05.03.2019 09:05 Uhr

Fährmann-Berater mit Rundumschlag gegen Schalke

Fährmann-Berater attackiert den FC Schalke 04
Fährmann-Berater attackiert den FC Schalke 04

Die Unruhe beim FC Schalke 04 reißt nicht ab: Stefan Backs, Berater der Torhüter Ralf Fährmann und Alexander Nübel, hat sich mit einem Rundumschlag gegen die handelnden Personen bei den Königsblauen zu Wort gemeldet.

"Das 0:4 gestern gegen Fortuna Düsseldorf war sicher ein bemerkenswerter Negativ-Meilenstein in der an Negativ-Meilensteinen nicht gerade armen Vereinsgeschichte. Und er war der logische Schritt einer andauernden Abwärtsspirale", schrieb Backs am Sonntag in einem Beitrag auf der Facebook-Seite seiner Berateragentur "Siebert & Backs".

Unter anderem nahm der Berater die Zusammenarbeit zwischen dem umstrittenen Trainer Domenico Tedesco und dem inzwischen zurückgetretenen Ex-Sportvorstand Christian Heidel ins Visier: "Domenico Tedesco ist sicherlich fachlich ein außergewöhnlicher Trainer. Aber er ist sehr jung und Schalke 04 ein großer Verein. Da braucht er einen starken Sportmanager an seiner Seite, der ihn führt und unterstützt."

Heidel habe bei seiner Zeit beim FSV Mainz 05 "mit Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Martin Schmidt starke Trainerpersönlichkeiten, die er gewähren ließ" an seiner Seite gehabt, so Backs. "Heidels Rolle auf Schalke mit Tedesco war aber eine gänzlich andere. Und offensichtlich nicht die seine. Das Team ist weder qualitativ noch charakterlich optimal zusammengestellt. Es gibt zudem Gruppen, was immer Gift für den Erfolg ist."

Kritik an Personalpolitik des FC Schalke 04

Der abgestürzte Vizemeister habe eine falsche Transferpolitik betrieben. "Schalke wollte diese Saison Ballbesitzfußball spielen. Nach fünf Niederlagen zum Saisonauftakt musste man dieses Vorhaben als gescheitert ansehen. Es wurde wieder auf das 'bewährte System' der Vorsaison umgestellt. Aber mit Spielern, die dafür nicht verpflichtet worden sind."

Auch der Abgang zahlreicher Top-Talente in den letzten Jahren sei problematisch. "Es ist mit Sicherheit nicht einfach, Spieler zum Bleiben zu bewegen, wenn ganz große Vereine locken. Aber es sollte dann zumindest eine angemessene Ablösesumme dabei herausspringen. Dafür sind unternehmerische Weitsicht und frühzeitige Weichenstellungen vonnöten", schrieb Backs.

Schalke sei zudem "medial nicht gut beraten", kritisierte der Spieleragent. "Der Klub lässt sich wie kein Zweiter durch die Schlagzeilen ziehen. Interna landen immer wieder in den Medien. Zeitungen machen offen Vereinspolitik oder starten sogar Kapagnen, wie zuletzt gegen Christian Heidel. In einer solchen Atmosphäre kann kein Erfolg gedeihen. Jedes zarte Pflänzchen wird durch Eigeninteressen oder persönliche Eitelkeiten gleich wieder zertreten."

Schalke sei "ein starkes Stück deutscher Fußballtradition und ein Leuchtturm des Ruhrgebietes", so Backs, privat bekennender BVB-Fan. "Es wäre schön, wenn alle handelnden Personen sich dessen bewusst würden."

Das Statement von Spielerberater Stefan Backs zur Situation des FC Schalke 04 im Wortlaut:

Im Jahr 1974 nahm mich mein Vater das erste Mal mit ins große Stadion. Borussia Dortmund gegen Schwarz-Weiss Essen, Endstand 1:2. Von da an bis zum Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen fehlte ich nur in Ausnahmesituationen im Westfalenstadion. Mit anderen Worten: Als Fan bin ich Borusse durch und durch.

Beruflich sieht das anders aus, extrem anders. Ich begann Ende der 80er im Profifußball zu arbeiten. Erst als Journalist, dann als Geschäftsführer einer Spielerberatungsagentur. Ich begleitete als Reporter Schalke 04 beim legendären UEFA-Cup-Sieg 1997 von Beginn an, heute betreue ich seit über acht Jahren Spieler des Klubs als Kunden.

Schalke ist mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen. Obwohl das beide Parteien nicht hören wollen: In puncto Leidenschaft, Hingabe, Verehrung, Lebensgefühl sind sich beide Ruhr-Rivalen ähnlicher, als sie glauben. Und doch sind sie extrem unterschiedlich.
Während beim BVB seit Jahren auf Kontinuität gesetzt wird, auch in Krisenzeiten, herrscht auf Schalke schnell das große Drama. So wie derzeit.
Das 0:4 gestern gegen Fortuna Düsseldorf war sicher ein bemerkenswerter Negativ-Meilenstein in der an Negativ-Meilensteinen nicht gerade armen Vereinsgeschichte. Und er war der logische Schritt einer andauernden Abwärtsspirale.

Diese hat aus meiner Sicht mehrere Gründe. Da wäre die interne Personalpolitik. Domenico Tedesco ist sicherlich fachlich ein außergewöhnlicher Trainer. Aber er ist sehr jung und Schalke 04 ein großer Verein. Da braucht er einen starken Sportmanager an seiner Seite, der ihn führt und unterstützt. Christian Heidel hatte in Mainz mit Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Martin Schmidt starke Trainerpersönlichkeiten, die er gewähren ließ. Auch bei Transfers. 
Heidels Rolle auf Schalke mit Tedesco war aber eine gänzlich andere. Und offensichtlich nicht die seine. Das Team ist weder qualitativ noch charakterlich optimal zusammengestellt. Es gibt zudem Gruppen, was immer Gift für den Erfolg ist.

Eine weitere Fehleinschätzung: Schalke wollte diese Saison Ballbesitzfußball spielen. Nach fünf Niederlagen zum Saisonauftakt musste man dieses Vorhaben als gescheitert ansehen. Es wurde wieder auf das „bewährte System“ der Vorsaison umgestellt. Aber mit Spielern, die dafür nicht verpflichtet worden sind.
Auch der Aderlass an jungen Toptalenten aus eigenen Reihen ist ein großes Problem. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, Spieler zum Bleiben zu bewegen, wenn ganz große Vereine locken. Aber es sollte dann zumindest eine angemessene Ablösesumme dabei herausspringen. Dafür sind unternehmerische Weitsicht und frühzeitige Weichenstellungen vonnöten. Bayer Leverkusen macht es vor, zuletzt bei Kai Havertz und Julian Brandt. Es kann am Ende kein Zufall sein, daß nahezu alle großen Talente Schalke 04 verlassen, viele davon ablösefrei.

Schalke 04 ist zudem medial nicht gut beraten. Der Klub lässt sich wie kein Zweiter durch die Schlagzeilen ziehen. Interna landen immer wieder in den Medien. Zeitungen machen offen Vereinspolitik oder starten sogar Kampagnen, wie zuletzt gegen Christian Heidel. In einer solchen Atmosphäre kann kein Erfolg gedeihen. Jedes zarte Pflänzchen wird durch Eigeninteressen oder persönliche Eitelkeiten gleich wieder zertreten.

Dies sind nur einige gravierende Punkte und zudem nur meine persönliche Einschätzung. Vollständig ist die Liste daher sicher nicht.

Ich mag Schalke 04 und das sage ich als Borusse ganz bewusst. Schalke ist ein starkes Stück deutscher Fußballtradition und ein Leuchtturm des Ruhrgebietes. Es wäre schön, wenn alle handelnden Personen sich dessen bewusst würden.