Das ist die statistisch beste EM-Startelf des DFB-Teams

Am Freitag (21:00 Uhr) startet die deutsche Nationalmannschaft gegen Schottland in die Fußball-EM 2024. Vorab diskutieren 84 Millionen Bundestrainer in Deutschland, welche Spieler von Beginn an spielen sollen und wer auf die Bank gehört. sport.de stellt die statistisch beste Startelf des DFB-Teams vor - und erklärt, warum Manuel Neuer nicht dazu gehört.
Lediglich acht Spiele hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann Zeit, um seinen Kader für die Heim-EM zu finden. Am Ende entschied Nagelsmann, drei Torhüter und 23 Feldspieler mitzunehmen.
Für sein bevorzugtes 4-2-3-1 System nominierte er fünf Innen- und vier Außenverteidiger, vier defensive und sechs offensive Mittelfeldspieler sowie vier Stürmer. Zu den Nominierten zählen unter anderen die Weltmeister wie Toni Kroos und Manuel Neuer, Toptalente wie Jamal Musiala und Florian Wirtz und Newcomer wie Maximilian Beier und Maximilian Mittelstädt. Doch wer hätte es mit seiner Saisonleistung verdient, in der Startelf zu stehen?
Auf der Torwartposition entbrannte nach dem letzten Testspiel die größte Startelf-Diskussion. Hier hatte sich Nagelsmann schon vorab auf Manuel Neuer festgelegt. Doch der Patzer des Bayern-Keepers gegen Griechenland ließen die Rufe nach Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) wieder lauter werden.
Auch die Zahlen zeigen: Ter Stegen spielte in dieser Saison besser als Neuer.
Er kassierte weniger Gegentore und spielte öfter zu Null, er parierte mehr Bälle und kassierte weniger Tore als statistisch erwartet. Im Aufbauspiel und bei Klärungsaktionen außerhalb des Strafraums gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Kontrahenten. Bei Flanken sind beide deutlich zu zurückhaltend.

Die Nummer drei, Oliver Baumann, ist vor allem auf der Linie nicht so stark wie ter Stegen und Neuer. Doch er zeigte sich bei 1899 Hoffenheim als mitspielender Torwart - und hat die beste Elfmeterstatistik: In der abgelaufenen Saison parierte er drei von fünf Versuchen.
Nationalmannschaft: VfB-Star macht Druck auf Tah und Rüdiger
In der Innenverteidigung setzt der Bundestrainer voraussichtlich weiter auf Jonathan Tah und Antonio Rüdiger. Beide besitzen das sicherste Passspiel und sind auch in der Luft am besten. Die beste Tackling-Quote haben sie jedoch nicht.
Druck aus der zweiten Reihe macht vor allem Waldemar Anton, der in allen Kategorien gute Werte vorweist. Nico Schlotterbeck glänzte diese Saison vor allem mit seiner Zweikampfstärke. Doch der BVB-Profi macht, genau wie Robin Koch (Eintracht Frankfurt), zu viele individuelle Fehler.

Die Außenverteidiger-Position ist seit dem Karriereende von Phillip Lahm eine große Schwachstelle der Nationalmannschaft. Im Vorfeld der EM versetzte Nagelsmann daher den passstarken Joshua Kimmich von seiner bevorzugten Mittelfeldpositon in die Abwehrkette.
Auf der linken Seite scheint Newcomer Maximilian Mittelstädt vorerst gesetzt zu sein. Auch der Stuttgarter überzeugt hauptsächlich mit seinem Pass- und Offensivspiel.

Defensiv hat aber bislang keiner der Kandidaten restlos überzeugt. Kimmichs Schwächen sind Kopfballduelle und individuelle Fehler. Letztere produzierte auch der Leipziger David Raum zu häufig. Benjamin Henrichs und Mittelstädt sahen vor allem bei Dribblings schlecht aus und griffen öfter zum Foulspiel.
Kroos und Wirtz spielen in ihrer eigenen Liga
Im defensiven Mittelfeld ist Toni Kroos nach seinem DFB-Comeback nicht mehr wegzudenken. Der sechsfache Champions-League-Sieger ist kurz vor seinem Karriereende auf einem absolutem Weltklasseniveau - und zwar mit und ohne Ball am Fuß. An seiner Seite wird vermutlich Robert Andrich spielen, der ein gutes Passspiel und die nötige Zweikampfhärte vereint.

Wählt man jedoch eine offensivere Spielweise, dann wäre Pascal Groß die bessere Wahl. Der England-Legionär machte mit seinem wunderschönen Volleytreffer gegen Griechenland auf sich aufmerksam. Kurz vor dem EM-Start rutschte auch noch Emre Can für den erkrankten Aleksandar Pavlovic in den Kader. Der Kapitän des BVB überzeugt vor allem mit seiner defensiven Robustheit.
Im offensiven Mittelfeld hat Nagelsmann die Qual der Wahl. Die besten Werte weist Florian Wirtz auf. Mehr als sechs Schüsse pro Partie legt der Leverkusener durchschnittlich auf. Außerdem macht er die meisten progressiven Pässe sowie Läufe und steuert die meisten Scorerpunkte bei.

Hinter Wirtz ist der Kampf um die Startelfplätze verdammt eng. Gemessen am Output, also den Toren und Vorlagen, liegt Sané knapp vor Musiala und Chris Führich. Bei Ilkay Gündogan hinkt der Offensiv-Vergleich etwas, da er beim FC Barcelona weiter hinten spielt. Hier zeigte er ein starkes Passspiel, aber Schwächen in der Zweikampfführung. Unter Nagelsmann ist der Kapitän wohl gesetzt.
Ganz vorne setzt der Bundestrainer wohl auf Havertz und damit mehr auf die spielerische Lösung. Statistisch gesehen wäre aber eigentlich Deniz Undav die bessere Wahl, wie die Saisondaten zeigen.

Der Stuttgarter ist ebenso wie Havertz ein falscher Neuner. Beide beteiligen sich am Kombinationsspiel und bringen auch ihre Mitspieler in gute Abschlusspositionen. Vor dem Tor war Undav diese Saison jedoch deutlich schussfreudiger und auch effizienter als der Arsenal-Profi und bekommt daher den letzten freien Platz in unserer Auswahl.

Mit Niclas Füllkrug und Maximilian Beier hätte der Bundestrainer zudem noch zwei "echte" Mittelstürmer auf der Bank. Füllkrugs Kopfballstärke oder Beiers starke (Weit-)Schusstechnik sind auf jeden Fall zwei Asse im Ärmel.
Denn wie wichtig gute Einwechselspieler werden können, hat ein gewisser Mario Götze beim WM-Triumph in Brasilien vor zehn Jahren bewiesen.
Leonard W. Brockes