17.05.2022 13:02 Uhr

Bundesliga kämpft gegen schwindende Attraktivität

Haaland hat die Bundesliga verlassen – folgt auch Lewandowskis Abschied?
Haaland hat die Bundesliga verlassen – folgt auch Lewandowskis Abschied?

Stars, Tradition, Innovation - die Fußball-Bundesliga kämpft um ihre Attraktivität im Vergleich mit den europäischen Wettbewerbern.

Donata Hopfen macht sich Gedanken, Philipp Lahm plagen Sorgen, Hans-Joachim Watzke sieht Gefahren. Der Kampf der Fußball-Bundesliga um ihre Attraktivität beschäftigt die Protagonisten wie nie zuvor. Im Spannungsfeld zwischen abwandernden Stars, zurückkehrenden Großklubs, Kommerz-Kritik und Langweile-Debatte muss die Eliteklasse ihren Weg in die Zukunft finden.

Dass die Liga dabei auf Erling Haaland und früher oder später auf Robert Lewandowski verzichten muss, ist für viele Beobachter ein Alarmsignal. "Das ist ziemlich schade", sagte Lahm: "Die Liga braucht solche Spitzenspieler internationalen Formats."

Die Sorgen des Weltmeisterkapitäns von 2014 sind berufsbedingt. Schließlich will der Turnierdirektor die EM-Endrunde in zwei Jahren nicht in einem Land austragen, in dem die Liga bei den eigenen Fans als auch im europäischen Vergleich nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

BVB: Watzke sieht große Gefahr für die Bundesliga

Genau das befürchtet allerdings Watzke. "Fehlende Stars sind eine große Gefahr für die Bundesliga", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Aufsichtsratsboss der Deutschen Fußball Liga (DFL) zuletzt in der "Sport Bild": "Wir müssen aufpassen und versuchen, viele der Stars, die wir noch haben, zu halten." Das aber ist laut Watzke "angesichts des großen finanziellen Drucks aus England schwierig".

Ähnlich sieht es Hasan Salihamidzic. "Wir müssen alle daran arbeiten, dass wir attraktive Namen in der Bundesliga haben", äußerte der Sportvorstand von Rekordmeister Bayern München, der sich wegen angeblicher Versäumnisse bei Transfers zuletzt ständig verteidigen muss: "Wir werden versuchen, im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten etwas zu tun - was nicht einfach ist in diesen Zeiten."

Mit diesen Zeiten meint Salihamidzic die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Konkurrenz aus dem Ausland, die mit Unsummen aus diversen Quellen subventioniert wird. Wie die Bundesliga dem begegnen soll, ist eine der offenen Fragen.

Bundesliga: Fans wünschen sich anderen Meister

Gerade die Bayern befinden sich im Mittelpunkt des Teufelskreises. Ihr zehnter Titelgewinn in Folge sorgt für maximale Langweile an der Ligaspitze. 78,3 Prozent der Fans in einer Umfrage der Votingapp "FanQ" im Auftrag des "SID" wünschen sich einen neuen Titelträger im kommenden Jahr.

Auf der anderen Seite schadete das frühe Aus der Münchner in der Champions League ebenfalls der Bundesliga. Die Debatten über die Verteilung der Mediengelder drehen sich deshalb seit Jahren im Kreis.

Einig sind sich alle Beteiligten immerhin darüber, dass die Rückkehr der Traditionsklubs Schalke 04 und Werder Bremen der Liga gut tut. Schließlich war zuletzt die "Verzwergung" ein bestimmendes Thema. Die Marketingexperten wünschen sich noch mehr klangvolle Namen als Ersatz für zu viele graue Mäuse.

Das gilt auch für die TV-Macher, die das meiste Geld in die Liga pumpen. Sehen sie das Interesse schwinden, drohen der Liga zukünftig wie schon zuletzt rückläufige Einnahmen bei den Medienverträgen. Und genau danach sieht es derzeit aus.

Zuschauerschwund in der Bundesliga

"Nur" noch durchschnittlich 3,91 Millionen Menschen guckten in der abgelaufenen Saison die Bundesliga-Spielberichte in der "ARD", dies entsprach einem Marktanteil von 18,6 Prozent. In der Vorsaison sahen noch 4,79 Millionen Zuschauer die Zusammenfassungen am Samstag, der Marktanteil lag bei 19,0 Prozent.

Dass die Medien-Verantwortlichen auf Besserung durch die Rückkehr der großen Klubs hoffen, zeigen die Zahlen von Sky. Der Pay-TV-Sender hat durchschnittlich 4,6 Millionen Zuschauer bei den Übertragungen verzeichnet - ein Plus von zwei Prozent gegenüber der Vorsaison. In den Zahlen enthalten ist die prominent besetzte 2. Liga, die als "Wachstumstreiber" ihre Zuschauerwerte um 54 Prozent steigern konnte.

Steigern möchte sich die DFL vor allem in einem Bereich: "Wir wollen die digitalste Fußballliga der Welt sein", sagte Chefin Hopfen - und berichtete von der anvisierten Verbindung "von Tradition und Innovation".