Kann Götze den Bayern helfen? Ist der Wechsel realistisch?

Es wäre der Transfer-Hammer des Sommers: Mario Götze wird nach seinem Aus beim BVB mit einer Rückkehr zum FC Bayern München in Verbindung gebracht. Aber könnte Götze dem Rekordmeister überhaupt helfen? Und wie realistisch ist der Wechsel? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem brisanten Gerücht.
Mario Götze zum FC Bayern? So ist der Stand
Laut "Sport Bild" spielt Mario Götze in den Gedankenspielen von Trainer Hansi Flick für die weiteren Transfer-Bemühungen des FC Bayern eine Rolle. Flick habe Götze telefonisch kontaktiert und seine Idee auch der Klub-Führung unterbreitet, heißt es.
Diese sei, in Person von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, aber nicht angetan gewesen von Flicks Vorstoß. Beide hätten eine Verpflichtung abgelehnt.
Klar ist: Götze wäre vergleichsweise günstig zu haben. Nach seinem Abschied vom BVB ist der inzwischen 28 Jahre alte WM-Held von 2014 immer noch vereinslos. Angeblich wäre er bereit, für eine Bayern-Rückkehr deutliche Gehaltseinbußen hinzunehmen. Ein Einjahresvertrag plus Option steht im Raum.
Mario Götze zum FC Bayern? Das sagen Hansi Flick und Co.
Hansi Flick äußerte sich auf einer Pressekonferenz am Mittwoch eher zurückhaltend zur Causa Götze. "Ich schätze Mario sehr und weiß auch, wo er seine Stärken hat. Aktuell ist es für uns kein Thema", sagte der Bayern-Coach. Immerhin: Mit dem kleinen Wörtchen "aktuell" lässt sich Flick eine Hintertür.
Gespräche mit Götze bestätigte der Triple-Trainer übrigens, er sprach gar von einem "regen Kontakt" zum Ex-Dortmunder. Dies gelte allerdings für viele Spieler, die er aus seiner Zeit bei der Nationalmannschaft noch gut kenne.
Etwas offensiver positionierte sich Kapitän Manuel Neuer. Götze sei "ein guter Spieler. Ob er interessant für den FC Bayern ist, müssen die Verantwortlichen entscheiden. Ich glaube auch, dass sie sich damit beschäftigt haben."
Er denke schon, dass Götze "noch das Niveau für die Königsklasse hat. Er ist mit Sicherheit für einige Klubs in der Champions League interessant. Ob er der richtige Spieler für den FC Bayern ist, wird man sehen."
Präsident Herbert Hainer hatte zuvor klargestellt, dass eine mögliche Verpflichtung Götzes im Aufsichtsrat nicht diskutiert worden sei.
Könnte Mario Götze den FC Bayern helfen?
Fraglich. Beim BVB war Götze unter Lucien Favre zuletzt nur Ersatzspieler. Allerdings plante der Schweizer den gebürtigen Memminger im Mittelsturm ein, also auf einer Position, die dieser ganz und gar nicht liebt - und die ihm auch nicht wirklich liegt.
Der dribbelstarke und dynamische Filigrantechniker von einst ist Götze längst nicht mehr. Dazu hat womöglich auch seine Stoffwechselerkrankung beigetragen, die ihn im Jahr 2017 für fast sechs Monate außer Gefecht setzte.
Davor und danach während seines zweiten BVB-Engagements und auch schon zu seiner Zeit beim FC Bayern quälte sich Götze zudem mit vielen kleineren Verletzungen herum - ein weiterer Faktor, die seinen möglichen sportlichen Wert für Bayerns Ensemble der Superstars in Frage stellt.
Außer die wohl recht geringe finanzielle Dimension einer Verpflichtung spricht eigentlich nur der "Flick-Faktor" für Götze. Immerhin half der langjährige Co-Trainer von Jogi Löw auch schon Thomas Müller und Jérôme Boateng aus veritablen Form-Löchern und führte sie zurück auf ihr Top-Niveau.
Zudem will Flick sein bislang so unglaublich erfolgreiches Spielsystem in der neuen Saison etwas anpassen, weg vom Dauerpressing hin zu mehr Kontrolle, um seine Spieler im Corona-bedingt vollgepackten Spielplan nicht zu überfordern. Ein ballsicherer Spieler wie Götze käme ihm da wohl gelegen.
Mario Götze zum FC Bayern? So realistisch ist ein Wechsel
Nachdem alleine das Gerücht um die Götze-Rückkehr nach München überraschte, wäre es eine absolute Sensation, käme der Wechsel wirklich zustande.
Dass Rummenigge und Salihamidzic offenbar gegen die Verpflichtung sind, ist nicht nur wegen der fraglichen sportlichen Qualität Götzes nachvollziehbar. Die Bayern-Verantwortlichen sollen auch vor dem Wirbel zurückschrecken, den ein solcher Wechsel verursachen könnte.
Für Götze selbst, der zuletzt gegenüber "Bild" verkündete, er wolle "unbedingt noch die Champions League gewinnen", wäre der FC Bayern die größtmögliche Herausforderung. Er würde aber auch das Risiko eingehen, seine Karriere an der Isar endgültig in den Sand zu setzen.
Allerdings ist nicht einmal zwei Wochen vor Ende der Tranferperiode fraglich, welche Optionen der fünfmalige deutsche Meister bei seiner Vereinssuche überhaupt noch hat. Laut "Sky" sollen nur noch der FC Sevilla sowie der FC Valencia ernsthaft an Götze interessiert sein. Der angepeilte Triumph in der Königsklasse würde bei einem dieser Klubs wohl nur ein Traum bleiben.
Tobias Knoop