Was Klopps Krise mit dem BVB und dem FC Bayern zu tun hat

Der schlechteste Saisonstart des FC Liverpool der Ära Jürgen Klopp in der Premier League zeigt erstaunliche Parallelen zu seinem letzten BVB-Jahr. Mitschuldig an der Krise der Reds ist auch der FC Bayern.
Dass der 2:0-Sieg in der Champions League gegen die Rangers für den FC Liverpool allenfalls ein kleiner Schritt aus der Misere war, wusste auch Jürgen Klopp.
Nach dem überzeugenden, aber glanzlosen Erfolg gegen Schottlands Vizemeister, bei dem beide Liverpooler Treffer nicht aus dem Spiel heraus, sondern durch einen direkten Freistoß und per Elfmeter fielen, sprach der 55 Jahre alte Teammanager auch über das große (und derzeit wenig erbauliche) Ganze.
Die Kritik, die aktuell auf die schwächelnden Reds einprasselt, sei "vollkommen in Ordnung", sagte Klopp. "Wir sind selbst nicht überglücklich über unsere Situation", ergänzte der Coach. Mit einem kleinen Augenzwinkern behauptete er, wegen der sportlichen Talfahrt "seit Wochen" keine Zeitungen mehr zu lesen.
Parallelen zum letzten BVB-Jahr von Jürgen Klopp
Tatsächlich sind die Fakten alarmierend: Tabellenplatz neun und lediglich zehn Punkte nach sieben Saisonspielen ist weit von dem entfernt, was Liverpools und Klopps Ansprüchen genügt.
Noch nie startete der frühere englische Rekordmeister unter der Regie des deutschen Teammanagers so schlecht in eine Spielzeit. Sein siebtes Jahr an der Anfield Road, es droht ein verflixtes zu werden.
Parallelen zu Klopps letzter Saison bei Borussia Dortmund 2014/2015 sind nicht von der Hand zu weisen. Damals erreichte der Fußballlehrer nach vielen Jahren und gemeinsamen Erfolgen seine Spieler nicht mehr richtig. Zwischenzeitlich gerieten die Schwarz-Gelben sogar in Abstiegsgefahr.
"Natürlich nutzt sich irgendwann eine Handschrift ab", sagte der frühere BVB-Torwart Roman Weidenfeller mit Blick auf Liverpools aktuelle Krise zuletzt bei "Sky".
Klopps langjähriger Weggefährte verwies in diesem Zusammenhang auf dessen intensive Spielweise: "Es stellt sich dann immer die Frage, ob man für dieses System die richtigen Spieler hat. Und dazu kommt, wenn man so erfolgreich war in den letzten Jahren, die Frage: Haben die Spieler weiterhin die Gier, Jürgen Klopp zu folgen und sich selbst zu fordern?"
Klub-Legende findet Absturz des FC Liverpool "peinlich"
Die Gründe für den Absturz der unter Klopp so erfolgsverwöhnten Reds, den Klub-Legende Jamie Carragher zuletzt als "peinlich" bezeichnete, sind vielschichtig.
Verletzungssorgen zählen dazu, genauso wie die Formschwäche wichtiger Leistungsträger.
Stars wie Salah oder Abwehrchef Virgil van Dijk seien "nicht annähernd auf ihrem gewohnten Leistungsniveau", ätzte der frühere Weltklasse-Verteidiger Rio Ferdinand bei "BT Sport". "Das zieht sich durch die ganze Mannschaft."
Darum ist der FC Bayern mitschuldig an der Krise des FC Liverpool
Und dann ist da natürlich noch der Abgang von Sadio Mané. Nach sechs Jahren am Mersey erlag die senegalesische Offensiv-Allzweckwaffe den Lockrufen des FC Bayern und entschloss sich für einen Tapetenwechsel - angeblich auch wegen Differenzen mit Klopp.
Liverpool entsprach dem Wechselwunsch und verkaufte ihn für die vergleichsweise geringe Summe von 32 Millionen Euro nach München.
Diese Ablöse sei in der Welt der Premier League "eine Tasse Kaffee", kritisierte Ex-Profi Paul Merson gegenüber "Sky UK", und Manés Verkauf "das schlechteste Geschäft aller Zeiten" für Liverpool gewesen. "Wir reden hier von einem Mann, der ganz entscheidende Tore für diesen Verein geschossen hat, er war der Anführer des Angriffs, und das sage ich nicht einmal wegen der Zahlen", so Merson.

Auch Klopp selbst gab unlängst im "Sky"-Interview zu, dass er Mané vermisse. Er sei aber auch froh, dass dieser nun dort sei, "wo er hinwollte", betonte der Coach.
Dass Manés von Benfica geholter Nachfolger Darwin Nunez, mit 75 Millionen Euro der mit Abstand teuerste Neuzugang des Sommers, in Liverpool noch mit großen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hat und wegen einer unnötigen Roten Karte gleich drei Premier-League-Spiele gesperrt fehlte, verschärft die Problematik zusätzlich.
"Er funktioniert noch nicht bei Liverpool. Dem Team fehlt etwas, das es vorher hatte", sagte Trainer-Ikone Arsène Wenger bei "beIN Sports".
Wirft Jürgen Klopp beim FC Liverpool hin wie einst beim BVB?
Trotz all dieser Widrigkeiten: So schwarz wie 2014/2015 beim BVB, als er nach einer wahren Horror-Hinserie, die auf Platz 17 endete, um die Auflösung seines Vertrags zum Saisonende bat, sieht Klopp die Zukunft in Liverpool bislang noch nicht.
"Ich bin hier im Moment noch am richtigen Ort, hundertprozentig. Wenn nicht, dann muss man es beenden. Es wäre ja doof, wenn man das nicht machen würde. Aber alle Beteiligten sehen das derzeit nicht", sagte der 55-Jährige.
Einen viel größeren Schritt aus der Krise als gegen die Rangers könnten Klopp und Co. am kommenden Sonntag machen.
Dann steht das Duell mit Premier-League-Tabellenführer FC Arsenal auf dem Programm (ab 17:30 im Live-Ticker).
Tobias Knoop