18.06.2014 15:57 Uhr

Ein Königreich für Stehaufmännchen

Verhindert die brasilianische Hitze ein hohes spielerisches Niveau? Tasten sich die Teams erst langsam ans Turnier ran? Der erste Gruppenspieltag zeigt: Mitnichten! Einige Zahlen und Fakten.

1. Wer führt, verliert

Gut, ganz so einfach ist es vielleicht nicht. Aber dennoch ist es beeindruckend, wie viele Partien bei dieser WM gedreht werden. Schon im Eröffnungsspiel gelang Gastgeber Brasilien ein Comeback. Später brauchten auch die Niederlande, die Elfenbeinküste, Costa Rica, die Schweiz und Belgien einen Gegentreffer als Wachmacher und drehten das Ding noch. Insgesamt sechs Mal verwandelten am ersten Gruppenspieltag Mannschaften ein 0:1 also noch in einen Sieg. Bei der gesamten WM 2010 in Südafrika gab es das nur in vier Spielen. Brasilien ist ein Königreich für Stehaufmännchen.

2. Ein Spiel dauert 90 Minuten

Hand in Hand mit den gedrehten Spielen geht auch eine andere interessante Statistik: die Menge an Treffern in der Schlussphase. Denn nicht nur gefühlt fallen in Brasilien besonders viele Tore in der letzten Viertelstunde. In den ersten 16 Partien klingelte es in diesem Zeitraum zwölf Mal. In Südafrika war dies am ersten Spieltag nur sechs Mal der Fall. Ist die teilweise unmenschliche Hitze der Grund dafür, dass die Teams am Ende nicht mehr allzu konzentriert verteidigen? Dem Fan darf's egal sein, ein Spiel dauert 90 Minuten – und bei dieser WM bedeutet das meistens auch Spannung bis zum Abpfiff!

3. Geballer aus allen Rohren

Doch nicht nur in der Schlussphase knallt es richtig, insgesamt haben die Fans einiges zu bejubeln. Der Turnierbeginn besteht sowieso nur aus Abtasten und Taktieren? Fehlanzeige, bislang fallen Tore, Tore, Tore! In den ersten 16 Spielen waren es 49, das sind mehr als drei Treffer im Schnitt pro Partie – und fast doppelt so viele wie am ersten Gruppenspieltag der WM 2010 (25). Das torreichste aller Spiele war die historische 1:5-Niederlage von Spanien gegen die Niederlande. Noch nie zuvor hat ein Titelverteidiger im ersten Spiel eine so hohe Schlappe einstecken müssen.
>> "Katastrophe von historischem Ausmaß"

4. Unrühmlicher Rekord für Kolasinac

Endlich! Bosnien-Herzegowina hat sich erstmals für eine WM qualifiziert – und einen viel attraktiveren Gegner als Argentinien hätte es für das Debüt kaum geben können. Doch die große Euphorie währte nicht lange: Nach nur 128 Sekunden stolperte Sead Kolasinac den Ball ins eigene Tor, es war das schnellste Eigentor der WM-Geschichte. Sowieso liegen Missgeschicke dieser Art in diesem Jahr im Trend. Auch Brasiliens Marcelo und Honduras-Keeper Noel Valladares gehörten zu den Unglücksraben. Drei Eigentore nach einem Spieltag, das sind schon jetzt mehr als bei der gesamten Endrunde in Südafrika...

5. Die Gefahr vom Punkt

Besonders schnell war nicht nur das Eigentor von Kolasinac, auch auf die Schiedsrichter trifft dieses Prädikat zu – sie sind besonders schnell mit der Pfeife am Mund. Schon sechs Foulelfmeter wurden gepfiffen. Zum Vergleich: Vor vier Jahren hatten die Referees zum gleichen Zeitpunkt erst einen einzigen Strafstoß gegeben. Der Wert wird beim Blick auf die Effizienz der Schützen umso eklatanter. Alle Elfer wurden bislang verwandelt, fünf Mal war es sogar der wichtige Treffer zum 1:0!

Mehr dazu:
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Jochen Rabe