"Maßnahmen nicht umgesetzt": Heftige Kritik am DFB

Seit fast fünf Jahren ist Prof. Dr. Tobias Haupt Leiter der DFB-Akademie. Nun hat der 39-Jährige einen Hilferuf gesendet. Der deutsche Fußball stehe in einer der größten Krisen aller Zeiten, aber keiner unternehme etwas. Haupt sieht derzeit schwarz für die Nationalmannschaft.
Prof. Dr. Tobias Haupt hat sowohl an den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann als auch an die komplette Fußball-Bundesliga appelliert, mehr auf die Jugend zu setzen. "Die Einsatzzeiten unserer U21-Nationalspieler sind viel zu gering. Die Marktwerte unserer U-Nationalspieler sind weit hinter dem internationalen Durchschnitt", sagte der Leiter der DFB-Akademie gegenüber "Bild".
Gerade mit Blick auf den Nachwuchs und die Ausschöpfung des Talente-Pools sei der deutsche Fußball im Vergleich zu anderen Top-Nationen "am schlechtesten" aufgestellt, so Haupt, der seine Warnung an einem Beispiel festmachte: "Spanien bringt beispielsweise seit 2009 45 Prozent mehr Topspieler hervor als Deutschland. Wir haben in der Spitze zu wenig Breite. Uns muss klar sein: Wir haben international komplett den Anschluss verloren!"
Die aktuelle Krise sei zwar erkannt worden, aber: "Zentrale Maßnahmen, die bei uns seit Jahren auf dem Tisch liegen, werden nicht umgesetzt. Und vor allem: Essenzielle Entscheidungen, die für die Zukunft des deutschen Fußballs notwendig sind, werden seit Jahren auf die lange Bank geschoben. So kann der deutsche Fußball künftig nicht erfolgreich sein." Viel zu lange habe man sich auf dem WM-Triumph 2014 ausgeruht.
Der Anschluss an die Top-Nationen geht verloren
"Die Kluft zwischen DFB, DFL und Profiklubs wird aktuell so groß wie nie zuvor. So wird die Zukunft des deutschen Profifußballs im Exzellenzbereich weiter zurückgefahren. Der Anschluss an Frankreich, England und auch weitere Nationen geht dadurch völlig verloren", sagte der 39-Jährige.
Der neue DFB-Direktor Hannes Wolf, der zahlreiche Reformen auf den Weg bringen will, wurde zuletzt durch BVB-Boss und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke torpediert, der mit - im Nachgang heftig kritisierten - Aussagen zu den Nachwuchsplanungen aufgefallen war.
So oder so: Selbst im gesetzten Fall, dass die Nachwuchs-Revolution greifen sollte, dürfte es noch Jahre dauern, bis die Erfolge in der A-Nationalmannschaft zu sehen sind. Diese war zuletzt bei der WM 2018 und bei der WM 2022 in der Gruppenphase ausgeschieden, auch bei der EURO im Jahr 2021 war im Achtelfinale Schluss.