23.09.2022 20:41 Uhr

Ex-Ingolstädter begeistert unterm Flick-Radar in England

Pascal Groß zählt mit Brighton & Hove Albion zur großen Überraschung
Pascal Groß zählt mit Brighton & Hove Albion zur großen Überraschung

Nach der Trauer um Queen Elizabeth II. und der Länderspielpause kann der Fußball in England bald wieder rollen. Welche Premier-League-Teams haben bisher die Erwartungen übertroffen - und welche auf ganzer Linie enttäuscht?

Ähnlich wie in der Bundesliga sind auch auf der Insel die Kräfteverhältnisse zu Saisonbeginn ordentlich durchgerüttelt worden. Mittendrin ist ein Ex-Ingolstädter im Diensten von Brighton & Hove Albion. Ebenfalls im Blickpunkt: Der ehemalige BVB-Star Erling Haaland, der auch die Premier League mit seinen Toren begeistert.

Das Team der Stunde: Der FC Arsenal ist wieder da

Schon der Blick auf die Tabellenspitze der Premier League verblüfft. Auf Platz eins steht nicht etwa Meister Manchester City oder Champions-League-Finalist FC Liverpool, sondern der FC Arsenal - und das seit dem dritten Spieltag.

Die Mannschaft von Trainer Mikel Arteta, die mit zwei fünften und zwei achten Plätzen in den vergangenen vier Jahren keine Rolle mehr im Spitzenfeld der Premier League spielte, begeisterte in den ersten Wochen der neuen Saison mit schnellem Offensivfußball.

Ob die Gunners schon in dieser Spielzeit an die Erfolge der langen Ära Arsène Wegner anknüpfen können, ist fraglich. Dass die Londoner in der vierten Saison unter ihrem Ex-Spieler Arteta einen Schritt nach vorn gemacht haben, steht aber außer Frage.

Großen Anteil am jetzigen Aufschwung hat unter anderem Arsenals Top-Transfer in diesem Sommer. Stürmer Gabriel Jesus kam für 50 Millionen Euro von Manchester City, mit vier Toren und drei Assists in sieben Spielen schlug der 25-jährige Brasilianer bisher voll ein.

Generell legt Arteta aber viel Wert auf das Kollektiv. Seit seinem Amtsantritt Ende 2019 zeigte der 40-jährige Spanier keine Scheu, große Namen wie Mesut Özil oder Pierre-Emerick Aubameyang auszusortieren - erst recht, wenn ihn das Gefühl beschlich, dass sie Unruhe ins Team brachten.

Dass Arteta langfristig denkt, zeigt sich auch in der Altersstruktur des Kaders. Mit einem Schnitt von 24,3 Jahren stellt Arsenal das jüngste Team der Premier League. Nur drei Spieler sind oder werden in diesem Jahr 30. Kapitän Martin Ödegaard ist 23 Jahre alt, Gabriel Jesus' Sturmpartner Gabriel Martinelli sogar erst 21 - beide sind mit drei Ligatreffern Leistungsträger.

Was den Gunners in dieser Saison noch fehlt, ist ein Sieg gegen ein Top-Team. In nächster Zeit werden sich dafür gleich zwei Chancen bieten. Am 1. Oktober kommen die Tottenham Hotspur. Eine Woche später schaut der FC Liverpool im Emirates Stadium vorbei.

Die Überraschung: Pascal Groß und Brighton & Hove Albion

Seit dem Aufstieg von Brighton & Hove Albion im Sommer 2017 hält Pascal Groß den Seagulls die Treue. Der Ex-Ingolstädter geht damit schon in sein sechstes Premier-League-Jahr - und zurzeit läuft es richtig gut. Mit 13 Punkten aus sechs Punkten finden sich die Südengländer auf Platz vier wieder.

Bisheriger Saison-Höhepunkt war gleich der erste Spieltag, als sich Brighton mit 2:1 im Old Traffold bei Manchester United durchsetzte. Der 31 Jahre alte Groß erzielte dabei den Doppelpack zur 2:0-Pausenführung. In dieser Runde stehen insgesamt schon drei Tore und zwei Vorlagen auf dem Konto des gebürtigen Mannheimers.

In Deutschland fliegt der Spielgestalter dennoch unter dem Radar. Hoffnungen auf eine DFB-Nominierung macht sich Groß jedenfalls nicht mehr. "Das wäre natürlich ein Lebenstraum", sagte der Mittelfeldspieler im August dem TV-Sender "Sky", "aber ich habe da keine Hoffnung und sehe das realistisch".

Ein Auswärtssieg beim FC Liverpool am 1. Oktober würde sicherlich auch Bundestrainer Hansi Flick nicht entgehen. Allerdings müssen die Seagulls fürs Erste beweisen, dass sie den Weggang des Teammanager Graham Potter verkraften können.

Der 47-Jährige wechselte Anfang September zu Liga-Konkurrent FC Chelsea - für eine Ablösesumme von rund 17 Millionen Euro.

Die Krisenherde: Was geht beim FC Liverpool und bei Leicester City?

Spätestens seit dem 0:4 beim SSC Neapel zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase ist klar: Beim FC Liverpool läuft es gerade alles andere als rund.

Der Wechsel von Sadio Mané zum FC Bayern, die (noch) nicht zündenden Neuzugänge Darwin Núnez und Artur, die Formschwächen von Top-Stars wie Mo Salah, Virgil van Dijk oder Fabinho: Gründe dafür, dass sich das Team von Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp nach sechs Partien mit nur neun Punkten auf Rang acht wiederfindet, gibt es viele.

Mit Brighton, Arsenal und Manchester City wird das Programm des Champions-League-Finalisten im Oktober keineswegs einfacher. 

Noch schlechter steht es um Leicester City. Der Sensationsmeister von 2016, der die vergangene Runde immerhin als Achter abschloss, steht mit 10:22 Toren und nur einem Zähler aus sieben Partien auf dem letzten Tabellenplatz.

Teammanager Brendan Rogers, seit 2019 im Amt, wackelt. "Ich verstehe die Frustration der Fans vollkommen. Ich kann mich davor nicht verstecken, es liegt in meiner Verantwortung", sagte Rodgers kürzlich zu "The Guardian". Die bevorstehenden Spiele gegen Aufsteiger Nottingham Forest, Bournemouth und Crystal Palace müssen sitzen.

Der Top-Star: Wie Erling Haaland die Premier League dominiert

Tore, Tore und noch mehr Tore: Elfmal schlug der 22-jährige Neuzugang von Manchester City in seinen ersten sieben Ligaspielen zu.

Beim 4:2-Sieg gegen Crystal Palace traf Haaland gar dreifach. Vier Tage später erzielte er auch beim 6:0 gegen Nottingham Forest einen Hattrick.

Damit ist Haaland, der im Sommer für 60 Millionen Euro vom BVB zu den Citizens wechselte, der erste Premier-League-Spieler, der nach fünf Einsätzen schon zwei Hattricks auf dem Konto hat. Den bisherigen Rekordhalter Demba Ba, der seinen zweiten Dreierpack in England im 21. Ligaspiel erzielte, schlug der Norweger damit um Längen.

Es ist fast schon überflüssig zu erwähnen, dass Haaland unangefochten auf Platz eins der englischen Torschützenliste steht. Zur Einordnung: Harry Kane und Aleksandar Mitrovic teilen sich mit sechs Treffern den zweiten Platz.

Die große Haaland-Show könnte am 8. Oktober im Heimspiel gegen den FC Southampton in ihre Fortsetzung gehen. Am 16. Oktober ist Manchester City dann zu Gast beim FC Liverpool.

Claudio Palmieri