24.06.2019 15:45 Uhr

DFB-Frauen zwischen quakende Frösche und Luxusprobleme

Dzsenifer Marozsán kehrt im WM-Viertelfinale wieder zurück
Dzsenifer Marozsán kehrt im WM-Viertelfinale wieder zurück

Zurück im schmucken Golf-Resort "Domaine de Cice-Blossac" könnten sich die deutschen Fußballerinnen so richtig heimisch fühlen - wären da nicht die quakenden Frösche in den umliegenden Seen, die die Nachtruhe stören.

"Ich schlafe deswegen mit Ohropax, da wir bei der Wärme nachts das Fenster offen lassen", sagte Melanie Leupolz während der ersten Pressekonferenz nach der Rückkehr an den Ort, an dem vor drei Wochen die "Tour de France" begonnen hatte.

Die Mittelfeldspielerin muss tatsächlich ausgeschlafen und hellwach sein. Vor dem WM-Viertelfinale am Samstag in Rennes hat sich der Konkurrenzkampf um die begehrten Plätze in der deutschen Zentrale durch das bevorstehende Comeback von Dzsenifer Marozsán (Zehenbruch) noch einmal verschärft - ein Luxusproblem.

Denn in Abwesenheit der Spielmacherin hatte zuletzt Lina Magull die Aufgabe als Kreativposten übernommen und so Argumente für weitere Einsätze gesammelt. Leupolz, die vor dem Turnier als unumstrittene Stammkraft im defensiven Mittelfeld neben Sara Däbritz galt, musste sich bei den vier Siegen ohne Gegentor derweil mit weniger Spielzeit als gedacht zufrieden geben.

Kampf um die Plätze in vollem Gange

Im Achtelfinale gegen Nigeria (3:0) spielte die Kapitänin von Bayern München nur in der ersten Hälfte. Mit der Situation als Teilzeitkraft ist die 25-Jährige spürbar unzufrieden, auch wenn sie sich nach außen pflichtgemäß in Diplomatie übt.

"Wir haben so einen guten Kader, da kann die Trainerin immer entscheiden, wen sie aufstellen möchte. Klar möchte ich so viel spielen, wie es geht", sagte sie: "Aber es wird viel rochiert, und ich habe ja nach wie vor meinen Platz im Team und meine Verantwortung."

Die gilt bei allem Konkurrenzdenken auch einer Spielerin wie Lena Oberdorf, die am Montag neben Leupolz erstmals bei dieser WM auf dem DFB-Podium saß. Das 17 Jahre alte Küken sammelt bei diesem Turnier wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau und bekam auf der Sechserposition beispielsweise schon deutlich mehr Einsatzminuten als Lena Goeßling, die erfahrenste Spielerin im gesamten DFB-Kader.

Entsprechend zufrieden zeigte sich Oberdorf. "Für mich ist eine sehr schöne Zeit. Ich hoffe, dass sie noch bis zum Finale und darüber hinaus andauert", sagte das Multitalent von der SGS Essen. Was "Obi" und "Melly" gemeinsam haben: Beide gelten im Vergleich zu Magull, Däbritz oder Marozsan eher als "Abräumer", wie Oberdorf es formulierte.

"MVT" und die Qual der Wahl

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat im nächsten K.o.-Spiel also die Qual der Wahl. Die Zusammenstellung des Personals, das betonte auch Leupolz, hängt natürlich von der taktischen Ausrichtung gegen den jeweiligen Gegner ab. Der zweimalige Weltmeister trifft auf den Sieger des Achtelfinales zwischen Schweden und Kanada am Montagabend.

Doch vorher gönnt die Chefin ihren Schützlingen am Dienstag einen komplett freien Tag. Zeit zum Bummeln in der Stadt, für Kartenspiele im Hotel oder für das, was Elftklässlerin Oberdorf erledigen muss: "Stoff für die Schule nachholen." Die lauten tierischen Nachbarn werden den Youngster auch dabei nicht aus der Ruhe bringen. "Die gehören ja zur Familie", sagte Oberdorf.