05.10.2020 18:07 Uhr

Bayerns Last-Minute-Transfers im Check

Wie plant der FC Bayern mit seinen Last-Minute-Neuzugängen?
Wie plant der FC Bayern mit seinen Last-Minute-Neuzugängen?

Der FC Bayern München war in den letzten Tagen so fleißig wie nie zuvor in der Schlussphase einer Transferperiode. Mit Marc Roca, Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa und Bouna Sarr lockten Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Co. gleich vier Spieler noch an die Isar.

Wie sind die Rahmendaten der Deals? Welche Rolle sollen die vier Profis beim Rekordmeister spielen? Die Last-Minute-Neuzugänge des FC Bayern im Check.

Last-Minute-Neuzugänge des FC Bayern im Check: Marc Roca

Bereits im letzten Sommer beschäftigte sich der FC Bayern intensiv im dem 23-jährigen Spanier. Ein Wechsel kam damals jedoch nicht zustande.

Mit einem Jahr Verspätung schlug Roca nun doch in München auf. Espanyol Barcelona hatte nach dem Abstieg in die zweite spanische Liga keine guten Argumente mehr für eine Weiterbeschäftigung des Eigengewächses. Zudem plagen den kleinen Stadtrivalen des großen FC Barcelona große Geldsorgen.

Roca kostet den FC Bayern dem Vernehmen nach eine Sockelablöse in Höhe von rund neun Millionen Euro. Durch Boni kann die Summe noch auf 15 Millionen Euro steigen. Rocas Vertrag in München läuft bis 2025 - ein Indiz dafür, dass die Bayern-Bosse ihn auch als Investition in die Zukunft sehen und langfristig mit ihm planen.

Roca sei "ein feiner Spieler, kann gute Bälle spielen, hat Spielintelligenz", lobte "Sky"-Experte Lothar Matthäus. In seiner Heimat wird der Neu-Münchner deswegen häufig mit Sergio Busquets verglichen. Wie die Barca-Ikone beherrsche Roca die Kunst, einem Spiel "den richtigen Moment der Pause" zu geben, schwärmte Espanyols Ex-Trainer Rubi gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Der Youngster, der beim FC Bayern in die großen Fußstapfen von Thiago treten soll, habe "eine großartige Zukunft vor sich".

Last-Minute-Neuzugänge des FC Bayern im Check: Eric Maxim Choupo-Moting

Im Champions-League-Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo Mitte August gelang Eric Maxim Choupo-Moting das wohl wichtigste Tor seiner Karriere: In der 93. Minute erzielte der 31-Jährige den Treffer zum 2:1 für Paris Saint-Germain und machte damit den Halbfinal-Einzug der Franzosen perfekt. Die Königsklassen-Reise von PSG endete erst im Endspiel durch die 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern.

Ausgerechnet dort heuerte Choupo-Moting, der in der Bundesliga auch schon für den Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, FSV Mainz 05 und den FC Schalke 04 auflief, jetzt an - ein durchaus überraschender Schachzug der Münchner, um die Planstelle des Backups hinter Robert Lewandowski zu besetzen.

1a-Lösung ist Choupo-Moting nicht. Zunächst beschäftigten sich Salihamidzic und Co. offenbar mit Andrej Kramaric von 1899 Hoffenheim. Der Kroaten machte mit seinem Doppelpack gegen den FC Bayern am zweiten Spieltag nochmals nachhaltig auf sich aufmerksam. Da Hoffenheim aber eine Ablöse in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro für den 29-Jährigen aufrief, war eine mögliche Verpflichtung schnell vom Tisch.

Für Choupo-Moting spricht die Tatsache, dass er den deutschen Fußball aus dem Effeff kennt und sich auch bei PSG bereits klaglos in die Ersatzrolle für deutlich prominentere Angreifer fügte. Da sein Vertrag in Paris nach dem Königsklassen-Finale auslief, war er zudem ablösefrei zu haben. In München erhielt er einen Einjahresvertrag.

Last-Minute-Neuzugänge des FC Bayern im Check: Douglas Costa

Schon 2015 heuerte Douglas Costa erstmals beim FC Bayern an. Damals lief in München die zunehmend verzweifelte Suche nach einem Nachfolger für die langjährige Flügelzange Robben/Ribéry. Satte 30 Millionen Euro flossen damals an Costas Ex-Klub Schachtar Donezk.

Die großen Erwartungen erfüllte der Brasilianer nicht. Nach vielen durchwachsenen Leistungen folgte 2017 der Wechsel zu Juventus - zunächst auf Leihbasis, ein Jahr später per Kaufoption für 40 Millionen Euro fest. Costa sei "ein ziemlicher Söldner, der uns charakterlich nicht gefallen hat", trat der damalige Vereinspräsident Uli Hoeneß im Interview mit der "Frankenpost" gegen den schnellen, trickreichen, aber oftmals zu wenig zielorientierten Linksfuß nach.

Vor diesem Hintergrund überrascht Costas zweites Engagement in München durchaus. Allerdings stehen die Vorzeichen heute völlig anders als bei seinem ersten Gastspiel. Der inzwischen 30-Jährige, bei Juve zuletzt ebenfalls nur noch Ersatz, ist als Nummer vier in der Flügel-Hierarchie hinter Serge Gnabry, Leroy Sané und Kingsley Coman ganz klar nur als Kaderspieler eingeplant. Seine einjährigen Leihe ohne Kaufoption kostet den FC Bayern keinen Cent kosten. Lediglich das Gehalt des Brasilianers übernimmt der Quintuple-Sieger. Das Risiko des Deals ist damit überschaubar.

Ähnlich wie Choupo-Moting war auch Costa aber wohl nicht die erste Wahl für die Bayern. Der angepeilte Transfer von Chelsea-Juwel Callum Hudson-Odoi scheiterte auf der Zielgeraden.

Last-Minute-Neuzugänge des FC Bayern im Check: Bouna Sarr

Der 28-jährige Franzose ist ohne Frage der am wenigsten prominente der vier Last-Minute-Zugänge.

Sarr verbrachte seine bisherige Karriere komplett in seiner Heimat, zunächst bei seinem Jugendverein FC Metz, seit 2015 bei Olympique Marseille. In der Champions League kam er noch nie zum Einsatz. Lediglich 24 Partien in der Europa League stehen in der Vita des Rechtsverteidigers. Sarr erhält in München einen Vierjahresvertrag. Immerhin zehn Millionen Euro plus mögliche Boni fließen laut Medienberichten nach Marseille.

Beim FC Bayern soll Sarr, der aktuell noch an einer Sehnenentzündung laboriert, die Rolle als Backup für Benjamin Pavard übernehmen. Allzu viele Einsatzzeiten darf der Neue also vorerst nicht erwarten.

Sarrs Transfer forcierten die Verantwortlichen erst, nachdem sich Wunschspieler Sergino Dest gegen München und für einen Wechsel von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona entschied.

Tobias Knoop