Matthäus nach Aus als Jugendtrainer: "Unterste Gürtellinie"

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist nicht mehr länger Jugendtrainer des TSV Grünwald, sein Sohn Milan hat den Verein verlassen. Der Grund: Die schlechten Erfahrungen mit einigen Eltern, wie der ehemalige Bayern-Profi nun erklärte.
"Wenn die Verantwortlichen beleidigt werden, du nachts um 23 Uhr Anrufe annehmen oder morgens um 7 Uhr WhatsApps beantworten musst, geht das nicht", so Matthäus im Interview mit dem "Münchner Merkur": "Ich kann nachvollziehen, dass jeder zuerst an sein eigenes Kind denkt. Aber wenn du im Mannschaftssport bist, musst du an die Mannschaft denken."
Der einstige Mittelfeldstar hatte den Nachwuchs des TSV Grünwald vor rund zwei Jahren übernommen, nun zog er wegen des Verhaltens einiger Eltern den Schlussstrich.
"Sie haben mich schon angerufen und gefragt: Warum spielt der mehr als mein Sohn? Warum spielt der auf der Position und ein anderer nicht? Ich habe immer gesagt: Es ist doch klar, dass die Luft ein bisschen rauer wird, wenn ihr Erfolg wollt", so Matthäus.
Für dreimal Training in der Woche und ein Spiel habe er neben seinem Job als TV-Experte viel Zeit geopfert, das aber auch gerne gemacht. "Aber als die Eltern untereinander mit Beleidigungen auf sich losgegangen sind, war es zu viel."
Matthäus: "Viele sagen, sie erleben Ähnliches"
Das Verhalten einiger "war teilweise unterste Gürtellinie – immer von denselben zwei, drei, vier, die Politik in eigener Sache gemacht haben", berichtete der ehemalige Weltfußballer: "Da habe ich mich gefragt: Warum mache ich das? Ich nehme das alles in mein Privatleben mit, ich habe die Kinder echt ins Herz geschlossen."
Nach seinem Rückzug hat der 63-Jährige viel Zuspruch von Menschen mit Erfahrungen im Nachwuchsfußball bekommen. "Viele sagen, sie erleben Ähnliches. Vielleicht hat man auch deshalb ein Problem, Leute zu finden, die das machen wollen." Es sei nun eine "Erleichterung", nicht mehr länger als Jugendtrainer zu arbeiten.
Sein Sohn Milan spielt nun einige Kilometer entfernt in einem anderen Klub. "Das sind zwei Kilometer mehr, aber zehn Minuten weniger Fahrtzeit. Und hoffentlich weniger Eltern wie die, die mich zu dem Schritt gebracht haben", so Matthäus.