25.07.2017 22:43 Uhr

DFB-Elf sichert sich Gruppensieg ohne Glanz

Jubel bei den deutschen Frauen nach dem ersten Elfmetertor gegen Russland
Jubel bei den deutschen Frauen nach dem ersten Elfmetertor gegen Russland

Trotz ihrer chronischen Tor-Allergie haben die deutschen Fußballerinnen das EM-Viertelfinale als Gruppensieger erreicht. Der achtmalige Europameister siegte im letzten Gruppenspiel gegen unbeholfene Russinnen 2:0 (1:0), musste sich aufgrund seiner Abschlussschwäche aber auf seine Stärke vom Elfmeterpunkt verlassen.

Sowohl Abwehrchefin Babett Peter (10.) als auch Kapitänin Dzsenifer Marozsán (56.) trafen nach rustikalen russischen Fouls per Strafstoß. Innenverteidigerin Peter hatte bereits gegen Italien (2:1) ein Tor vom Punkt erzielt.

Die Pflicht ist damit ohne einen einzigen Treffer aus dem Spiel heraus erfüllt, nun trifft die Auswahl von Bundestrainerin Steffi Jones als Sieger der Gruppe B auf Dänemark, da Schweden im Parallelspiel gegen Italien 2:3 (1:2) verlor. Für die K.o.-Runde muss sich Titelverteidiger Deutschland aber endlich im letzten Drittel steigern, damit der Traum vom siebten EM-Triumph in Folge nicht bereits am Samstag platzt.

Bundestrainerin Steffi Jones zog trotz der schwachen Chancenverwertung ein positives Fazit: "Wir dominieren unsere Spiele, auch wenn wir leider unsere Tore nicht machen. Aber dass wir uns so viele Torchancen herausspielen, spricht für unsere Spielphilosophie." 

Zur schwachen Trefferquote hatte Jones eine klare Meinung: "Es ist mir ehrlich gesagt scheißegal, wir stehen im Viertelfinale! Wer die Tore schießt, ist mir am Ende des Tages auch egal."

Gegen den Weltranglisten-25. veränderte Jones ihre Startelf erneut auf vier Positionen und bot überraschend Lena Goeßling als Innenverteidigerin auf. Da Josephine Henning nach einer Gelben Karte aus dem Italien-Spiel eine Sperre droht, kam die angestammte defensive Mittelfeldspielerin Goeßling zu ihrem Comeback nach neunmonatiger Verletzungspause. Auf ihrer Zweitposition lieferte die 31-Jährige in ihrem 94. Länderspiel eine starke Vorstellung ab und stabilisierte den Spielaufbau.

Islacker-Treffer zu Unrecht aberkannt

Nicht einmal 70 Sekunden waren gespielt, da zappelte im Stadion Galgenwaard von Utrecht der Ball bereits im Netz des russischen Tores. Doch wegen einer Abseitsposition von Mandy Islacker ließ Schiedsrichterin Monika Molarczyk (Polen) den Treffer nicht gelten.

Die Frankfurterin Islacker war es auch, die den Strafstoß zur deutschen Führung herausholte. Daria Makarenko riss die Bundesliga-Torschützenkönigin im Strafraum zu Boden, Peter verwandelte in ihrem 110. Länderspiel sicher vom Punkt.

6458 Zuschauer, darunter auch DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch, sahen im ersten Durchgang eine dominante DFB-Auswahl, die gegen extrem tief stehende Russinnen nach starken 20 Minuten ein wenig den Faden verlor. Dazu agierte Kapitänin Marozsán in der ersten Hälfte weit unter ihren Möglichkeiten.

Lattenkopfball von Peter

Trotzdem kam die deutsche Auswahl, die im Falle des erneuten Titelgewinns eine EM-Rekordprämie in Höhe von 37.500 Euro pro Kopf kassiert, zu dicken Chancen. Ein Kopfball von Peter an die Latte (30.) und ein knapp verzogener Linksschuss von Sara Däbritz (40.) nach feinem Pass von Goeßling verfehlten aber das Ziel. Kurz vor dem Pausenpfiff köpfte Mittag nach einer Ecke ein, die Tor-Allergie schien beendet, doch die Unparteiische entschied erneut auf Abseits - eine Fehlentscheidung.

Nach dem Seitenwechsel war Jones' Geduld mit der glücklosen Islacker aufgebraucht - für sie kam die quirlige Hasret Kayicki in die Partie. Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Jones auch Tabea Kemme und damit die 20. Feldspielerin im Turnierverlauf. Doch erneut brauchte es ein ungestümes Zuwerkegehen der russischen Defensive, um die Führung verdientermaßen auszubauen. Margarita Chernomyrdina brachte die auffällige Däbritz im Strafraum zu Fall, Marozsán übernahm trotz ihrer bis dahin schwachen Vorstellung die Verantwortung und verwandelte.

Die Spielführerin meinte im Anschluss: "Ich habe versucht, gute Szenen zu haben und meiner Mannschaft damit zu helfen. Es ist traurig, dass wir aus dem Spiel heraus kein Tor machen." Dennoch überwogen auch bei ihr die positiven Gefühle ob der Qualifikation für die K.o.-Spiele.