Warum Donyell Malen jetzt liefern muss

Donyell Malen zählte in den vergangen zwei Bundesliga-Saisons bei Borussia Dortmund zu den besten Torjägern - und doch ist der Niederländer beim BVB scheinbar nie wirklich angekommen. Inzwischen spielt der Angreifer um nicht weniger als seine Zukunft.
An guten Tagen kann es Donyell Malen mit allen aufnehmen, selbst den Vergleich mit den ganz großen Namen muss er dann nicht scheuen.
"Ein bisschen wie Kylian Mbappé" sei der BVB-Stürmer sogar, hob etwa jüngst Rafael van der Vaart im Gespräch mit "Voetbal International" hervor. Der Ex-HSV-Profi präzisierte: "Was ich an seinem Spiel mag, ist seine Schnelligkeit. Aus dem Nichts ist er plötzlich weg."
Unter Beweis gestellt hat er jene Fähigkeit zuletzt im Länderspiel der Niederlände gegen Ungarn (4:0). Nur mit einem Foul konnte der 25-Jährige in der Nachspielzeit der ersten Hälfte im Strafraum vom Ball getrennt werden, Dribblings im Eins-gegen-Eins zählen zu seinen größten Stärken. Den fälligen Elfmeter verwandelte Liverpool-Star Cody Gakpo.
Im zweiten Durchgang tauchte Malen dann erneut im Strafraum der Ungarn auf, diesmal bugsierte er eine Flanke per Kopf auf die Füße von Denzel Dumfries - und so ging der Dortmunder am Ende mit zwei Assists aus dem Spiel heraus.
Malen als Stammspieler weniger effektiv?
Im zweiten, enttäuschenden Länderspiel der Elftal gegen Bosnien und Herzegowina (1:1) wurde er von Bondscoach Ronald Koeman geschont. Zwar besserte sich das Bild nicht wirklich nach der Hereinnahme des 25-Jährigen, Malens Standing im Team dürfte vorerst durch die schwache Leistung der zweiten Riege aber etwas gestiegen sein.
Bislang kam Donyell Malen bei Oranje nie über den Status des Rotationsspielers hinaus, nur zwei seiner 41 Länderspiele bestritt er über die vollen 90 Minuten. Ähnlich kompliziert sieht es in dieser Saison bei Borussia Dortmund aus, auch Trainer Nuri Sahin scheint das Vertrauen in ihn zu verlieren: In sieben seiner 14 Einsätze spielte er 30 Minuten oder weniger. Anders ausgedrückt: Nur vier Mal durfte er länger als 60 Minuten ran, nie 90 Minuten - trotz der Verletztenmisere, die Dortmund plagte.
Zwar sagt van der Vaart, dass Malen für die Niederländer "als Einwechselspieler besser funktioniert denn als Stammspieler", für Malens eigenen Anspruch ist die bisherige Ausbeute aber sicher viel zu wenig.
BVB-Trainer Sahin erwartet klare Steigerung
Wie Donyell Malen derweil an schlechten Tagen performt, zeigte sich etwa im Pokal-Spiel in Wolfsburg, als er seine Chance, unter Nuri Sahin künftig mehr zu spielen, in den Sand setzte. Zu wenig Torgefahr strahlte er aus, zu wenig Einsatzfreude war bemerkbar.
"Ich war nicht zufrieden mit seiner Leistung gegen Wolfsburg", hatte Sahin anschließend überraschend offen bemängelt und Malen als Konsequenz im Top-Spiel gegen RB Leipzig (2:1) und im Champions-League-Duell gegen Sturm Graz (1:0) neben die zahlreichen Nachwuchsspieler auf die Bank verfrachtet.
Gegen die Österreicher bescherte er dem BVB nach Einwechslung den wichtigen Siegtreffer - als wollte er van der Vaarts Meinung bestätigen. Seine Situation verbesserte sich danach aber nicht, auch gegen Mainz 05 (1:3) schmorte er weiter auf der Bank. "Ich habe ihm gesagt, dass ich noch mehr von ihm erwarte", so Sahins Ansage nach dem guten Kurz-Auftritt in der Königsklasse.
Malen ist in 2024/25 weniger zielstrebig vor dem gegnerischen Kasten, erst neun Torschüsse feuerte er in der Liga ab. Zudem zählte die Fleißarbeit bislang nicht zu seinen Stärken, der Stürmer spulte pro Partie im Schnitt nur 10,5 Kilometer ab. Im "kicker" kommt er bislang mit einer Durchschnittsnote von 4,21 denkbar schlecht weg.
Macht der BVB ein Minusgeschäft mit Donyell Malen?
Längst ist aber nicht nur Malens wechselhafte Leistung im BVB-Dress Thema. Zum einen gilt er im Team als Einzelgänger und wird in den Medien gerne als "Eigenbrötler" bezeichnet. Zum anderen mehren sich immer häufiger die Wechsel-Spekulationen um seine Person - und die der Niederländer inzwischen durchaus auch ankurbelt.
Denn: Seine Entscheidung zum Berater-Wechsel, Malen wird ab sofort von Wasserman Football betreut, wird gemeinhin als Vorbereitung auf einen Abschied von Borussia Dortmund aufgefasst. Schon im vergangenen Sommer stand der Stürmer im Schaufenster, doch die Topklubs aus der Premier League bissen nicht an und Malen ging somit in seine vierte Saison bei der Borussia.
Inzwischen kursieren Gerüchte aus Spanien, dass der FC Barcelona im Winter einen Vorstoß wagen möchte - möglicherweise sogar zu einem niedrigeren Preis. Laut "Bild" würde der BVB den Spieler mittlerweile für 25 bis 30 Millionen statt für die erhofften 40 Millionen Euro abgeben.
"Unwahrscheinlich" so unterdessen der "kicker", dass Malen seinen bis 2026 gültigen Vertrag erfüllt. Spätestens im Sommer sei er weg.
Malen spielt um seine Zukunft
Entscheidend werden somit die nächsten sieben Spiele mit Borussia Dortmund bis zur Winterpause sein. Sahin kündigte am Donnerstagmittag auf der Pressekonferenz an, dass sich das schwarz-gelbe Lazarett ein wenig lichtet, im Kader fürs Heimspiel gegen den SC Freiburg (Samstag, 15:30 Uhr) stehen erstmals auch wieder Donyell Malens Konkurrenten Julien Duranville und Giovanni Reyna. Einfacher, zu Einsatzzeiten zu kommen, wird es also nicht.
Klar ist: Allein durch Spiele und gute Leistungen kann der Tempo-Dribbler seine Situation verbessern - oder sich ins Schaufenster spielen. Gelingt dies nicht, ist nicht nur sein Stammplatz in Dortmund weiter außer Reichweite, sondern auch der Traum von einem Wechsel zu einer Top-Adresse in Europa.
Für Donyell Malen steht also weit mehr auf dem Spiel als nur Einsatzminuten. Es geht um seine Karriere. Und darum, künftig wieder mehr Mbappé-Vergleiche hören zu können.