02.11.2018 18:19 Uhr

Enthüllt: FC Bayern prüfte Bundesliga-Ausstieg

Wollte der FC Bayern München die Bundesliga verlassen?
Wollte der FC Bayern München die Bundesliga verlassen?

Fußball-Rekordmeister FC Bayern München hat sich bereits im Jahr 2016 offenbar konkret mit dem Ausstieg aus Bundesliga und Champions League beschäftigt.

Wie der "Spiegel" unter Bezugnahme auf einen Datensatz der Enthüllungsplattform Football Leaks berichtet, ließ der FC Bayern damals von der internationalen Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb prüfen, ob und unter welchen Umständen der Verein beide Wettbewerbe verlassen könnte.

Dem Bericht zufolge soll sich die Juristen beispielsweise konkret mit der Frage beschäftigt haben, ob die Münchner im Falle eines solchen Ausstiegs noch weiterhin Nationalspieler abstellen müssten oder die nationalen und internationalen Verbände den Verein haftbar machen könnten.

Erteilt haben soll den Auftrag an die Kanzlei Michael Gerlinger, Chefjustiziar des FC Bayern. Er habe in Zusammenarbeit mit sechs anderen europäischen Top-Klubs die Gründung einer Super League erörtert.

Die UEFA habe das Vorhaben der Big Player nur verhindern können, indem sie ihnen ab der Saison 2018/19 mehr Geld und Macht zugestand. 

Durch die folgende Reform der Champions League, die den vier stärksten Ligen jeweils vier Startplätze für die Gruppenphase sichert, war eine Superliga zum damaligen Zeitpunkt kein Thema mehr.

Auch Gerlinger sagte dem Nachrichtenmagazin, dass Gedankenspiele zum Ausstieg aus der Bundesliga schnell "völlig vom Tisch" gewesen seien.

Superliga für FC Bayern, BVB und Co. wird aktuell offenbar wieder konkreter

Aktuell, so der "Spiegel" weiter, würden die Pläne zur Gründung einer Superliga allerdings wieder konkreter. Eine Beraterfirma soll Real Madrid im Oktober entsprechende Pläne vorgelegt haben.

Demnach sei vorgesehen, dass 16 Topklubs, darunter der FC Bayern und Borussia Dortmund, eine Absichtserklärung im Laufe dieses Monats unterzeichnen.

Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der UEFA getragene Champions League in ihrer jetzigen Form. Die Superliga würde nach diesen Vorstellungen privatwirtschaftlich und damit außerhalb der bestehenden Verbände organisiert werden.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kommentierte die Pläne dem Magazin gegenüber nicht direkt. Dass es aber aktuelle Gespräche über die Superliga gebe, "das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Klubs Europas da deutlich dran stricken". Allerdings seien diese Pläne wohl "noch nicht sehr konkret".

Watzke versprach: "So lange ich hier die Verantwortung trage, wird der BVB die Bundesliga nicht verlassen."

Der FC Bayern teilte dem "Spiegel" mit, "weder die Existenz noch der Inhalt" des Entwurfes der Absichtserklärung seien dem Club bekannt.

Der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuletzt im Interview des Magazins "11 Freunde" gesagt, dass er in ferner Zukunft mit der Einführung einer europäischen Superliga rechne: "Ich vermute, dass diese Liga eines Tages kommen wird. Aber fragen Sie mich nicht, wann."

FC Bayern als festes Mitglied, BVB als ""anfänglicher Gast"

Zu den 16 Klubs, die laut "Spiegel" von 2021 an in einer Superliga spielen könnten, gehören neben dem FC Bayern auch Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal, Manchester City, FC Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und AC Mailand als Gründer, die nicht absteigen können.

Dazu kämen zunächst Atlético Madrid, Borussia Dortmund, Olympique Marseille, Inter Mailand und AS Rom als "anfängliche Gäste". Im Gespräch ist auch eine zweite Liga, in die nur diese Gäste absteigen könnten.

2016 war auch der FC Schalke 04 als möglicher Teilnehmer an der Superliga genannt worden. Die damals diskutierte Liga sollte mit Spielen dienstags, mittwochs und samstags über 34 Wochen laufen.

Hintergrund der Planspiele sind die im kommenden Jahr anstehenden Verhandlungen über Verteilung der Gelder aus der Champions League von 2021 an. Derzeit schüttet die UEFA jährlich Prämien von 2,04 Milliarden an die Clubs der Champions League aus, die erfolgreichsten Vereine bekommen bis zu 100 Millionen Euro.

Die Idee, dass sich die Topklubs in einer eigenen Liga organisieren, um deutlich höhere Einnahmen zu erzielen, gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten.