09.10.2024 11:26 Uhr

Schiedsrichter-Chef reagiert auf Ittrich-Forderung

Sind die deutschen Schiedsrichter überlastet? Knut Kircher reagiert
Sind die deutschen Schiedsrichter überlastet? Knut Kircher reagiert

Praller Terminkalender, etliche Verletzungen: Sind die deutschen Schiedsrichter überlastet?

Robert Schröder? Monatelanger Ausfall nach Achillessehnen-Operation. Patrick Ittrich? Ausgebremst von Problemen am Mittelfußknochen. Frank Willenborg? Muskuläre Probleme. Deniz Aytekin? Noch ohne Saison-Einsatz wegen einer Achillessehnenreizung. Deutschlands Top-Schiedsrichter gehen am Stock, der Ruf nach mehr Unterstützung für Unparteiische von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird lauter.

Der Verband müsse sich "in Sachen Belastungssteuerung für die Schiedsrichter über Maßnahmen außerhalb der Spiele Gedanken machen", forderte etwa Bundesliga-Referee Ittrich im Interview mit "WEB.de News". Über die Problematik der vielen Spiele hätten sich "schon ganz viele Spieler beschwert. Das schlägt sich auch bei den Schiedsrichtern nieder", so der 45-Jährige, einer von 24 DFB-Schiedsrichtern für die Bundesliga.

Beim DFB nimmt man die Äußerungen Ittrichs zur Kenntnis, weist die Kritik aber entschieden zurück. Die Belastungssteuerung sei "mit jedem Schiedsrichter der DFB Schiri GmbH im Einzelfall abgesprochen", sagte Schiedsrichter-Chef Knut Kircher dem "SID": "Wir haben einen sehr engen Draht zu den Aktiven, im Übrigen auch zu Patrick Ittrich, von Beginn an nach seiner Verletzung nach seinem privaten Trainingslager."

Mit den Unparteiischen spreche man den Aufbau und die mögliche Rückkehr ab, "da für uns die nachhaltige Einsatzmöglichkeit im Vordergrund steht - und kein Schnellschuss, gerade bei Schiedsrichtern fortgeschrittenen Alters".

Belastungssteuerung liegt auch "in der Eigenverantwortung der Schiedsrichter"

Zudem behalte man sich laut Kircher seitens des DFB vor, "nach längeren Verletzungspausen den aktuellen Leistungsstand nochmals vor den geplanten Einsätzen zu testen. Das sind wir unseren Auftraggebern auch schuldig, weil es sich um eine professionelle Dienstleistung handelt."

Ittrich, der sich neben seinen Schiedsrichter-Einsätzen als TV-Experte verdingt, verweist bei den Anstrengungen auch auf die viele Reiserei. "Im Gegensatz zu den Profis haben wir nie ein Heimspiel", sagte er. Zudem trainiere man als Schiedsrichter nicht mit einer Mannschaft.

"Für den Fall, dass mir etwas passiert, muss ich mir ein Netzwerk aufbauen, muss mir einen Arzt und einen Physio organisieren. Und der Physio wartet ja nicht auf meinen Anruf, dass ich mich verletzt habe", meint Ittrich, der seit 2003 als DFB-Schiedsrichter aktiv ist und bislang 83 Bundesligaspiele leitete.

Der DFB betont seinerseits, einen ärztlichen Hauptansprechpartner in Lüdenscheid zu haben sowie "genügend Physiotherapeuten und Trainer, die jeder unserer Schiedsrichter konsultieren und mit denen er den Weg zurück intensiv besprechen kann". Dass "wir weiter am Ausbau unseres Netzwerks arbeiten, versteht sich von selbst - zum Wohle und zur schnellen Regeneration der Aktiven", sagt Kircher.

Was die Schiedsrichter "allerdings neben den Spielaufträgen noch an Belastung auf sich nehmen", so Kircher abschließend, "liegt in der Eigenverantwortung der Schiedsrichter selbst".