Die wichtigsten Infos zum Nagelsmann-Wechsel

Der FC Bayern hat einen würdigen Nachfolger für den im Sommer scheidenden Erfolgstrainer Hansi Flick gefunden: Julian Nagelsmann, der aktuell noch bei RB Leipzig unter Vertrag steht, wechselt übereinstimmenden Medienberichten zufolge an die Säbener Straße.
sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu der Personalie:
Wie ist der Stand im Poker zwischen dem FC Bayern und Julian Nagelsmann?
Der FC Bayern hat sich im Werben um Julian Nagelsmann offenbar durchgesetzt. Der Trainer kostet wohl eine neue Weltrekord-Ablöse.
Nach "WAZ"-Informationen, die wiederum aus RB-Kreisen stammen, ist der Wechsel beschlossene Sache und soll noch am Montag offiziell verkündet werden. Rund 20 Millionen Euro wandern demnach nach Leipzig.
Mehr dazu: Nagelsmann-Wechsel zum FC Bayern angeblich perfekt
Die "Bild" hatte zuvor gar über bis zu 30 Millionen Euro spekuliert. Sollte die Annahme zutreffen, wäre der 33-Jährige der teuerste Trainer aller Zeiten, was die Ablöse angeht.
An der Säbener Straße soll Nagelsmann künftig acht Millionen Euro pro Jahr verdienen. Wie es heißt, soll das nötige Geld für Ablöse und Gehalt auch über Hansi Flicks vorzeitige Vertragsauflösung generiert werden.
Passt Julian Nagelsmann besser zu Hasan Salihamidzic?
In aller Kürze: Ja. Nagelsmann eilt der Ruf voraus, ein lockerer, umgänglicher Typ zu sein, der trotz klarer Vorstellungen seiner Arbeit nicht zu Sturheit neigt.
Der scheidende Flick hatte sich dagegen extrem schwer damit getan, Kompromisse einzugehen. Auch daran war sein Verhältnis zu Salihamidzic letztlich zerbrochen. Laut "Bild" funken "Brazzo" und Nagelsmann dagegen "auf einer Wellenlänge".
Ist Nagelsmann der Aufgabe beim FC Bayern gewachsen?
Eine knifflige Frage. In Hoffenheim hat Nagelsmann schon angedeutet, dass er in der Lage ist, das Maximum aus einer Mannschaft herauszuholen. Seit er für das hochkarätig besetzte Team von RB Leipzig zuständig ist, hat sich der Klub zum ersten Verfolger des FC Bayern entwickelt.
Nagelsmann gilt als extrem versierter Taktiker, der den Plan des Gegners lesen kann und auch in Drucksituationen clevere Entscheidungen trifft. Hinzu kommt sein ausgewiesenes Gespür für junge Spieler.
Fraglich ist jedoch, wie sich der 33-Jährige im Umgang mit absoluten Weltstars schlagen würde. Bislang hat Nagelsmann mit Größen wie Robert Lewandowski, Manuel Neuer oder Thomas Müller nie zusammengearbeitet.
Allüren und überbordende Egos hat der gebürtige Bayer freilich noch nirgendwo akzeptiert. Dass er sich auch in München schnell die nötige Autorität verschaffen würde, ist relativ wahrscheinlich.
Kann sich der FC Bayern Julian Nagelsmann leisten?
Prinzipiell schon, auch in Corona-Zeiten. Ein ungeschriebenes Gesetz im deutschen Fußball sagt: Wenn der FC Bayern jemanden unbedingt verpflichten möchte, dann bekommt er ihn in der Regel auch - egal wie teuer derjenige ist.
Fakt ist: Nagelsmann wurde schon während seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim in München gehandelt. Der Rekordmeister wollte Nagelsmann im Nachwuchsbereich installieren – Patriarch Uli Hoeneß führte die damaligen Verhandlungen. Und auch nachdem Jupp Heynckes sein Amt zum zweiten Mal niederlegte, war Nagelsmann einer der Top-Favoriten.
Klappt's im dritten Anlauf? Am nötigen Kleingeld dürfte es beim entthronten Champions-League-Sieger jedenfalls nicht scheitern.
Bleiben Spieler-Transfers beim FC Bayern womöglich auf der Strecke?
"In der Saison 2019/20 sind wir auch durch die großen Erfolge unserer Mannschaft noch mit einem blauen Auge davongekommen. In dieser Saison trifft es den FC Bayern aber mit voller Härte", kündigte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schon vor Monaten im Interview mit der "Abendzeitung" an.
Heißt: Auch in München sind Ausgaben in der Größenordnung des Hernández-Deals (kam 2019 für 80 Millionen Euro) derzeit nicht drin. Und ein Teil des Budgets wurde bereits in Dayot Upamecano investiert, der ausgerechnet aus Leipzig zum FC Bayern wechselt und immerhin 42,5 Millionen Euro kostet.
Dass eine mögliche Rekord-Ablöse für Nagelsmann die Transferbemühungen des Serienmeisters komplett zum Erliegen bringen würde, kann indes ausgeschlossen werden. Denn lukrative Spielerverkäufe (bspw. Niklas Süle, Corentin Tolisso) könnten frisches Geld in die Vereinskassen spülen, um die Baustellen im Kader zu beheben. Zudem wird durch die feststehenden Abgänge von Javi Martínez, David Alaba und insbesondere Großverdiener Jérôme Boateng auch Gehaltsbudget frei.
Welche Konkurrenz droht dem FC Bayern bei Julian Nagelsmann?
Die kurze "Ära" José Mourinho bei Tottenham Hotspur war erst seit wenigen Minuten Geschichte, da präsentierten die gewitzten Buchmacher auf der Insel schon ihren Nachfolge-Favoriten: Julian Nagelsmann stand mit einer Quote von 7:2 ganz oben auf der illustren Kandidaten-Liste.
Laut "Daily Mail" wurde der Deutsche sogar schon über ein grundlegendes Interesse informiert und stehe einem Wechsel "offen" gegenüber - auch, weil er aus seiner Begeisterung für die Premier League nie einen Hehl gemacht hat.
Auch Real Madrid soll in der Vergangenheit bereits um Nagelsmann geworben haben. Aktuell deutet bei den Königlichen aber wenig auf einen Trainerwechsel hin.
Unter dem Strich bedeutet das für den FC Bayern: Große Konkurrenz ist beim Werben um Nagelsmann nicht zu erwarten.
Heiko Lütkehus