02.07.2020 11:53 Uhr

"Unkündbarer" Schmidt und Co. träumen von der Bundesliga

Frank Schmidt ist eine Institution in Heidenheim
Frank Schmidt ist eine Institution in Heidenheim

Werder Bremen verlor in der Gruppenphase der Champions League gerade 1:2 bei Real Madrid, da stand Frank Schmidt kurz vor seinem Einstand als Trainer des 1. FC Heidenheim. Für den kleinen Klub von der Ostalb ging es in der Oberliga Baden-Württemberg zum 1. FC Normannia Gmünd. 2:1 gewann Schmidt, eigentlich nur als Interimslösung vorgesehen, seine Premiere.

Knapp 13 Jahre später begegnen sich der FCH und der traditionsreiche SV Werder in der Bundesliga-Relegation am Donnerstag und am kommenden Montag auf Augenhöhe. Bei Werder spielt aber längst kein Mesut Özil oder Per Mertesacker mehr, auch Trainer Thomas Schaaf ist Vergangenheit - in Heidenheim trägt dagegen immer noch Frank Schmidt die Verantwortung.

Und der 46-Jährige ist neben Klubchef Holger Sanwald, der dem FCH seit 26 Jahren die Treue hält, und Kapitän Marc Schnatterer (seit 2009 dabei), DIE Figur der Erfolgsgeschichte. "Der kann sich nur selbst entlassen", betont Sanwald.

Für Schmidt, der in Heidenheim längst Kultstatus genießt, ist es "schier unglaublich, was wir alle zusammen erreicht haben". Und das sei "vielen Menschen gar nicht bewusst. Das ist Wahnsinn", sagt Schmidt über den Aufstieg seiner Heidenheimer von der vierten Liga möglicherweise nun sogar bis in die Bundesliga.

Erfolg, der nicht von ungefähr kommt. Der 1. FC Heidenheim, der Bayern München im DFB-Pokal-Viertelfinale 2019 beim 4:5 fast blamiert hätte, hat sich seit dem Aufstieg 2014 mit Gelassenheit, Professionalität, Zusammenhalt, Weitblick und Kontinuität in der 2. Liga etabliert. Schon in der vergangenen Saison gehörte der Verein lange zu den Aufstiegskandidaten.

"Wir wurden immer als Dorfklub belächelt. Aber mit unserer ehrlichen und bodenständigen Arbeit können auch große Klubs von uns lernen", sagt Sanwald. Wie etwa der Hamburger SV, den die Heidenheimer knapp hinter sich gelassen hatten.

"Es gab noch keinen Tag, an dem ich keinen Bock hatte"

Und das Erfolgsgeheimnis von Schmidt? "Wenn man so lange Trainer ist wie Christian Streich in Freiburg oder ich hier, dann reicht es nicht aus, fachlich gut zu sein. Man braucht Sozialkompetenz", sagte der Coach im "Zeit"-Interview.

Vor allem aber, so Schmidt, nehme er sich "nicht wichtiger, als ich bin". Mit seinen Spielern rede er auch "über andere Dinge, wir lachen und weinen gemeinsam. Also das, was das Leben ausmacht. Fußball ist für mich das Leben".

Angebote für den erfolgreichen Coach gab es einige: "Aber ich fühle mich hier wertgeschätzt." Weshalb er seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat. Der Verein habe, so Schmidt, "immer Ziele und ist nie zufrieden, was gut zu mir passt. Ich bin ein ehrgeiziger und emotionaler Mensch. Es gab noch keinen Tag, an dem ich keinen Bock hatte".