15.06.2018 11:20 Uhr

Frankreichs klares Ziel: Der zweite Stern soll her

Frankreich will den zweiten WM-Titel
Frankreich will den zweiten WM-Titel

Der Auftrag aus der Heimat kommt von höchster Stelle und soll Frankreich 20 Jahre nach dem Triumph von Paris zum zweiten Stern führen.

"Es steckt großes Potenzial in dieser Mannschaft. Warum soll sie denn nicht den Titel gewinnen?", sagt Zinédine Zidane, der große Fußball-Held von 1998. Und auch sein damaliger Kollege Laurent Blanc hofft vor dem WM-Auftakt der Équipe tricolore gegen Australien am Samstag (12:00 Uhr) in Kasan auf den großen Coup: "Es liegt jetzt an ihnen, ihre eigene Geschichte zu schreiben."

Die Erwartungshaltung ist groß in Frankreich - ob bei den Fans oder bei Präsident Emmanuel Macron ("Bringt uns zum Träumen!"). Euphorie, die Didier Deschamps nicht stoppen will, gleichzeitig warnt der Coach aber auch. "Unsere Mannschaft ist noch sehr jung. Mannschaften wie Brasilien, Deutschland oder Spanien haben viel mehr Erfahrung", sagt Deschamps, der 1998 als Kapitän den WM-Pokal in Empfang nehmen durfte. Verbandschef Noël Le Graët gibt das Halbfinale als Ziel aus.

Mit großen Erwartungen ist Frankreich in der Vergangenheit oft zu Turnieren gefahren - und enttäuscht wieder heimgekommen. Ein Eklat wie bei der WM 2010 im südafrikanischen Knysna, als es im Quartier zu einer Spielerrevolte gegen Trainer Raymond Domenech gekommen war, sei mit dieser Mannschaft aber unmöglich, sagt Le Graët. Das Team sei zwar jung, aber auch schon sehr erwachsen und verantwortungsvoll. "Das Verhalten ist beispielhaft, die Freundlichkeit, der Respekt."

Mbappé weiß: "Müssen Ego beiseite stellen"

Exemplarisch sagt Jungstar Kylian Mbappé vor dem Auftakt: "Wir müssen unser Ego beiseite stellen." Es wurde gescherzt und gelacht in Teamquartier in Istra vor den Toren Moskaus. Eine Stimmung, die auch Paul Pogba ansteckte, der nach einem schlimmen Jahr bei Manchester United und den Pfiffen der eigenen Fans im Kreis der Mannschaft allmählich wieder aufblüht. "Wir brauchen Paul", sagt Deschamps wohlwissend, dass er nicht viele Führungspersönlichkeiten hat.

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Zur Ruhe trägt bei, dass die Stars vor dem Turnier weitgehend ihre Zukunft geregelt haben. Antoine Griezmann erklärte am Donnerstag in einem etwas skurrilen Fernseh-Video zur besten Sendezeit, dass er trotz des Super-Angebots vom FC Barcelona bei Atlético Madrid bleiben wird. Dort darf er zukünftig seinen Kollegen Thomas Lemar begrüßen, der für 60 Millionen Euro von AS Monaco kommt.

Sorgenfrei ist Deschamps aber nicht. So überragend der Angriff mit Griezmann, Mbappé und Ousmane Dembélé auch ist, so unsicher scheint die Defensive. Beim WM-Titel 1998 kassierte Frankreich nur zwei Gegentore. Dazu im Vergleich: In den letzten sieben Länderspielen ließen die Franzosen acht Treffer zu. Die beiden Außenverteidiger Benjamin Mendy und Djibril Sidibé sind nach ihren Knieverletzungen noch nicht in WM-Form. Das könnte die Chance für den Stuttgarter Benjamin Pavard sein.

Australien nur krasser Außenseiter

Und genau diese vermeintliche Schwachstelle will Auftaktgegner Australien mit schnellem Konterspiel nutzen. "90 Minuten Defensive machen keinen Sinn, dann haben wir keine Chance und der Druck wird zu groß", sagte Nationaltrainer Bert van Marwijk, der das Amt erst im Januar übernommen hat. "Sie haben sich entwickelt und verbessert", sagte er über sein Team. "Und jetzt werden wir sehen, ob das reicht."

Die Socceroos sehen sich selbst als krasser Außenseiter in ihrer Gruppe. "Ich hoffe, dass sie uns unterschätzen werden", sagte der ehemalige Bundesliga-Coach van Marwijk über die Franzosen. Von seinem Team fordert er gegen die hochkarätige Offensive einen mutigen Auftritt: "Man darf Respekt haben, aber man darf nicht beeindruckt sein."