10.02.2016 16:43 Uhr

Von Gelsenkirchen an den Ballermann

Timon Wellenreuther verdient seine Brötchen inzwischen auf Mallorca
Timon Wellenreuther verdient seine Brötchen inzwischen auf Mallorca

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen Keeper, der seine Sporen unter der Sonne Mallorcas verdient, einen Ivorer im düsterem Abstiegskampf und einen soliden Italiener.

Seinen ersten großen Auftritt in Deutschland hatte Timon Wellenreuther am 3. Februar 2015: Kurz nach der Winterpause führte die kuriose Situation, dass sowohl Schalkes etatmäßige Nummer eins (Ralf Fährmann) als auch der Ersatzmann (Fabian Giefer) verletzt waren, dazu, dass Wellenreuther gegen die großen Bayern zur Halbzeit in das Bundesliga-Becken geworfen wurde und später in der Champions League die Bälle der Königlichen aus Madrid parieren musste.

Der damals 19-Jährige absolvierte seine ersten Partien achtbar und erlebte das wohl größte Spiel seiner Karriere im sensationellen Achtelfinal-Rückspiel der Champions League, als S04 nur um ein Haar die Überraschung verpasste und trotz des 4:3-Sieges im Bernabéu die Segel streichen musste.

Flucht auf die Sonneninsel

Nach der Saison setzte Wellenreuther seine Segel in Richtung Spanien. Richtung Mallorca. Nachdem Stammkeeper Fährmann zurückkehrte verbrachte der junge Torhüter die Rückrunde bei den Knappen auf der Bank und entschied sich im Sommer zur Flucht auf die Sonneninsel.

Der von Ex-Hannover-Präsident und Manager Utz Claassen geführte RCD Mallorca kämpft in der zweiten Liga aktuell gegen den Abstieg und pendelt zwischen dem rettenden Ufer und Abstiegsplätzen. Timon Wellenreuther ist die gesetzte Stammkraft im Tor der Insulaner. Nach seinem Wechsel absolvierte er alle möglichen Spiele.

"Wer hat schon den Strand vor der Haustür?"

Im Interview wird schnell klar, was der ehemalige Schalker vom neuen Leben am Ballermann hält. Auf die Frage, wie es sich als Fußballprofi auf Mallorca so lebt, antwortet der Deutsche: „Wer hat schon den Strand vor der Haustür?“ Zunächst sei vor allem die Sprache ein kleines Hindernis gewesen: „Anfangs war die Verständigung auf dem Platz ein Problem, dass aber mit regelmäßigem Sprachunterricht täglich besser wird. Die wichtigsten Kommandos hatte ich schnell drauf“

Dass Wellenreuther wohl auch schnell einige Schimpfwörter verinnerlicht hat, fiel erst am letzten Spieltag auf: In der Nachspielzeit im Duell gegen die Reserve aus Bilbao kassierte der Ex-Knappe glatt Rot nach Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Also bleibt die nächste Woche etwas mehr Zeit für den Strand.

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Kein Abstieg im Lebenslauf!

Etwas weniger gutes Wetter dürfte indes Guy Demel erleben. Der langjährige Ex-Profi des BVB und HSV entschied sich im vergangenen November, den Schritt zum schottischen Erstligisten Dundee United zu wagen. Nach einigen guten Jahren bei West Ham United erhielt der Ivorer nach der letzten Spielzeit kein neues Arbeitspapier und wechselte ins verregnete Schottland.

So düster wie das typische Wetter der Schotten ist auch die Tabellensituation um Dundee United: mit nur 13 Punkten aus 23 Spielen liegt der 1909 gegründete Verein abschlagen auf dem letzten Platz.

Guy Demels Verpflichtung stabilisierte die Abwehr von United bislang nicht spürbar, wobei dieser noch im Zuge des Transfers klar machte, dass er noch nie abgestiegen ist - und genau das soll auch demnächst in seinem Lebenslauf stehen.

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Turin, Schwabenland, Turin

Ebenfalls mit durchgehenden Erstliga-Einsätzen bewarb sich Ex-Stuttgarter Cristian Molinaro nach vier Jahren Stuttgart und einer Halbserie bei Parma beim aktuellen Arbeitgeber FC Turin. Vom Stadtrivalen Juventus kam er im Winter 2010 zu den Schwaben und erkämpfte sich rasch einen Stammplatz - und schaffte gar den Sprung in die Nationalmannschaft der Italiener.

Aktuell läuft es für den FC Turin, zu dem auch der BVB-Fehleinkauf Ciro Immobile zurückkehrte, nicht mehr rund. Seit Jahresbeginn konnte die Mannschaft aus acht Spielen nur einen Sieg verzeichnen. Es droht das Abrutschen in die gefährliche Zone. Besonders das Offensiv-Spiel der Turiner weist Schwachstellen auf. Aus diesem Grund verpflichtete man Immobile und Quagliarella im Winter. Sorgen die Kollegen vorne für mehr Torgefahr und der Klassenerhalt gelingt, kann Molinaro in der nächsten Spielzeit stattliche 200 Serie-A-Einsätze erreichen.  

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Norman Droste