10.07.2018 19:32 Uhr

Warum wechselt Cristiano Ronaldo zu Juventus?

Cristiano Ronaldo wechselt von Real Madrid zu Juventus
Cristiano Ronaldo wechselt von Real Madrid zu Juventus

Der Transfer des Jahres ist perfekt: Cristiano Ronaldo verlässt Real Madrid und wechselt zu Juventus Turin. sport.de beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zu dem Deal der Superlative.

Warum verlässt Cristiano Ronaldo Real Madrid?

Bereits seit Längerem hielten sich hartnäckige Gerüchte, Ronaldo sei in Madrid nicht mehr glücklich. Vor allem die finanzielle Wertschätzung seiner immer noch außergewöhnlichen Leistungen soll dem 33-Jährigen gefehlt haben.

"Nur" 21 Millionen Euro pro Jahr verdiente Ronaldo dem Vernehmen nach bei Real. Sein langjähriger Rivale Lionel Messi beim FC Barcelona sowie der vermeintliche "Kronprinz" Neymar bei Paris Saint-Germain sollen in etwa das doppelte Gehalt einstreichen.

Real-Präsident Florentino Pérez wusste schon seit Monaten von der Unzufriedenheit seines Superstars und stellte diesem angeblich einen neuen Vertrag mit verbesserten Bezügen in Aussicht. Zum Vollzug kam es jedoch nicht - ein Affront aus Sicht des fünffachen Weltfußballers.

Dass Real als es ernst wurde schließlich eine vergleichsweise moderate Ablöse für seinen wechselwilligen Rekordtorschützen forderte, soll Ronaldo noch zusätzlich verärgert haben.

Hinzu kommt, dass sich der millionenschwere Profi sich von den spanischen Steuerbehörden zu Unrecht verfolgt fühlte. Im Sommer musste Ronaldo insgesamt 18,8 Millionen Euro an Nachzahlungen, Geldstrafe und Zinsen an den Fiskus leisten. Zudem wurde er zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Warum wechselt Cristiano Ronaldo ausgerechnet zu Juventus?

Während das verwöhnte Operetten-Publikum im Madrider Bernabéu auch Ronaldo während seiner (seltenen) Formkrisen im Trikot der Königlichen in unschöner Regelmäßigkeit auspfiff, erwartet den Goalgetter in Turin grenzenlose Begeisterung.

Bereits die ersten leisen Gerüchte über einen Wechsel zu Juventus lösten bei den italienischen Tifosi eine Welle der Euphorie aus. Auch Juve-Präsident Andrea Agnelli, der Ronaldo zuletzt in dessen Urlaubsdomizil in Griechenland besuchte, dürfte dem vielleicht prominentesten Neuzugang der Vereinsgeschichte ordentlich Honig ums Maul geschmiert haben.

Das Gespräch mit dem Klub-Boss der Alten Dame habe Ronaldo "begeistert", er genieße es sehr, von Juve so umworben zu werden, schrieb die "Marca".

Doch auch sportlich stellt Italiens Serienmeister für den erfolgsverwöhnten Star eine absolut reizvolle Aufgabe dar. Mit Real hat Ronaldo jeden möglichen Titel gewonnen, in Spanien zudem zahlreiche persönliche Rekorde aufgestellt.

Internationale Laufkundschaft ist Juventus zudem nicht: 2015 und 2017 schafften es die Bianconeri jeweils ins Finale der Champions League, verloren die Endspiele aber gegen Barca und - ausgerechnet - Real.

Sollte es Ronaldo gelingen, sein neues Team auf Anhieb zum Titel in der Königsklasse zu führen und damit die inzwischen dreijährige Erfolgsserie der Königlichen zu brechen, wäre das die größtmögliche Genugtuung für die gekränkte Eitelkeit des Neu-Turiners.

Welche finanziellen Dimensionen hat der Deal?

Spanischen Medienberichten zufolge zahlt Juventus eine Ablösesumme in Höhe von rund 105 Millionen Euro für Ronaldo. Er ist damit lediglich der fünftteuerste Spieler aller Zeiten.

Die Wechsel von Neymar (Barcelona zu PSG, 222 Mio. Euro), Kylian Mbappé (AS Monaco zu PSG, 180 Mio.), Philippe Coutinho (FC Liverpool zu Barcelona, 125 Mio.) sowie Ousmane Dembélé (Borussia Dortmund zu Barcelona, 115 Mio.) verschlangen allesamt deutlich mehr Geld.

Beeindruckend ist dagegen das kolportierte Gehaltsvolumen von Ronaldos Vierjahresvertrag bei Juventus - vor allem angesichts seines fortgeschrittenen Fußballeralters.

Rund 30 Millionen Euro steckt sich der Portugiese pro Jahr ein. Zur Erinnerung: Bei Ablauf seines Kontrakts im Jahr 2022 wird Ronaldo 37 (!) Jahre alt sein.

Ob sein schier grenzenloser Trainingsfleiß und seine hundertzehnprozentig professionelle Lebensweise ihm erlauben, auch dann noch ein Unterschiedsspieler zu sein, muss sich erst noch zeigen.

Welche Rolle ist Cristiano Ronaldo bei Juventus zugedacht?

In der Hierarchie seiner neuen Mannschaft wird Ronaldo noch deutlicher als bei Real über allen anderen schweben. Juventus definierte sich trotz einiger starker Einzelspieler traditionell eher über das Kollektiv. Mit Torwart-Ikone Gianluigi Buffon hat der vormals namhafteste Profi den Klub gerade verlassen.

Auf dem Platz wird Ronaldo in Turin ohne Wenn und Aber die Rolle als Anführer einnehmen müssen - und genau das natürlich auch selbst einfordern. Mit Juve-Trainer Massimiliano Allegri soll sich der Neuzugang bereits ausgetauscht haben.

Ronaldo dürfte auch bei seinem neuen Klub als Mittelstürmer eingeplant sein. Diese Position füllte der frühere Flügelspieler in den letzten Jahren auch bei Real aus, ein erster Tribut an den Zahn der Zeit, der auch am Modellathleten Ronaldo nagt.

Vor allem für Gonzalo Higuaín - selbst vor zwei Jahren für 90 Millionen Euro von SSC Neapel zu Juventus gewechselt - dürfte die Luft im Angriffszentrum durch den Transfer des siebenfachen Champions-League-Torschützenkönigs dünn werden. Der Argentinier erzielte in der abgelaufenen Saison in 50 Pflichtspielen nur 23 Treffer für Juve - eine im Vergleich zu Ronaldos Madrider Zahlen mickrige Quote.

Wie geht es bei Real ohne Cristiano Ronaldo weiter?

Klar ist: Real wird mindestens einen absoluten Hochkaräter verpflichten, um die durch den Ronaldo-Abgang gerissene Lücke zu schließen.

Drei prominente Namen werden mit dem spanischen Rekordmeister in Verbindung gebracht: Neymar, Eden Hazard und Kylian Mbappé.

Während der Brasilianer schon seit Monaten ein regelmäßiger Gast in der Gerüchteküche rund um die Königlichen ist, haben Hazard und Mbappé sich dank ihrer starken Leistungen bei der WM noch einmal deutlicher in den Fokus der Fußballwelt und wohl auch Reals gespielt.

Will Real-Boss Pérez zusätzlich zu einem der drei eher auf den offensiven Außen beheimateten Akteuren noch einen klassischen Neuner holen, könnte auch Bayern-Torjäger Robert Lewandowski wieder ein Thema in Madrid werden.

Tobias Knoop