06.05.2019 14:01 Uhr

Klopp will "Wunder schaffen oder in Schönheit sterben"

Jürgen Klopp und der FC Liverpool glauben an ihre Chance gegen Barca
Jürgen Klopp und der FC Liverpool glauben an ihre Chance gegen Barca

Ein Wunder muss her. Oder zwei. Aber wie? Jürgen Klopp steht mit dem FC Liverpool vor schicksalhaften Tagen.

Jürgen Klopp hat es aufgegeben. Nicht dieses Halbfinal-Duell der Champions League mit dem FC Barcelona, nein: Dafür haben der deutsche Teammanager und ganz besonders der FC Liverpool viel zu viele Wunder erlebt. Doch das Projekt, diesen Irrsinnsspieler Lionel Messi zu stoppen, das hat wirklich keinen Sinn mehr.

"Er ist unaufhaltsam", sagt Klopp vor dem Rückspiel, in dem die Reds am Dienstagabend (21:00 Uhr) ein 0:3 aufholen müssen.

Doch: "Weil es Fußball" ist, sagt Klopp, ein Spiel, in dem ohnehin vieles "Schicksal" sei, werde er es wieder versuchen: "Wir wollen das kleine Wunder schaffen und sonst wenigstens in Schönheit sterben." Die Devise laute: "Volles Risiko!"

Ob es das Schicksal vorsieht, dass er am Ende wieder in einem großen Finale steht (er hat die letzten sechs verloren) oder Liverpool gar vom Meisterfluch erlöst, das liegt nicht nur in Liverpools Hand. "Wir können nur tun, was wir können", betont Klopp. "Mit allem, was wir haben."

Am Montagabend vor dem Fernseher, um einen Ausrutscher von Manchester City in der Premier League "herbeizubeten" (Liverpool-Kapitän Jordan Henderson), zu Passivität gezwungen. Am Dienstag dann mit "wahrer Leidenschaft, viel Herz und mit Lust", beflügelt vom "Mythos Anfield", wie Klopp hofft. Ein Zündfunke, womöglich ein frühes Tor - und das Stadion könnte explodieren wie 2016 beim 4:3 gegen Borussia Dortmund.

Die Geschichte der Reds lässt sich in dieser Saison eben nicht nach Wettbewerben getrennt erzählen. Die Champions League, sie ist toll, ja. Aber Liverpool hat sie 2005 gewonnen, in jenem epischen Endspiel gegen den AC Mailand in Istanbul, sie standen 2007 im Finale und auch 2018. Viel größer ist das Sehnen nach dem ersten Meistertitel seit 1990. Wer ihn holt, dem gilt ewiger Ruhm.

Lovren: "Haben die Eier für die größten Comebacks"

Doch der frühere Rekordmeister könnte ihn mit der Rekordpunktzahl von 97 (!) aus 38 Spielen verpassen. Klopp hätte in diesem Fall die beste Saison der Vereinsgeschichte abgeliefert und stünde doch auch nach fast vier Jahren als Liverpool-Trainer ohne Titel da - gesetzt den Fall, es reicht ohne Roberto Firmino und Mohamed Salah (beide verletzt) erwartungsgemäß nicht gegen den FC Barcelona und dessen deutschen Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen.

Wunder gibt es zwar immer wieder, doch der Fußball-Gott streut sie spärlich. Zweimal wurde im wichtigsten Europapokal ein Drei-Tore-Rückstand im Halbfinal-Rückspiel noch gedreht: Panathinaikos Athen schaltete 1971 nach einem 1:4 noch Roter Stern Belgrad aus, der FC Barcelona setzte sich 1986 nach einem 0:3 gegen IFK Göteborg raus. Beide verloren das Finale.

Die Suche nach einem guten Omen war immerhin erfolgreich, sogar doppelt. Da ist einerseits Istanbul, das mystische Wort. Liverpool gewann dort wie beschrieben das Champions-League-Finale gegen Milan nach 0:3-Halbzeitrückstand. Zudem hat Schiedsrichter Cüneyt Cakir schon 2016 das erwähnte 4:3 gegen den BVB geleitet - ebenfalls ein "Anfield miracle".

Abwehrspieler Dejan Lovren hat den unerschütterlichen Glauben zuletzt perfekt beschrieben. "Wir sind Liverpool. Wir sind einmalig", sagte er: "Wir haben die Eier für die größten Comebacks."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Liverpool: Allison - Alexander-Arnold, Lovren, van Dijk, Robertson - Henderson, Fabinho, Wijnaldum - Shaqiri, Sturridge, Mané - Trainer: Klopp

Barcelona: Ter Stegen - Semedo, Piqué, Lenglet, Alba - Rakitic, Busquets, Vidal - Messi, Suárez, Coutinho - Trainer: Valverde