15.01.2022 12:07 Uhr

5 Gründe, warum Köln auch den FC Bayern schlägt

Jubelt Kölns Trainer Steffen Baumgart auch gegen die Bayern?
Jubelt Kölns Trainer Steffen Baumgart auch gegen die Bayern?

Der 1. FC Köln geht mit drei Siegen in Folge und jede Menge Selbstvertrauen in das Duell mit dem FC Bayern. Unter Trainer Steffen Baumgart machen die Rheinländer wieder Spaß. Die intensive und mutige Spielweise könnte auch dem Serienmeister FC Bayern Probleme bereiten.  

Im Angriffsmodus. So lässt sich der Dauerzustand von Steffen Baumgart am besten beschreiben. Und in diesen Zustand hat er auf beeindruckende Art und Weise auch den einstigen "Sandsack der Liga" versetzt. Köln hat sich vom Prügelknaben zu einem unangenehm aggressiven Gegner entwickelt, der dazu noch ansehnlichen Fußball spielt. Noch möchte keiner darüber sprechen, aber: Der 1. FC Köln, der sich in der Vorsaison erst in der Relegation gegen Holstein Kiel den Klassenerhalt sicherte, ist ein ernsthafter Anwärter auf die Europapokalplätze. Die Effzeh-Fans dürfen wieder träumen.

Baumgart tritt hier ausnahmsweise auf die Bremse: "Wir sind froh, dass wir die 28 Punkte haben und den Abstand nach hinten wieder vergrößern konnten." 

In der Öffentlichkeit klar, aber bescheiden. In der Kabine Vollgas. Baumgart ist authentisch, nimmt seine Spieler mit und die folgen ihm bedingungslos. Genau dieser emotionale Cocktail sorgt dafür, dass Köln gegen die durch Corona gebeutelten Bayern am kommenden Wochenende zwar Außenseiter ist, aber ein weiterer Kölner Sieg keine Sensation wäre. Es gibt sogar gute Gründe, warum der Effzeh die Bayern schlägt:

  • Die Euphorie-Welle

Der 1. FC Köln gewann als einzige Mannschaft die letzten drei Bundesliga-Spiele und konnte die Euphorie aus der Hinrunde in die zweite Saisonhälfte transportieren. Ein weiterer Sieg gegen die Bayern wäre gleichbedeutend mit dem achten in dieser Saison - so viele waren es in der kompletten Vorsaison.

Der Rekordmeister hat nach der 1:2-Niederlage gegen Gladbach das Momentum nicht auf seiner Seite und möchte weitere Ausrutscher tunlichst vermeiden. Mit der berühmten bayerischen Trotzreaktion - ein Kantersieg nach einer bitteren Niederlage - ist aufgrund der dünnen Personaldecke nicht zu rechnen.

  • Mut wird belohnt

In Spielen gegen die Bayern gilt diese Weisheit in der Regel umso mehr. Oder wie Steffen Baumgart sagen würde: "Wenn ich mich hinten reinstelle, kann ich genauso den Arsch vollkriegen." Das ist nicht bloß eine Phrase, denn Baumgart hat seinen Schützlingen diese Spielweise eingeimpft.

Ein paar Beispiele gefällig? 46 Prozent Ballbesitz hatten die Kölner in der vergangenen Saison, mit dem neuen Coach sind es nun 56 Prozent. Nur Bayern, Dortmund und Leipzig haben prozentual häufiger den Ball. Ganze 115 Mal holte sich der Effzeh den Ballbesitz im letzten Spielfelddrittel zurück - nur die Bayern haben hier einen höheren Wert (135 Balleroberungen). Doch genau dieses aggressive Anlaufen der Kölner könnte dem Spitzenreiter am Samstag Probleme machen. 

  • Flanke, Kopfball, Modeste...

Ein einfaches und eigentlich durchschaubares Stilmittel ist in dieser Saison zu einer echten Waffe geworden. Die Rheinländer haben mit zwölf Kopfballtoren die meisten ligaweit erzielt, sage und schreibe neun davon köpfte Anthony Modeste ein. Der Saisonrekord an Kopfballtoren liegt übrigens bei elf Treffern, gehalten von Jan Koller (2004/05) und Sergej Barbarez (2000/01).

Baumgart hat das Spiel über die Außen forciert: Mit 18 Flanken aus dem Spiel pro Partie ist Köln führend, davon kommen starke 27 Prozent an (Platz zwei hinter Leipzig). Gegen die Bayern könnte dieses Rezept aufgehen, denn der Rekordmeister kassierte bereits sechs Kopfball-Gegentore. Eines davon in der Hinrunde beim knappen 3:2-Erfolg über die Kölner, der Torschütze hieß natürlich Anthony Modeste... 

  • Das goldene Händchen

Der 1. FC Köln verfügt in dieser Saison über einen derart ausgewogenen Kader, dass Steffen Baumgart jederzeit nachlegen kann. Der Trainer hat das richtige Händchen, was seine Wechsel betrifft: Sechs Jokertore erzielte seine Mannschaft und insgesamt kommen Baumgarts Joker auf 13 Torbeteiligungen, das schaffte in dieser Spielzeit nur Hoffenheims Sebastian Hoeneß (ebenfalls 13).

Jüngstes Beispiel: Jan Thielmann, der nach seiner Einwechslung das entscheidende 3:1 in Berlin schoss. Die Bayern und Julian Nagelsmann verzeichneten "nur" acht Torbeteiligungen durch Einwechselspieler und haben momentan aufgrund der vielen Corona-Fälle das Problem, dass sie fast ausschließlich mit Jugendspielern nachlegen können. 

  • Die Moral stimmt

Wie intakt die Kölner Mannschaft ist, zeigt auch die Moral: 12 Punkte sammelten die Rheinländer nach Rückständen, das überbietet nur die TSG Hoffenheim (15). In über der Hälfte der Spiele, in denen Köln zwischenzeitlich hinten lag, punktete man noch (drei Siege, drei Remis). Dass Baumgarts Schützlinge gegen den FCB in Rückstand geraten könnten, ist nicht unwahrscheinlich. Doch sie sind gewappnet. Das bewies der Effzeh in der Hinrunde in der Allianz Arena: Am zweiten Spieltag machte Köln aus einem 0:2 noch ein 2:2, bevor die Partie knapp mit 2:3 verloren ging.  

Ein weiterer positiver Faktor für die Gastgeber könnte die "Mini-Kulisse" sein. Aufgrund der Coronaschutzverordnungen in Nordrhein-Westfalen - es wurde verankert, dass im Fußballstadion die gleichen Regeln gelten wie bei Veranstaltungen im Innenraum - dürfen gegen die Bayern mindestens 750 Fans ins Stadion. Und diese werden sich gegen den FC Bayern sicher bemerkbar machen.