18.02.2020 10:40 Uhr

Wie es Oliver Reck in der Fußball-Provinz ergeht

Als Trainer in der niedersächsischen Provinz beim SSV Jeddeloh II aktiv: Oliver Reck
Als Trainer in der niedersächsischen Provinz beim SSV Jeddeloh II aktiv: Oliver Reck

Nach einer illustren Spielerkarriere mit Engagements unter anderem beim FC Schalke 04 und bei Werber Bremen arbeitet Oliver Reckt jetzt als Trainer in der Provinz: beim SSV Jeddeloh II.

Die Kommandos sind bis zur nahe gelegenen Schule zu hören. "Gut gemacht, Tim", "Körper breit machen", "Abschluss suchen" - es sind die Worte von Oliver Reck, die an diesem bitterkalten und windigen Vormittag über den Kunstrasenplatz in Edewecht hallen.

In dunkler Trainingsmontur steht der langjährige Torwart von Werder Bremen und Schalke 04 in der Mitte des Platzes.

Dass er beim Regionalligisten SSV Jeddeloh II bei dieser Einheit nur sechs Spieler zur Verfügung hat, stört ihn nicht. "Das ist eben so, macht mir nichts aus. Ich liebe einfach meinen Job", sagt Reck im Gespräch mit der "Deutschen Presse-Agentur".

Es kam schon sehr überraschend, als der Club aus dem Edewechter Stadtteil Jeddeloh II in der Nähe von Oldenburg Ende des vergangenen Jahres die Verpflichtung des Europameisters von 1996 bekanntgab.

Ein Ex-Profi, der 345 Mal für Werder zwischen den Pfosten stand, mit den Norddeutschen zwei Mal Meister, zwei Mal Pokalsieger und 1992 sogar Europapokalsieger wurde, in der niedersächsischen Provinz - kann das gut gehen?

"Das werden die Ergebnisse zeigen", sagt Reck trocken. Ziel ist es, die Mannschaft in der vierten Liga zu halten. Mit dem 4:1 bei Altona 93 glückte am 16. Februar schon einmal der Start ins neue Fußball-Jahr, der erste Nichtabstiegsplatz wurde so gefestigt.

Kontakt kam über Dieter Burdenski zustande

Der Kontakt zwischen Verein und Reck kam über eine andere Bremer Torwart-Ikone zustande: Dieter Burdenski.

"Dieter und ich kennen uns schon lange", sagt Reck. Dass er Burdenski damals aus dem Bremer Tor gedrängt hatte, hat die Freundschaft nicht beeinträchtigt. Und so reiste Reck Ende des vergangenen Jahres nach Jeddeloh II, um sich mit den dortigen Verantwortlichen zu treffen.

"Eigentlich hatte ich gedacht, ich brauche den Olli gar nicht anzurufen. Der sagt sowieso ab", erinnert sich Jeddelohs Geschäftsführer Gerhard Meyer. Doch Reck, seit seiner Tätigkeit bei den Offenbacher Kickers seit Sommer 2018 ohne Job, zeigte Interesse.

"Zwei Dinge waren mir wichtig: Dass die Gespräche mit den handelnden Personen sehr gut und produktiv waren. Und dass ich eine Mannschaft vorfinde, die ich entwickeln kann und wo die Jungs mitziehen."

Und so entschied sich der 54-Jährige relativ schnell, den Schritt in den norddeutschen Amateurfußball zu wagen.

Oliver Reck: "Natürlich muss man sich anpassen"

"Natürlich muss man sich anpassen", sagt Reck, der bislang stets unter Profibedingungen gearbeitet hatte. Unter anderem viele Jahre unter Otto Rehhagel in Bremen, zu dem er auch heute noch Kontakt hat.

"Was das Menschliche angeht, gibt es keinen im Fußball, der integrer ist als Otto Rehhagel", sagt Reck.

"Der hatte einfach ein Gefühl dafür, wie ich mit einer Gruppe umgehe. Die Mannschaftsführung war perfekt, aber ich habe bessere Trainer gehabt", sagt Reck und nennt dann Jupp Heynckes, mit dem er als Torwarttrainer beim FC Schalke 04 zusammenarbeitete.

Keine Profibedingungen in Jeddeloh II

Von Profibedingungen sind sie in Jeddeloh II weit entfernt. Die eigene Anlage bietet nur einen einzigen Trainingsplatz, auf dem bei Wind und Wetter alle Mannschaften trainieren.

Weshalb Reck froh ist, dass es ihm ermöglicht wird, mit seinem Team auf der Anlage des VfL Edewecht zu üben. Der Klub setzt auf ein duales System, alle Spieler arbeiten parallel oder gehen zur Uni oder noch zur Schule. Weshalb Reck oft improvisieren muss.

"Das fällt mir ab und zu noch schwer, aber ich gewöhne mich daran." Vor allem, weil die Jungs, die Zeit haben, mit Feuereifer bei der Sache sind. "Es macht viel Spaß. Der Trainer ist schon ein cooler Typ", sagt Torjäger Tim van de Schepop.

Erst einmal ist das Engagement bis zum Sommer angelegt, was danach kommt, ist offen. Läuft es sportlich und stimmen die Perspektiven, kann sich Reck auch eine längere Tätigkeit beim SSV Jeddeloh II vorstellen. Auch wenn er sich nicht komplett vom Profifußball verabschiedet hat.

"Im Fußball darf man sich nie von irgendetwas verabschieden, da gehen immer irgendwelche Türen auf", sagt Reck. "Vor einem halben Jahr hätte ich auch nicht gedacht, dass ich hier jetzt in Jeddeloh bin."