Hummels und Boateng: Mit einem Bein im Abseits?

Bayern Münchens Defensive wird im Sommer ein neues Gesicht erhalten. Es drängt sich die Frage auf, inwieweit Mats Hummels und Jérôme Boateng dann noch wesentlicher Bestandteil des Rekordmeisters sein werden.
Niko Kovac war keineswegs überrascht. Er hatte dieses Thema kommen sehen, er wusste, "worauf Sie hinaus wollen", aber im Moment kann der Trainer von Bayern München das Ganze noch relativ leicht abblocken. "Alles, was ab 1. Juli passiert, ist für mich momentan nicht relevant. Was jetzt passiert, wer, wie, wo, was, warum, ist erst ab 1. Juli ein Thema", sagte Kovac in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel am Samstag beim SC Freiburg.
Nach den bestätigten Transfers der Weltmeister Benjamin Pavard (VfB Stuttgart/35 Millionen Euro) und Lucas Hernández (Atletico Madrid/80 Millionen Euro) ist aber klar: Die Abwehr des FC Bayern wird im Sommer generalüberholt. Und für Mats Hummels und Jérôme Boateng könnte das bedeuten: erst raus bei Joachim Löw und bald auch beim Fußball-Rekordmeister.
Kommt auch Matthijs de Ligt?
Kovac weiß, dass die Münchner kaum mit fünf potenziellen Innenverteidigern in die Saison 2019/20 gehen werden. Möglicherweise schmerzhafte Trennungen sind wohl unvermeidlich. Erst recht, wenn das konkrete Interesse am 19-jährigen Matthijs de Ligt (Ajax Amsterdam) existiert, von dem die spanische Zeitung "El Mundo Deportivo" berichtete. Da der FC Barcelona, Konkurrent im Werben um den Niederländer, aber die bessere Karten habe, sei ein Wechsel zu den Bayern unwahrscheinlich.
Gleichwohl ist auch dies ein Gerücht, das bei Hummels und Boateng mindestens Stirnrunzeln hervorrufen dürfte. Andererseits: Während Hummels unter der Woche im "Sport-Bild"-Interview klarmachte, dass er, gegen wen auch immer, keinen sportlichen Wettkampf scheue, soll Boateng in seinem Abwägungsprozess schon weit fortgeschritten sein. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb am Freitag, der Abgang des 30-Jährigen stehe bereits fest, nur das Ziel sei noch vage.
Hummels und Boateng als Relikt vergangener Tage?
Auch die "FAZ" beurteilte die Situation der beiden Weltmeister von 2014 recht eindeutig. "Zwei französische Weltmeister, die vornehmlich in der Innenverteidigung spielen, was die für Münchner Verhältnisse devote Zurückhaltung bei der Ausbootung ihrer Nationalspieler Mats Hummels und Jérôme Boateng durch Bundestrainer Joachim Löw ziemlich erklärbar macht. Die Bayern können schlecht mit bösen Worten kritisieren, was sie selbst planen", kommentierte die Zeitung.
Die aktuelle Hierarchie beim FC Bayern legt bereits nahe, dass die Unantastbarkeit von Hummels und Boateng ein Relikt aus vergangenen Tagen ist. Niklas Süle ist wie in der Nationalmannschaft die Nummer eins in der Abwehr des deutschen Branchenführers, und die Frage ist inzwischen nicht, ob der frühere Hoffenheimer, sondern wer neben ihm spielt. Und bei Boateng sah im letzten Sommer bereits alles nach einem Wechsel aus, der Deal mit Paris St. Germain platzte jedoch.
Hummels hat in "Sport Bild" eingeräumt, dass ihn nach wie vor der vergebene Kopfball im WM-Spiel gegen Südkorea beschäftigt, er habe "eine Riesenauswirkung" gehabt. Womöglich hätte sich auch beim FC Bayern so einiges anders für ihn entwickelt. Noch aber will Hummels nicht kampflos die Position räumen. "Ich bin der Meinung, dass ich nicht vor vielen Konkurrenten auf meiner Position Angst haben muss", sagte er, und folgerte: "Ich lasse die Dinge mal auf mich zukommen."