18.09.2019 15:18 Uhr

Belgrad-Bilanz sollte Bayern warnen: Roter Stern im Check

Roter Stern Belgrad will den FC Bayern in der Champions League ärgern
Roter Stern Belgrad will den FC Bayern in der Champions League ärgern

Am Mittwochabend (21:00 Uhr) startet Fußball-Bundesligist FC Bayern München gegen Roter Stern Belgrad in die Champions-League-Saison 2019/20. Der deutsche Rekordmeister sollte vor dem Spiel gewarnt sein: Gegen die Serben haben die Münchner eine bestenfalls durchschnittliche Bilanz. Im Gegnercheck stellt weltfussball den Kontrahenten der Bayern vor.

  • Der Verein

Der 1945 gegründete Fußballklub Roter Stern Belgrad ist seit Jahrzehnten das Beste, was der serbische Fußball zu bieten hat. Das Team aus der Hauptstadt spielt seit 1946 ununterbrochen der höchsten Spielklasse der Landes und sammelte schon im Vorgängerstaat Jugoslawien eifrig Trophäen. Insgesamt sicherte sich die Mannschaft 30 Meistertitel (20 Mal jugoslawischer Meister) und 24 Pokalsiege (19 Mal jugoslawischer Pokalsieger).

Der größten Erfolg der Vereinsgeschichte gelang 1991, als Roter Stern im Finale gegen Olympique Marseille den Europapokal der Landesmeister gewann. 

Ihre Heimspiele trägt die Mannschaft im ehrwürdigen Stadion Rajko Mitic aus. Während die Arena früher über 100.000 Fans fasste und in Anlehnung an das Stadion in Rio de Janeiro den Beinahmen "Marakana" trug, finden heute international nur noch etwa 55.000 Zuschauer Platz.  

  • Die aktuelle Saison

In die neue Spielzeit ist der amtierende Meister mit viel Rückenwind gestartet. Das Team aus der Millionen-Metropole gewann seine ersten sechs Ligaspiele und unterstrich damit seine Ambitionen in der nationalen Liga. Da jedoch die Teams aus Vojvodina und Backa Topola schon zwei Spieler mehr absolviert haben, liegt der Titelverteidiger aktuell nur auf Platz drei. Mit einem Sieg aus den beiden Nachholspielen würde Roter Stern aber an die Tabellenspitze springen. 

In der Königsklasse würde das Weiterkommen in einer Gruppe mit den Bayern und Vorjahresfinalist Tottenham Hotspur zwar einer Sensation gleichen, die Serben werden jedoch bis in die Haarspitzen motiviert sein und sich letztlich mit Olympiakos Piräus um Platz drei und somit der Teilnahme an der K.o.-Runde der Europa League duellieren. Gegen Bayern und die Spurs dürften zudem die Partien auf heimischen Geläuf Priorität genießen.

Zumal in den nächsten Wochen auch in der Heimat wichtige Partien auf dem Programm stehen: Am kommenden Sonntag erwartet Partizan den Belgrader Stadtrivalen zum "ewigen Derby". Drei Tage später startet der Rekordmeister in den nationalen Pokal, den der Verein seit 2012 nicht mehr gewinnen konnte.

  • Der Schlüsselspieler

Der Star im Team von Roter Stern ist ein alter Bekannter aus der Bundesliga: Marko Marin deutete einst bei Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen an, dass er ein ganz Großer werden könnte. Doch nach seinem Wechsel zum FC Chelsea im Sommer 2012 und diverser Leihgeschäfte ging dem Mittelfeldspieler seine Leichtigkeit ein Stück weit verloren. 

In Belgrad ist der 16-fache deutsche Nationalspieler seit der letzten Saison der Taktgeber im Mittelfeld. Mit Beginn der neuen Spielzeit wurde der 30-Jährige sogar zum Kapitän befördert. Auch in den acht Qualifikationsspielen für die Champions League bestach Marin mit seiner technischen Raffinesse und seinen Tempo-Dribblings. Bis jetzt gelang ihm ein Treffer sowie drei Torvorlagen auf der internationalen Bühne.  

"Er wird der Messi von Belgrad genannt", bemerkte auch Bayern-Torhüter Manuel Neuer, der sich auf das Wiedersehen mit dem "alten Weggefährten" aus DFB-Zeiten freut.

  • Der Trainer

Seit 2017 wird Roter Stern von Vladan Milojevic trainiert. Der Serbe verbrachte den Großteil seiner Karriere bei kleineren Klubs in seiner Heimat und feierte 2015 überraschend den Pokalsieg mit FK Cukaricki. Nach kurzen Intermezzi bei Omonia Nikosia auf Zypern und Panionios in Griechenland heuerte er schließlich bei Roter Stern an, wo er 1996 schon als Spieler ein halbes Jahr tätig war. Seitdem haben die Belgrader in der heimischen Liga lediglich zwei Spiele verloren. 

Während der 49-Jährige in der Meisterschaft schon einmal taktisch experimentiert und zur Dreierkette greift, bleibt er auf internationalem Parkett bei seiner Lieblingsformation. In allen acht Spielen der Champions-League-Quali lief sein Team im 4-2-3-1-System auf.   

  • Der direkte Vergleich

Beflügeln dürften den Außenseiter die bisherigen fünf Duelle mit dem FC Bayern: Im Achtelfinale des UEFA Cups scheiterte Roter Stern 1979/80 knapp nach einem 3:2-Heimerfolg und einem 0:2 in der Fremde, im Halbfinale der Königsklasse kegelten die Serben den Bundesliga-Riesen 1991 hingegen mit einem 2:2 vor heimischer Kulisse und einem 2:1-Sieg in München aus dem Wettbewerb. 

Zum letzten Vergleich kam es am 25. Oktober 2007 in der Gruppenphase der Europa League. In Belgrad führten die Hausherren lange mit 2:1, ehe Miroslav Klose (85. Minute) und Toni Kroos (90.) die Münchner retteten.

  • Die Stimmen

Marin fiebert dem Spiel beim FC Bayern mit Spannung entgegen: "Es wird auch für uns eine schöne Atmosphäre sein", freut sich der ehemalige Bundesliga-Spieler. 

Niko Kovac erwartet derweil von seiner Mannschaft einen konzentrierten Auftritt: "Wir haben ganz klar die Aufgabe, den Gegner von der ersten Minute an zu bearbeiten, dass wir unser Spiel aufziehen." Der Wunsch des Kroaten lautet: "So früh wie möglich ein Tor schießen."

Belgrad-Trainer Milojevic kann sich derweil mit der Außenseiterrolle durchaus anfreunden: "Am wichtigsten wird für uns sein, dass wir rausgehen und unser Bestmögliches tun. Alle wissen um die Qualität des Gegners. Sie sind ein Favorit auf den Champions-League-Titel. Aber wir haben keine Angst."