04.12.2024 10:58 Uhr

Der FC Bayern macht es sich viel zu einfach

Der FC Bayern ist um eine Titel-Chance ärmer
Der FC Bayern ist um eine Titel-Chance ärmer

Der FC Bayern muss seine erste Titelchance früh ad acta legen. Sah die Münchner Welt nach dem fulminanten Saisonstart lange rosig aus, könnte die Stimmung jetzt kippen. Denn: Wirklich besser steht der Rekordmeister im Vergleich zum Vorjahr nicht da. Ein Kommentar.

Wer wissen will, wie tief der Frust beim FC Bayern nach dem Pokalaus gegen Titelverteidiger Bayer Leverkusen (0:1) sitzt, der muss nur dem Münchner Sportvorstand Max Eberl zuhören.

"Ich weiß, dass Sie sehr kritisch sind. Ich weiß, dass Sie alles infrage stellen. Das ist mir relativ scheißegal", blaffte er in den Katakomben der Allianz Arena einen Reporter an, als er auf die schlechte Bilanz seiner Mannschaft gegen die ganz großen Gegner angesprochen wurde.

Denn: Laut Eberl könne die Pleite gegen Bayer, durch die eine erste große Titel-Chance verpufft ist, nicht mit anderen verglichen werden. "Dieses Spiel ist raus aus der Statistik", behauptet der Kaderplaner mit Verweis auf die frühe Rote Karte von Manuel Neuer (17.). Da macht es sich Max Eberl aber wohl viel zu einfach.

Klar, die plötzliche Unterzahl hat jeglichen taktischen Plan von Cheftrainer Vincent Kompany über den Haufen geworfen. Auch war erkennbar, dass die Bayern trotz Unterzahl lange die aktivere Mannschaft waren. Doch Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport.

Wenn Titel-Ansagen nach hinten losgehen

Und die nackten Zahlen, die Tabellen und Ergebnisse, sie alle deuten inzwischen daraufhin, dass die neue heile Bayern-Welt deutliche Risse bekommt. Und dass man - wieder einmal - zu voreilig in der Bewertung war.

Freilich spielte die Mannschaft unter Vincent Kompany zum Saisonbeginn frei auf und begeisterte mit Offensiv-Fußball. Das festigte zugleich das auch von Uli Hoeneß bediente Bild, Vorgänger Thomas Tuchel habe den Bayern-Stars regelrechte Fesseln auferlegt. Der Klub-Patron hatte es sich nämlich bei allem Lob für Kompany nicht nehmen lassen, zugleich gegen Tuchel öffentlich nachzutreten und die Zeit unter dem Star-Trainer als "kritisch" zu brandmarken.

Nur, die Realität sieht inzwischen anders aus. Ein Titel ist schon futsch (genauso wie im Jahr zuvor, damals ging man eine Runde früher in Saarbrücken k.o.), in der Champions League steht nach neun von 15 möglichen Punkten hinter der Qualifikation fürs Achtelfinale noch ein Fragezeichen (unter Tuchel wurde man in 2023/24, zugegeben in einem komplett anderen Modus, mit fünf Siegen und einem Remis Gruppenerster).

Und in der Bundesliga? Da beträgt der Vorsprung nach zwölf Spielen auf Verfolger Eintracht Frankfurt derzeit zwar beachtliche vier Zähler. Was viele aber vergessen: Im Vergleich zum Vorjahr stehen zwei Punkte weniger auf dem Konto. 

Apropos voreilig: Hoeneß war zuletzt erneut vorgeprescht, als er den Bayern-Fans angesichts der strauchelnden Bundesliga-Konkurrenz die Deutsche Meisterschaft schon "zusagen" wollte ...