel in Belgien landete der Slowake 2009 beim 1. FC Kaiserslautern.

Für die Roten Teufel kam Nemec zwar in der Bundesliga zum Einsatz, machte aber doch eher durch eine kuriose Verletzung auf sich aufmerksam. Im heimischen Garten fiel er aus einem Kirschbaum und zog sich dabei eine Gehirnerschütterung und einige Knochenbrüche zu – drei Monate Pause.

Über ein sechsmonatiges Intermezzo beim FC Ingolstadt gelangte Nemec  anschließend nach Köpenick zu Union Berlin. Dort bekam der Stürmer wegen seiner Kopfballstärke den Spitznamen "Air Nemec" verpasst, verkrachte sich aber mit Trainer Norbert Düwel und wechselte 2015 zum New York City FC in die MLS. Im Big Apple traf er auf Superstars wie David Villa, Frank Lampard und Andrea Pirlo, kam aber nur in neun Spielen zum Einsatz.

Mittlerweile spielt Nemec in der rumänischen Liga bei Dinamo Bucureşti. Auf internationalem Parkett tritt er seit 2006 für die Slowakei an. 28 Länderspiele stehen bisher zu Buche. Die beiden letzten seiner neun Tore erzielte er in der aktuellen Quali-Runde gegen den Fußballzwerg Malta.

Sebastian Ernst