16.09.2020 12:41 Uhr

Wie Andrea Pirlo die Juve-Dominanz fortführen will

Andrea Pirlo ist der neue Coach von Juventus Turin
Andrea Pirlo ist der neue Coach von Juventus Turin

Der Trainer Andrea Pirlo erinnert ein wenig an den Spieler Andrea Pirlo. Laut brüllend oder wild fuchtelnd an der Seitenlinie sieht man den 41-Jährigen nicht. Der Trainer-Novize auf der Bank von Juventus Turin coacht ruhig und bedächtig - ein stiller Anführer, wie schon als Spieler.

Am Sonntag (20:45 Uhr) beim Serie-A-Auftakt gegen Sampdoria Genua will Pirlo gleich beweisen, dass er als Trainer ein ähnlicher Ausnahmekönner wie als Spieler ist und ein Team auch von außerhalb des Feldes führen kann.

Von Juve wird in der italienischen Fußball-Meisterschaft nicht weniger erwartet als der zehnte Titel in Serie. Doch die Rivalen, allen voran Europa-League-Finalist Inter Mailand, haben aufgerüstet.

"Ich weiß, dass von mir Siege erwartet werden. Das war schon als Spieler so und das wird auch als Trainer so sein", sagte Pirlo, der seine große Aufgabe als Debütant gelassen und selbstbewusst angeht. "Ich denke, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Platz bin."

"Auserwählter" Pirlo weckt große Hoffnungen

Die vergangene Saison verlief für den Klub von Superstar Cristiano Ronaldo ernüchternd. Auf den Titel in der Serie A folgte das Aus im Achtelfinale der Champions League. Coach Maurizio Sarri musste gehen, die Hoffnungen ruhen nun auf Pirlo, der ursprünglich die U23 der Turiner übernehmen sollte.

Auf die Frage, ob er - wie oft gemutmaßt - auch als Trainer ein "Auserwählter" sein könne, antwortete der Weltmeister von 2006 grinsend: "Als Spieler hat es sich erfüllt und nun hoffe ich, dass mir das gleiche als Trainer passiert."

In der Serie A ist die Juve-Dominanz mit neun Titeln in Serie sogar noch erdrückender als die des FC Bayern in der Bundesliga.

Vor allem Inter Mailand mit dem ehrgeizigen Coach Antonio Conte - zuletzt als Zweiter nur einen Zähler hinter Juve - will diese Serie durchbrechen. "Ich will den Meistertitel holen, der letzte für Inter liegt schon einige Jahre zurück", verkündete Ex-BVB-Profi Achraf Hakimi.

Die Mailänder investieren weiter kräftig, auch Arturo Vidal vom FC Barcelona soll noch kommen. Pirlo hofft nach dem Transfer des Brasilianers Arthur Melo für 72 Millionen noch auf Verstärkung im Angriff. Im Gespräch sind Barcelonas Luis Suarez oder Roms Edin Dzeko. Sami Khedira soll den Klub dagegen verlassen.

Atalanta und Lazio in Lauerstellung

Im Titelkampf will Außenseiter Atalanta Bergamo mit dem Deutschen Robin Gosens ebenso wie Lazio Rom eine gute Rolle spielen, auch wenn beide für eine Chance auf Rang eins noch mehr Konstanz benötigen.

Alle drei Verfolger starten wegen der jüngsten Auftritte von Bergamo und Inter im Europapokal erst Ende September in die neue Spielzeit.

Anders als in der Bundesliga wird der Saisonstart in der Serie A definitiv ohne Zuschauer stattfinden. Die Klubs fordern vehement eine Zulassung von Publikum, die Politik bremst. Frühestens Mitte Oktober könnten die Fans daher wohl in die Stadien zurückkehren.

Juve will "in der Champions League bis ganz zum Ende dabei sein"

So wird auch Pirlo, der als Spieler die Auftritte auf der großen Bühne gewohnt war, sein Debüt auf der Trainerbank am Sonntag ohne Publikum geben.

Nur der Meistertitel wird dem 41-Jährigen auf Dauer nicht reichen. Spätestens seit der Verpflichtung von Ronaldo 2018 steigt bei Juve die Sehnsucht nach dem Triumph in der Königsklasse.

"Wir haben große Lust, zu zeigen, dass Juve den zehnten Meistertitel in Serie gewinnen und in der Champions League bis ganz zum Ende dabei sein kann", versprach Pirlo. Die Erwartungen an den einstigen Weltstar sind groß, trotz seiner Unerfahrenheit. Die Fußball-Lehrer-Prüfung legte Pirlo erst am Montag ab - der Titel seiner Abschlussarbeit: "Mein Fußball".