10.04.2019 16:44 Uhr

Umbruch 2.0: Die Baustellen des BVB

Borussia Dortmund wird sich zur neuen Saison verstärken
Borussia Dortmund wird sich zur neuen Saison verstärken

Trotz einer starken Saison in der Fußball-Bundesliga wird Borussia Dortmund seinen Kader im Sommer weiter aufrüsten. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sieht nicht als einziger "erhebliches Verbesserungspotenzial" im Aufgebot der Schwarz-Gelben.

Wo liegen die größten Dortmunder Baustellen? Auf welchen Positionen sind die Borussen im Sommer zum Handeln gezwungen. Ein Überblick:

  • Torhüter & Abwehr beim BVB: Sorgen links wie rechts

Die Frage nach der Nummer eins ist beim BVB längst geklärt. Roman Bürki (Vertrag bis 2021) hat sich mit teils überragenden Leistungen festgespielt und seinen Status als einer der besten Bundesliga-Keeper untermauert. Edelreservist Marwin Hitz (31/Vertrag bis 2021) ist mit seiner Rolle offenbar zufrieden und hegt keine Abwanderungsgedanken. Dahinter warten mit Eric Oelschlägel (23) und Luca Unbehaun (18) zwei Leute für die Zukunft.

Perspektivisch deutlich kniffliger ist die Lage in der Hintermannschaft der Borussia. Manuel Akanji (23), Abdou Diallo (22), Dan-Axel Zagadou (19) und Leonardo Balerdi (20) könnten über Jahre hinaus die Innenverteidigung des BVB prägen. Hier besteht kein Nachholbedarf, zumal mit Mittelfeldspieler Julian Weigl (23) - sofern er bleibt - obendrein ein Allrounder in der Verteidigung aushelfen kann. Einen möglichen Abgang von Ömer Toprak (29) könnte der Kader daher locker auffangen.

Richtig kompliziert wird es dafür beim Blick auf die Außen. Die Zeit von Marcel Schmelzer im BVB-Trikot läuft ab. Ob der 31-Jährige (Vertrag bis 2021) seine letzten Dortmunder Jahre auf der Bank absitzen will, bleibt abzuwarten. Im Konzept von Lucien Favre spielt Schmelzer zumindest keine Rolle.

Bleibt Marcel Schmelzer beim BVB?
Bleibt Marcel Schmelzer beim BVB?

Achraf Hakimi wäre ein Kandidat, allerdings ist der 20-Jährige auf der linken Seite nicht zuhause, dazu ist sein Vorwärtsdrang deutlich ausgeprägter als seine Qualitäten in der Rückwärtsbewegung. Hinzu kommt: 2020 wird der Spanier zu Real Madrid zurückkehren. Bezeichnend zudem, dass zuletzt Abdou Diallo auf der linken Seite aushelfen musste. Eine zufriedenstellende Lösung aus dem eigenen Kader auf dieser so wichtigen Position ist (vorerst) nicht in Sicht.

Nicht von ungefähr werden daher Gerüchte lauter, der BVB verstärke sich mit Routinier Filipe Luís (33) von Atlético Madrid. Der Linksfuß ist im Sommer aufgrund des auslaufenden Vertrags ablösefrei zu haben. Sportdirektor Michael Zorc bestätigte, über den Brasilianer zumindest nachdenken zu wollen. Ebenfalls gefragt: Wolfsburg-Verteidiger Jérôme Roussillon.

Dank Routinier Lukasz Piszczek sind die Sorgen auf der rechten Seite indes nicht ganz so groß. Wie lange der Pole (33) noch auf Top-Niveau spielen kann, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Flügelspieler Marius Wolf, von Favre zum Abwehrspieler umgeschult, genügte bislang noch nicht den höchsten Anforderungen. Auch hier kommt Hakimi als Alternative infrage, mit Blick auf die Zukunft muss aber zwingend eine andere Lösung her.

Wie der BVB indes mit dem derzeit an Celtic verliehenen Außenverteidiger Jeremy Toljan nach dessen Rückkehr im Sommer umgeht, steht noch in den Sternen. In Dortmund blieb der 24-Jährige zumindest den Beweis schuldig, die Lücken auf allerhöchstem Niveau stopfen zu können.

  • Mittelfeld von Borussia Dortmund: Das Warten auf Mario Götze

Im ersten Teil des großen Umbruchs hat sich der BVB die Schaltzentrale vorgeknöpft und mit Axel Witsel und Thomas Delaney zwei Spieler verpflichtet, die auf Anhieb Verantwortung übernommen haben. In dem von Trainer Lucien Favre bevorzugtem 4-2-3-1-System nimmt das Duo auch in der kommenden Spielzeit eine zentrale Rolle ein.

Im zweiten Teil des Kader-Umgestaltung wird sich Sportdirektor Michael Zorc derweil dem offensiveren Part widmen. Dazu gehört in erster Linie, den Vertrag mit Mario Götze (derzeit bis 2020) zu verlängern. Beide Seiten ließen bereits durchblicken, langfristig zusammenarbeiten zu wollen.

Außerdem wird sich Zorc zweimal überlegen müssen, ob Wechselgerüchte um Julian Weigl erneut die Schlagzeilen dominieren sollen. Weigl, vor der Saison beinahe beim BVB aussortiert, steht dem Vernehmen nach noch immer auf der Liste von Ex-Coach Thomas Tuchel bei PSG. Lässt Dortmund den 23-jährigen gelernten Mittelfeldspieler ziehen, besteht unbedingt Nachholbedarf. Der Allrounder selbst soll mittlerweile einen Wechsel in Erwägung ziehen.

  • Angriff: Der Schuh drückt beim BVB

Auf den schwarz-gelben Flügeln gehört zwei jungen und talentierten Raketen die Zukunft: Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen. Nach dem Abschied von Christian Pulisic zum FC Chelsea bleiben Favre zwar immerhin noch Marius Wolf und Maximilian Philipp, beide müssen allerdings um ihre Zukunft beim Revierklub kämpfen.

Schließlich konnte das Duo in dieser Spielzeit zu wenig Einfluss nehmen: Wolf kommt lediglich auf ein mageres Tor, Philipp auf einen Treffer und eine Vorlage.

Daher bastelt der BVB dem Vernehmen nach eifrig an einer Verpflichtung von Gladbach-Star Thorgan Hazard, der rund 40 Millionen Euro kosten soll. Auch Ajax-Angreifer Hakim Ziyech, der ähnlich viel kosten würde, wird immer wieder gehandelt. Der im Sommer zurückkehrende André Schürrle, dessen Leihe beim FC Fulham endet, dürfte keine allzu große Zukunft mehr in Dortmund haben.

Kapitän Marco Reus und Mittelstürmer Paco Alcácer haben indes bereits zwei Plätze für die Startformation der neuen Saison sicher. Das Duo allein ist an 40 der 66 Toren des BVB beteiligt und daher unverzichtbar.

Dennoch drückt der Schuh ein wenig: Beide sind äußerst anfällig für Verletzungen, allen voran der 25 Jahre alte Spanier musste mehrfach in dieser Saison passen. Fällt Alcácer aus, fehlt Dortmund ein adäquater Ersatz, zumal die Stärken von Reus, Götze oder Philipp im Sturmzentrum zu oft verpuffen. Ein Backup würde dem Revierklub daher gut zu Gesicht stehen.