Chaos-Klub Hertha BSC? Magath gibt Klinsmann Recht

Felix Magath bewahrte den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC in der letzten Spielzeit vor dem Abstieg, rettete die Berliner in der Relegation gegen den Hamburger SV. Das große Ziel des Altmeisters wurde erreicht. Und das, obwohl Magath den Klub in einem ähnlich desaströsen Zustand vorfand, wie es einer seiner vielen Vorgänger schon vor knapp drei Jahren monierte: Jürgen Klinsmann.
Die lediglich 76 Tage andauernde Amtszeit Klinsmanns als Cheftrainer bei der Hertha endete mit einer wohl einmaligen Schmach für den Klub. Kurz, nachdem der Weltmeister von 1990 via Facebook von seinem Trainerposten zurückgetreten war, wurden geheime Tagebücher Klinsmanns enthüllt.
In diesen Protokollen rechnete der Ex-Bundestrainer schonungslos mit der Alten Dame ab, sah die Mannschaft in einem "katastrophalen Zustand" und attestierte dem damaligen Manager Michael Preetz "jahrelange katastrophale Versäumnisse".
Wenige Wochen nach seiner erfolgreichen Retter-Mission pflichtet Trainer-Ikone Magath seinem Vorgänger aus der Saison 2019/2020 nun bei: "Ich habe Auszüge gelesen. Was den Zustand des Vereins betrifft, habe ich das ähnlich erlebt", so Magath im Gespräch mit der "Sport Bild", die damals auch die eigentlich geheimen Mitschriften Klinsmanns enthüllt hatte.
Magath kritisiert Hertha-Führung: "Gab kaum ein Miteinander"
Magath hatte sich die Klinsi-Tagebücher demnach schon vor seinem Engagement als Hertha-Coach in Teilen durchgelesen, um sich auf die schwierige Aufgabe im Hauptstadtklub vorzubereiten.
Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt Klinsmann im Frühjahr 2020 war es, dass die Hertha-Verantwortlichen die eigenen Befindlichkeiten über das Wohl des Klubs stellten. Eine Unart, die auch Magath noch über zwei Jahre später feststellen musste: "Der Verein war nicht stabil, viel Unsicherheit war zu spüren, es gab kaum ein Miteinander", so der 69-Jährige.
Als bestes Beispiel dafür diente die 1:4-Derbyschmach gegen Union Berlin am 4. April dieses Jahres, nach der die Hertha-Profis ihre Trikots ausziehen und niederlegen sollten - auf Befehl einiger Ultras.
Im Anschluss an diesen eigentlich nicht zu tolerierenden Vorfall hatte es keine einheitliche Strategie der Klubverantwortlichen gegeben, wie mit dem Zoff mit den eigenen Fans umzugehen sei. Magath blieb nichts anderes übrig, als das öffentliche Training am Folgetag abzusagen, um den Spielern die Sorge vor Übergriffen zu nehmen.