Die Transferbaustellen des FC Bayern: Es ist kompliziert

Der FC Bayern beendet die Saison 2024/25 mit nur einem Titel. Das ist "ausreichend", stellt aber kaum jemanden in München richtig zufrieden. Die Mannschaft braucht vor allem einen qualitativen Schub - auf mehr als einer Position. Der Blick auf einzelnen Mannschaftsteile zeigt: Die Lage ist kompliziert.
Tor: Vorgesorgt ja, abgesichert nein
Im Tor gibt es beim FC Bayern derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Manuel Neuer hängt noch ein Jahr dran, vielleicht sogar zwei. Der 39-Jährige ist nicht mehr der, der Woche für Woche die Unhaltbaren hält, aber er ist oft genug weltklasse, um ihm weiter zu vertrauen.
Hinter Neuer ist die Situation spannend: Jonas Urbig, Daniel Peretz und Alexander Nübel sind Optionen für die Zukunft. Dass einer von ihnen mal so gut wird wie Neuer in seiner besten Phase, ist unwahrscheinlich. Das Prädikat "gut genug" ist aber erstmal ausreichend. Zumal der Torwart-Markt auch nicht unendlich viele Optionen hergibt.
Abwehr: Es brennt
Hinten fehlt ein Anführer. Dayot Upamecano wird diese Rolle intern nicht zugetraut, Min-jae Kim ebenfalls nicht. Der Südkoreaner darf bei einem passenden Angebot im Sommer gehen. Keiner von beiden vermittelt das Gefühl, gegen jeden Gegner die Null souverän halten zu können. In manchen Spielen schon, aber nicht in allen, vor allem nicht in den Spielen, in denen ein einziger Fehler der entscheidende sein kann. Ob Hiroki Ito das kann? Abwarten.
Rechts und links hinten sieht's etwas besser aus, aber auch nicht ideal. Auf Sacha Boey ist kein Verlass. Wie Alphonso Davies nach seiner schweren Verletzung zurückkommt, ist unklar. Konrad Laimer ist eine (gute) Option, Josip Stanisic ohnehin. Als "Allzweckwaffe" wären die Münchner gut beraten gewesen, Eric Dier zu halten. Wollten sie aber nicht genug.
Ein neuer Innen- und ein weiterer Außenverteidiger würden dem Team gut zu Gesicht stehen. Dean Huijsen steht für das Zentrum auf der Wunschliste. Kostenpunkt: mindestens 40, eventuell aber auch 60 Millionen Euro. Ein guter Back-Up für die Außen wäre mindestens ratsam.
Mittelfeld: Es kann nur einen geben
"Wirtz oder Nichts", lautet die Münchner Rechnung für das Mittelfeld. Leon Goretzka hat sich in dieser Saison rehabilitiert, Joshua Kimmich sitzt wieder felsenfest im Sattel. Dazu gibt es mit Laimer einen Spieler, den man bedenkenlos nach vorne ziehen kann. Aleksandar Pavlović ist zudem ganz klar ein Mann für die Zukunft.
Spannend ist die Situation um Joao Palhinha. Wenn Christoph Freund sagt, "es nicht unser Plan, dass wir ihn im Sommer abgeben", lässt sich durchaus rauslesen, dass sich dieser auch ändern könnte. Für einen direkten Ersatz wäre wohl kein Geld da. Das braucht man für Wirtz.
Sollte Leverkusens Ausnahmekönner kommen, müsste das System auf eine Doppel-10 umgestellt werden. Eine Herausforderung, aber kein echtes Problem. In der Nationalmannschaft zeigen Florian Wirtz und Jamal Musiala, dass sie es gemeinsam können.
Angriff: Es ist kompliziert
Klar ist: Ein Back-Up für Harry Kane muss her. Problem: Er muss gut sein und sich mit dem Platz in der zweiten Reihe zufrieden geben. Wie damals Choupo-Moting, Pizarro oder auch Wagner. Holt Bayern einen jungen Stürmer, droht das "Tel-Problem". Sie brauchen in der Regel Minuten, um sich weiterzuentwickeln. Die gibt es hinter Kane aber nicht. Ob das für den jüngst gehandelten Patrik Schick (29) reicht? Fraglich.
Kritisch ist die Lage auch auf dem Flügel. Michael Olise ist die einzige Konstante. Sollte er noch besser werden, winkt dem FC Bayern ein "Robben 2.0". Es wäre das Wunschszenario. In diesem Fall würde sich auch ein Abschied von Leroy Sané verkraften lassen. Gleichwohl würde dem Rekordmeister ohne den Nationalspieler Tiefe verloren gehen, die mit einem Neuzugang aufgefangen werden muss.
Kompliziert ist es auch auf der linken Außenbahn. Kingsley Coman wird wohl wechseln, Serge Gnabry kann man den Job aber nicht alleine anvertrauen. Ergo müsste auch hier personell nachgelegt werden. In welchem Ausmaß, hängt von dem Geld ab, das ein Coman-Transfer bringen würde.
Niemand zweifelt daran, dass sich der Bayern-Kader zur kommenden Saison verändern wird - und auch muss. Max Eberl und seine Transfer-Vertrauten stehen dabei unter Zugzwang. Viele ihrer Schüsse müssen sitzen. Tun sie das nicht, droht in absehbarer Zeit die nächste Baustelle: dann erneut in der Führungsetage.
Und wie schwer es ist, dort den Richtigen zu finden, wissen die Münchner nur zu gut.