05.11.2019 15:51 Uhr

Bierofka tritt als Löwen-Coach zurück

Daniel Bierofka kehrt 1860 München offenbar den Rücken
Daniel Bierofka kehrt 1860 München offenbar den Rücken

Was der FC Bayern kann, kann der Münchner Lokalrivale TSV 1860 schon lange: Keine zwei Tage nach dem Aus von Niko Kovac beim deutschen Fußball-Rekordmeister stehen auch die Löwen ohne Trainer da.

Bierofka hatte seine dunkelblaue Basecap tief in sein bärtiges Gesicht gezogen, doch die Tränen in seinen Augen waren gut zu erkennen. "Es ging einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr zurück", sagte er, als er am Dienstagnachmittag das Klubgelände der Löwen an der Grünwalder Straße verließ - da war Bierofka angeblich schon nicht mehr Trainer des traditionsreichen, aber wieder einmal heillos zerstrittenen Drittligisten.

Der Fanliebling hat hingeschmissen. Die ewigen internen Querelen haben den 40-Jährigen zermürbt. Sechzig ohne Kultcoach Bierofka? "Ehrlich gesagt, nicht vorstellbar für mich", sagte Torjäger Sascha Mölders noch am Samstag nach dem erlösenden 4:2 des Tabellen-15. gegen Viktoria Köln. Drei Tage später ist das Undenkbare wohl wahr geworden - und 1860, das die Trennung zunächst nicht bestätigte, steht mal wieder als Chaosklub da.

Investor Hasan Ismaik reiste umgehend nach München, um Bierofka persönlich von einem Verbleib zu überzeugen. In den Sozialen Medien veröffentlichte der Jordanier ein emotionales Statement:


"Ich bin entsetzt, mit welchen Methoden Daniel Bierofka beim TSV 1860 beschädigt wird. Seit Monaten wird unser Trainer gemobbt. Für mich ist das eine Schande, die ich nicht in Worte fassen kann. Ich fordere die Personen auf, die mit ihrer hinterhältigen Taktik 1860 ganz bewusst schaden wollen, sich zu erkennen zu geben und die Gründe für ihr feiges Handeln zu nennen. Ich hoffe, dass denjenigen bewusst ist, was sie mit ihrer Diskreditierung Bierofkas anrichten, wenn er den Verein verlässt. Viele Spieler sind ausschließlich wegen ihm zu 1860 gewechselt, weil sie unter ihm arbeiten wollen. Zudem stehen 99 Prozent der Fans geschlossen hinter Bierofka."


Tatsächlich genießt Bierofka in München-Giesing Kultstatus. Zwischen 2000 und 2002 sowie von 2007 bis 2014 bestritt der ehemalige Nationalspieler 219 Begegnungen für die Löwen (29 Tore), danach bekleidete er als Trainer verschiedene Positionen im Verein. Dass er die erste Mannschaft nach dem Absturz in die viertklassige Regionalliga 2017 übernahm und wieder in den Profifußball führte, dürften ihm die Sechziger nie vergessen.

Bierofkas Vertrag lief bis 2022, dem Vernehmen nach einigte er sich mit der Klubführung aber auf eine Aufhebung der Arbeitsbeziehung. Er vermisste allem Anschein nach den Rückhalt der Bosse. Nach dem Sieg gegen Köln hatte er Querschüsse beklagt, die nicht zum ersten Mal aus dem "inneren Zirkel des Vereins" gekommen seien. "Lange schaue ich mir das nicht mehr an", betonte er - und behielt recht.

Schon im Sommer hatte Bierofka sich darüber beschwert, dass sich die Verantwortlichen nicht intensiv genug um neue Spieler bemühten. Zugleich musste er sich Diskussionen um sein angeblich zu hohes Gehalt erwehren. Das ist jetzt vorbei. Wie es ohne ihn bei den Löwen weiter geht, blieb zunächst offen.