Kult-Coach Gerland watscht Bayern-Talent Wanner ab

Paul Wanner hat es mit 19 Jahren zu immerhin 35 Bundesliga-Spielen geschafft, der endgültige Durchbruch beim FC Bayern blieb dem deutschen U21-Nationalspieler aber noch verwehrt. Kult-Coach Hermann Gerland, Assistent beim DFB-Nachwuchs, fordert vom Supertalent deutlich mehr, wie er unmissverständlich deutlich machte.
Hermann Gerland ist mit den bislang gezeigten Leistungen von Bayern Münchens Mittelfeldspieler Paul Wanner längst noch nicht zufrieden. Das machte der 71-Jährige in einem von "Bild" mit dem Youngster geführten Interview vor dem Beginn der U21-Europameisterschaft deutlich. Gerland hatte sich ebenfalls im Raum befunden, zum Gespräch dazugesetzt und in Beisein des 19-Jährigen klare Worte gefunden.
Auf die eigentlich harmlose Frage, ob Wanner im Auftaktspiel der deutschen DFB-Auswahl gegen Slowenien am Donnerstag (21 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) in der Startelf stehen wird, nutzte Gerland die Gelegenheit, um den U21-Nationalspieler zusätzlich anzuspornen: "Das weiß noch keiner. Aber jetzt sage ich Euch mal Folgendes! Wenn ich damals dieses Talent gehabt hätte wie Paul, hätte ich in seinem Alter schon ungefähr 100 Spiele mit 19 Jahren bei Bayern München gemacht."
Bereits zu seiner Zeit als Co-Trainer beim FC Bayern habe er Wanner deutlich gemacht, dass er mehr vom Youngster erwartet, wie Gerland ausführte.
Wanner pflichtet Gerland-Kritik bei
Damals, Paul Wanner spielte noch bei den Bayern-Junioren, habe Klub-Ikone Thomas Müller die Unterhaltung in der Kabine mitbekommen und gemeint, der damalige Juniorenspieler solle nicht so harsch kritisiert werden. Gerland war und ist da anderer Meinung: "Doch! Genau das muss ich aber machen. Ich muss ihn hart anfassen. Einer muss ihm die Wahrheit sagen!"

Wanners Fähigkeiten seien "Wahnsinn", hob der Kult-Trainer hervor: "Er legt beim Training viermal links den Ball traumhaft rein und dann noch fünfmal rechts. Ich will sagen: Jeder ist seines Glückes Schmied. Und Paul hat vom lieben Gott so viel Talent geschenkt bekommen, wie nur ganz, ganz wenige andere auf diesem Planeten. Vielleicht noch Wirtz und Musiala – es liegt nur an ihm selbst." Wanner müsse "Gas geben", fügte er hinzu.
Von "Bild" auf die klaren Worte des gebürtigen Bochumers angesprochen, wollte Paul Wanner nicht widersprechen: "Das ist etwas Gutes und Positives – und er hat ja auch recht!"
"Einer muss den Kindern doch die Wahrheit sagen"
Paul Wanner war in den vergangenen zwei Spielzeiten vom FC Bayern verliehen worden, um Spielpraxis zu sammeln. Wie es für den Linksfuß in München weitergeht, ist noch unklar. Gleiches gilt für seine Zukunft im Nationaldress, wäre er doch auch für die österreichische Nationalmannschaft spielberechtigt.
Auch diesbezüglich hat Hermann Gerland eine klare Meinung: "Wenn manche Talente merken, dass es für Deutschland nicht reicht, dann hauen sie einfach dahin ab, wo es einfacher ist. Jeder muss wissen, was er macht und welchen Weg er wählen will. Auch Paul! Es tut mir leid – aber einer muss den Kindern doch die Wahrheit sagen!"