27.05.2025 11:35 Uhr

Vor 40 Jahren: Heysel-Katastrophe schockt die Fußball-Welt

Im Heyselstadion ereignete sich 1985 eine Tragödie
Im Heyselstadion ereignete sich 1985 eine Tragödie

Vor 40 Jahren sterben bei schweren Krawallen im Brüsseler Heyselstadion vor dem Europapokalendspiel der Landesmeister zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool 39 Menschen.

Der 29. Mai 1985 markiert einen der schwärzesten Tage in der Geschichte des europäischen Fußballs. Bei der Heysel-Katastrophe vor dem Endspiel um den Europapokal der Landesmeister zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool in Brüssel finden 39 Menschen bei schweren Krawallen den Tod.

Nun jährt sich am Donnerstag die Tragödie, die den Sport in einen Schockzustand versetzte, zum 40. Mal.

Frankreichs Superstar Michel Platini war damals der Taktgeber im Team von Juve - und erinnert sich mit Unbehagen an jenen Tag, der auch sein Leben verändern sollte.

TV-Übertragung wird abgebrochen

"Uns Spielern wurde die Wahrheit ja verschwiegen", sagte der frühere UEFA-Präsident über die Umstände, weshalb die Partie mit rund 90 Minuten Verspätung trotzdem angepfiffen wurde: "Uns wurde von zwei, drei Toten erzählt. Wir mussten uns in der Kabine nur warm halten." Tatsächlich aber waren es 39 Tote: 32 Italiener, vier Belgier, zwei Franzosen, ein Ire, dazu noch weitere 454 Verletzte. Doch wie konnte es dazu kommen?

Ein korrupter Funktionär - so der heutige Wissensstand - hatte an ein italienisches Reisebüro Tickets für den Block Z direkt neben dem für Liverpool-Fans verkauft. Beide Fanlager trennte nur noch ein Maschendrahtzaun.

Gegen 19:45 Uhr stürmten dann zahlreiche Anhänger von der Insel den Bereich, die damals überwiegend ehrenamtlichen Ordner waren von dem Hass und der Gewalt überfordert. Das "ZDF" brach die Übertragung noch vor dem Anpfiff ab.

Als Falle entpuppte sich eine brüchige Mauer am anderen Ende des Blocks. Sie ließ Schutzsuchende in die Tiefe stürzen und Flüchtende begraben. Ohne die spontane Öffnung der damals noch verschlossenen Zugänge zum Spielfeld, wo die ersten Verletzten behandelt werden konnten und die Sanitäts-Fahrzeuge Zugang hatten, wäre alles noch viel schlimmer geworden.

Der Fußball hat seine Lehren gezogen

"Wenn Leute in ein Stadion kommen, um dich zu sehen, und sie nie wieder nach Hause gehen, tut das weh. Dafür spielt man nicht Fußball", sagte Platini im Gespräch mit dem französischen Hörfunksender Europe 1 - betonte aber mit Nachdruck: "Man musste unbedingt spielen. Man musste aus anderen Gründen spielen, um die Öffentlichkeit zu schützen. Es wäre ein Bürgerkrieg in der Stadt Brüssel gewesen."

Auf dem Platz verwandelte Platini in der 56. Minute einen Strafstoß zum 1:0-Sieg von Juventus. "Ich habe mich gefragt, ob ich den Elfmeter schießen soll", sagte der heute 69-Jährige: "Ich habe mich dazu entschlossen, um den Italienern in all der Trauer vielleicht ein wenig Freude zu schenken." Doch nur 30 Sekunden später habe er seine Entscheidung "schon bedauert".

Die Konsequenzen der Tragödie waren weitreichend. So wurden nach der Katastrophe alle englischen Vereine für fünf Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Und auch Platini zog aus dem grausamen Tag seine Lehren.

Zu seiner Zeit als UEFA-Präsident seien viele Fans auf ihn zugekommen - mit dem Wunsch, in den Stadien stehen zu dürfen. "Ich habe ihnen gesagt: 'Solange ich Präsident bin, werdet ihr nie im Stadion stehen. Ich habe damals zu viele Dramen erlebt, es gab Tote, viele Tote. Vielleicht werdet ihr nach mir tun, was ihr wollt, aber während ich hier bin, werdet ihr es nicht tun'", erklärte Platini.