Xabi Alonso, Bayer und das Ende der Leichtigkeit

Der 05. Oktober 2022 dürfte einen festen Platz in der Geschichte von Bayer Leverkusen einnehmen. An diesem Datum ernannte die Werkself Xabi Alonso zum Nachfolger des kurz zuvor entlassenen Gerardo Seoane - und landete damit einen echten Glücksgriff. Bei seiner ersten Station als Profi-Coach benötigte der ehemalige Weltstar kaum Anlaufzeit, um den Grundstein für ein Märchen zu legen, das im Sommer 2023 mit dem Gewinn des deutschen Doubles gipfelte. Zugespitzt haben sich inzwischen aber Gerüchte um einen Abschied, die einstige Leichtigkeit scheint verflogen zu sein.
"Erfahrung ist nicht wichtiger als die Qualität. Xabi war immer unsere Premiumlösung. Wir haben viele Gespräche geführt und haben beidseitig das Gefühl bekommen, dass es wunderbar zusammenpasst." Mit dieser Aussage über Xabi Alonso aus Oktober 2022 sollte Bayer Leverkusens Sportchef Simon Rolfes mehr als Recht behalten.
Auch Alonsos Vorstellung sollte sich schnell bewahrheiten: "Bayer 04 hatte immer tolle Spieler, auch im jetzigen Kader sehe ich viel Qualität. In meinen Gesprächen mit dem Verein wurde schnell deutlich, dass man hier trotz der aktuell schwierigen Lage grundsätzlich und weiterhin ehrgeizige Ziele verfolgt. Diese Aufgabe reizt mich sehr und ich bin sicher, dass wir diesem Anspruch gerecht werden."
Drei Jahre später ist die Titelflaute der Werkself Geschichte, Leverkusen in der deutschen Spitze etabliert und auch auf der europäischen Fußballlandkarte längst kein dunkler Fleck mehr.
Was auf den Klub zutrifft, strahlt natürlich ebenso auf Alonso ab. Aus dem Trainer-Neuling ist längst ein Anwärter auf das Traineramt bei der absoluten europäischen Kicker-Elite.
Der FC Bayern soll schon im Sommer 2024 vergeblich sein Glück versucht haben, bei Real Madrid gilt der einstige Mittelfeld-Leitwolf der Königlichen derzeit als heißer Anwärter darauf, im Sommer das titelträchtige Erbe von Carlo Ancelotti anzutreten.
Bayer Leverkusen bestätigt "Gentlemans Agreement"
Eine Rückkehr nach Madrid wird vom Gros der Experten inzwischen als wahrscheinlich angesehen. Final geklärt ist aktuell zwar weder Alonsos noch Ancelottis Zukunft. Fällt der erste einer Reihe von Dominosteinen, dürfte das Ergebnis der Kettenreaktion allerdings klar sein.
Zumal Rolfes unlängst ein "Gentlemans Agreement" bestätigte. Das soll Alonso einen Abschied ermöglichen, wenn einer seiner prominenten Ex-Arbeitgeber Real Madrid, FC Bayern oder FC Liverpool anklopft.
Noch sei "nichts zu verkünden", eine Entscheidung werde allerdings "zeitnah" fallen, auch um die Planungen für die kommende Spielzeit effektiv vorantreiben zu können.
Mehr Brisanz bieten allerdings die Worte, die Bayer-Kapitän Granit Xhaka zuletzt wählte. Der Schweizer ließ es sich zwar nicht nehmen, Alonso ausgiebig zu loben, erklärte aber auch: "Für jeden Spieler ist es einfacher, wenn er weiß, wer nächste Saison an der Außenlinie steht."
BVB-Duell für Bayers Tabellenplatz nicht mehr ausschlaggebend
Dass die ungeklärte Situation nicht völlig spurlos an den Stars auf dem Rasen vorüberzieht, untermauern die Ergebnisse der letzten Wochen. Sammelte man zuvor wettbewerbsübergreifend nur drei Niederlagen, setzte es im März diese Anzahl in Serie.
Anfang April kegelte Underdog Arminia Bielefeld die Werkself zudem sensationell aus dem Pokal, die bis dato durchaus existente Hoffnung auf die Verteidigung der Meisterschale musste Bayer im April mit lustlosen Remis gegen die Kellerkinder Union Berlin (0:0) und FC St. Pauli (1:1) ebenfalls weitestgehend begraben. Seit dem 2:2 gegen den SC Freiburg am vergangenen Spieltag ist endgültig klar, dass Leverkusen die Spielzeit auf Rang zwei beendet.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das anstehende Heimspiel gegen den BVB (Sonntag, 15:30 Uhr im sport.de-LIVE-Ticker) lediglich für die Borussen von enormer Bedeutung ist, die Vizemeisterschaft ist den Gastgebern ohnehin nicht mehr zu rauben.
Für die Spieler drängt die Zeit natürlich dennoch. Nicht wenige, die nicht zuletzt dank Alonso in den vergangenen Jahren zu begehrten Stars gereift sind, dürften ihre Zukunft auch davon abhängig machen, ob der Weltmeister von 2010 das Zepter weiterhin in Leverkusen schwingt.