03.09.2019 11:44 Uhr

Warum Akanji und Hummels (noch?) nicht harmonieren

Mats Hummels (l.) und Manuel Akanji harmonieren beim BVB noch nicht
Mats Hummels (l.) und Manuel Akanji harmonieren beim BVB noch nicht

Mats Hummels und Manuel Akanji sollten die Innenverteidigung zum neuen Prunkstück von Borussia Dortmund auf dem Weg zum Meistertitel machen. Bisher allerdings konnte Lucien Favres Stammformation noch nicht überzeugen. Hinter den Kulissen brodelt es beim BVB angeblich bereits.

Als Union Berlin in der 50. Minute erneute gegen den BVB in Führung ging, leistete sich Manuel Akanji eine absolute Horror-Sequenz.

Durch den unbedrängten Stockfehler des Schweizer Innenverteidigers im Mittelfeld landete der Ball direkt bei Sebastian Andersson. Der Union-Stürmer umkurvte Akanji mühelos. Den Schuss des Schweden konnte Keeper Roman Bürki Anderssons zwar noch parieren. Den Abpraller versenkte Anderssons Teamkollege Marius Bülter aber ungehindert im Dortmunder Tor. Erneut reagierte Akanji zu spät.

Kurz darauf vertändelte auch Mats Hummels ohne Not einen Ball gegen die aggressive Berliner Offensivreihe und leitete somit einen gefährlichen Konter ein. In der Schlussphase gingen zudem viele der sonst so präzisen langen Pässe des Rückkehrers ins Leere.

Es sind Fehler, die sich der meist extrem hochstehende BVB nicht erlauben kann. Außerdem sind es Situationen, die einen bedenklichen Trend untermalen.

Abwehr des BVB noch nicht sattelfest

Schon in der ersten Minute des ersten Bundesligaspiels gegen den FC Augsburg wackelte die Dortmunder Innenverteidigung. FCA-Angreifer Florian Niederlechner war der Nutznießer, stahl sich zwischen Hummels und Akanji davon und traf zur frühen Führung für den Außenseiter.

Insgesamt kassierte der BVB bereits fünf Gegentore in drei Spielen und das gegen Mannschaften, die bei allem Respekt nicht zu den Top-Teams der Liga gehören. Zudem plagt die Borussen weiterhin die bereits aus der vergangenen Saison bekannte eklatante Schwäche bei gegnerischen Standardsituationen.

Dabei passen die beiden Star-Innenverteidiger auf dem Papier optimal zueinander - nicht nur weil der 30-jährige Hummels ein idealer Mentor für den sechs Jahre jüngeren Akanji sein könnte.

Beide sind spielstark, robust im Zweikampf und mit einer großen Übersicht gesegnet. Ihre Stärken im Passspiel können vor allem gegen tiefstehende Gegner zu einer echten Waffe werden. Bisher ist von diesen Vorzügen aber (zu) wenig zu sehen.

Zoff wegen Mats Hummels beim BVB?

Womöglich hapert es im Zusammenspiel von Hummels und Akanji auch, weil der jüngere der beiden seinem hochdekorierten Nebenmann die Führungsrolle neidet.

Zwar bezeichnete Akanji Hummels nach seiner Verpflichtung als "einen der besten deutschen Verteidiger der vergangenen Jahre" und erklärte, der Ex-Münchner bringe "viel Erfahrung mit und das wird uns helfen".

Dass Hummels auf Anweisung von Favre als Nachfolger von Akanji die Rolle als zweiter Vize-Kapitän des BVB übernahm, soll dem im Januar 2018 vom FC Basel verpflichten Profi aber sauer aufgestoßen sein. Laut "Sport Bild" trat Akanji angesichts der auch für andere Führungsspieler überraschenden Maßnahme sogar aus dem Dortmunder Mannschaftsrat zurück.

Es scheint so, als habe Akanji, der vor der Saison noch ankündigte, Verantwortung übernehmen zu wollen, seinen Platz in der neuen BVB-Hierarchie noch nicht gefunden. Der 24-Jährige wirkt nicht frisch im Kopf und teilweise gehemmt, strahlt kein Selbstvertrauen aus. Die eine Sekunde, die er hier und da zu lange nachdenkt, ist oft entscheidend.

Lucien Favre mahnt zur Geduld

Favre sieht allerdings noch keinen Grund zur Panik. "Es ist noch nicht an der Zeit über die Abwehr, das Mittelfeld oder einzelne Mannschaftsteile zu sprechen", sagt der Schweizer nach der Pleite bei Union.

Es liege "noch viel Arbeit" vor dem BVB, die gesamte Mannschaft müsse bereit sein, "mit einhundert Prozent zu verteidigen".

Den Grundstein für eine erfolgreiche Defensivarbeit müssen aber ohne Zweifel die beiden Innenverteidiger legen. Das Erreichen der hochgesteckten Dortmunder Saisonziele hängt auch entscheidend von der Chemie zwischen Hummels und Akanji ab - und dass diese möglichst bald besser wird.

Moritz Wollert