Das sind die größten Winter-Baustellen des BVB

Nach einem enttäuschenden Halbjahr bleibt bei Borussia Dortmund keine Zeit zum Wunden lecken. Im Winter muss der BVB viele Weichen stellen, um 2023 seine Ziele zu erreichen.
Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl stehen unter Druck, der Abgang von Jude Bellingham droht und auch die Zukunft von Yossoufa Moukoko ist ungeklärt. Zudem grüßt in der Kaderplanung mal wieder das Murmeltier. sport.de zeigt die größten Dortmunder Baustellen:
1. "Unruhige Wochen" für Edin Terzic und Sebastian Kehl beim BVB
Im Sommer herrschte Aufbruchstimmung bei Borussia Dortmund. Die sportliche Leitung schien nach dem Rückzug von BVB-Urgestein Michael Zorc bei seinem Nachfolger Sebastian Kehl in besten Händen. Fan-Liebling Edin Terzic kehrte anstelle des nach nur einer Saison entlassenen Marco Rose wieder auf den Cheftrainer-Posten zurück. Mehr als 90 Millionen Euro flossen in Neuzugänge, die den Kader des BVB auf dem Papier auf ein neues Niveau hievten.
Ein knappes halbes Jahr später ist vom Optimismus rund um den Dortmunder Rheinlanddamm nichts mehr zu spüren. Fußballerisch hat die Mannschaft eher Rück- als Fortschritte gemacht. Nach den vor der WM absolvierten 15 Spieltagen steht in der Bundesliga nur Tabellenplatz sechs zu Buche.
"Dass das weit von unserem Anspruch entfernt ist, muss ich nicht betonen", sagte Kehl bei "Sky" nach dem 2:4-Debakel bei Borussia Mönchengladbach vor der WM-Pause. "Wir haben einige Themen, an denen wir arbeiten müssen." Der langjährige BVB-Kapitän prophezeite seinem Klub "unruhige Wochen".
Diese Vorhersage ist auf jeden Fall eingetroffen. Zumal auch Kehl selbst intern nicht mehr unumstritten sein soll.
Laut "Sport Bild" wird ihm neben dem ein oder anderen Fehlgriff auf dem Transfermarkt - Karim Adeyemi und Anthony Modeste zählen bislang definitiv dazu - auch eine zu zögerliche Herangehensweise an wichtige Entscheidungen vorgeworfen.
Terzic ist ebenfalls bislang nicht der Trainer-"Messias", als der er von vielen im Umfeld vor der Saison gehandelt wurde.
Defensiv ist der BVB nicht stabiler als unter Rose. Zudem ist das einstige Prunkstück Offensive nur noch ein Schatten seiner selbst.
Dass Erling Haaland nicht mehr zur Verfügung steht und sein designierter Nachfolger Sébastien Haller wegen seiner Krebserkrankung noch keine Minute für den BVB auf dem Platz stand, ist zwar Fakt, darf aber eigentlich keine Ausrede sein. Auch Terzics Kredit schwindet.
So sah sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke genötigt, bei der Mitgliederversammlung eine Lanze für den Chefcoach und Kehl zu brechen. "Wir werden mit diesen beiden erfolgreich sein, weil sie top sind", davon sei er "hundertprozentig überzeugt", so der BVB-Boss.
2. Was wird aus Jude Bellingham und Yossoufa Moukoko?
Dass ausgerechnet um die Zukunft von zwei der formstärksten BVB-Spieler der zurückliegenden Monate die Gerüchteküche heiß brodelt, trägt nicht zur Ruhe in Dortmund bei.
Nach einer herausragenden Halbserie im schwarz-gelben Trikot und einer starken WM für England rückt der Abgang von Jude Bellingham immer näher.
Real Madrid, Manchester City und Jürgen Klopps FC Liverpool gelten als Favoriten im Poker um das 19 Jahre alte Mittelfeld-Juwel, das im Sommer wohl wechseln wird. Der BVB wird wohl deutlich mehr als 100 Millionen Euro für Bellingham kassieren, muss gleichzeitig aber auch einmal mehr eine Säule seiner Mannschaft ersetzen.
Zu Jahresbeginn soll es ein Treffen mit der Bellingham-Seite geben - in der Hoffnung, dass aus der Personalie kein Kaugummi-Poker wie bei Erling Haaland wird.
Und dann ist da ja auch noch Yossoufa Moukoko, der seinen Marktwert mit der WM-Nominierung noch einmal steigern konnte.
Der Vertrag des gemeinsam mit Bellingham besten Scorers der bisherigen Saison läuft im Sommer aus. Seit Monaten ziehen sich die Verhandlungen hin.
Moukokos Berater dementierte gegenüber "Sky" zuletzt eine angebliche Einigung mit dem BVB. Ein kolportiertes Jahresgehalt von fünf bis sechs Millionen Euro sei seinem Klienten zudem "so nie angeboten" worden.
Ob Moukoko auch über 2023 hinaus beim BVB auf Torejagd geht, scheint derzeit völlig offen zu sein - genauso übrigens wie die Zukunft von Mats Hummels und Marco Reus, mit denen es im Frühjahr Gespräche geben soll.
3. In der BVB-Kaderplanung grüßt das Murmeltier
Auf der einen Seite Leistungsträger wie Bellingham und Moukoko, die (angeblich) weg wollen - auf der anderen Seite Mitläufer und Kaderleichen, die der Klub gerne loswerden würde, für die es aber keine Abnehmer gibt: BVB-Kaderplanung, das ist seit Jahren auch Sisyphusarbeit.
In der Winter-Transferperiode im Januar grüßt in Dortmund ebenfalls mal wieder das Murmeltier. Nico Schulz, der unter Terzic keine Rolle mehr spielt, soll trotz Vertrags bis 2024 lieber heute als morgen abgegeben werden - also quasi genau wie in den letzten zwei bis drei Transferfenstern.
Das altbekannte Problem: Schulz verdient beim BVB so gut, dass etwaige Interessenten nicht nur wegen seines sportlichen Absturzes abgeschreckt werden.
Spieler wie Thomas Meunier, Thorgan Hazard oder Emre Can wären für den BVB angesichts ihrer (bestenfalls) schwankenden Leistungen eigentlich ebenfalls verzichtbar. Ohne externen Ersatz in der Hinterhand können die Dortmunder sie aber nicht abgeben, um die Personaldecke nicht zu sehr auszudünnen.
Tobias Knoop