23.10.2019 13:28 Uhr

BVB-Gegner Inter Mailand im Check

Antonio Conte will auch mit Inter Mailand erfolgreich arbeiten
Antonio Conte will auch mit Inter Mailand erfolgreich arbeiten

Am Mittwochabend (21:00 Uhr) tritt der BVB im Giuseppe-Meazza-Stadion bei Inter Mailand an. Nach dem respektablem Remis gegen den FC Barcelona wollen die Dortmunder nun auch gegen das zweite Top-Team der Gruppe F bestehen. Doch womit bekommen es die Schwarz-Gelben zu tun? Die Nerazzurri im Check: 

  • Der Trainer

An der Seitenlinie der Nerazzurri steht seit diesem Sommer ausgerechnet eine Spieler- und Trainerlegende von Inter-Rivale Juventus Turin. Antonio Conte übernahm beim Mailänder Traditionsklub von Luciano Spalletti, nachdem er zwischen 2011 und 2014 drei Scudettos mit Juve holte. Anschließend coachte er die Squadra Azzurra und war zwei Jahre beim FC Chelsea tätig. Bei all seinen Stationen hatte Conte Erfolg. Mit Chelsea gewann er gleich im ersten Jahr die englische Meisterschaft, mit der italienischen Nationalmannschaft schlug er bei der EM 2016 unter anderem Spanien und Belgien.

Conte ist bekannt für seine emotionale Ansprache. Dazu beansprucht der Italiener über 90 Minuten einen Großteil der Außenlinie für sich. In Mailand führte sein Stil von Beginn an zum Erfolg. Mit Inter holte er aus den ersten sechs Spielen die Maximalausbeute von 18 Punkten.

Taktisch ist der 50-Jährige variabel. Mal setzt er auf intensives Angriffspressing, mal auf lange Ballzirkulationen. Als Grundordnung wählte er in dieser Saison meist ein 3-5-2. Wie im modernen Fußball üblich, wird die Dreier-Abwehrkette bei gegnerischen Ballbesitz dabei zur Fünferkette. Bei Führung lässt sich Inter so auch manchmal tief fallen und verteidigt im 5-4-1. Auch wenn es für ein Fazit noch zu früh ist: Conte hat den schlafenden Riesen Inter aufgeweckt und eine Euphorie, die lange nicht da war.

In seiner Trainer-Karriere gibt es aber ein Makel: die Champions League. Dort kam Conte weder bei Juve noch bei Chelsea über das Viertelfinale hinaus. Nach zwei Spielen steht in dieser Saison erst ein Punkt auf Inters CL-Konto. Daher steht Conte vor dem Spiel gegen den BVB schon unter Druck. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gab sich der 50-Jährige trotz der Ausfälle von Alexis Sánchez und Stefano Sensi kämpferisch: "Verletzungen dürfen kein Alibi sein, Brust raus und bereit für den Kampf".

  • Die Schlüsselspieler

Neben der Trainerposition hat Inter den Kader auch mit einigen Spielern aufgewertet. Königstransfer und zugleich Rekordneuzugang der Vereinsgeschichte ist Romelu Lukaku. Den Belgier, absoluter Wunschspieler von Conte, ließen sich die Mailänder mindestens 65 Millionen Euro kosten. Bei dem Poker stach Inter sogar die zahlungskräftigere Konkurrenz aus Turin aus. Mit fünf Toren in den ersten acht Liga-Einsätzen schlug der Neuzugang direkt ein.

Neben dem Angreifer verstärkten sich die Mailänder in der Abwehr mit viel Erfahrung. Diego Godín beendete nach neun Jahren das Kapitel Atlético Madrid und wechselte in die Lombardei.

An der Seite von Lukaku spielt vorne meist der argentinische Stürmer Lautaro Martínez. Der erst 22-jährige Mittelstürmer bildet den Gegenpart zum bulligen Belgier. Während 1,90-m-Hüne Lukaku die Bälle vorne gut halten und abschirmen kann, wirbelt der 1,74 m kleine Martínez die Abwehrreihen mit Dribblings und Vorstößen in die Tiefe durcheinander.

Inters Kader besitzt einen ansprechenden Mix aus jungen und erfahrenen Spielern. Interessante Randnotiz: Der letztes Jahr bei Hertha BSC auftrumpfende Österreicher Valentino Lazaro spielt bislang noch überhaut keine Rolle bei Inter. Er kommt nur auf einen Kurzeinsatz gegen Sassuolo Calcio. 

  • Der direkte Vergleich

Trotz der ruhmreichen Geschichte beider Vereine kreuzten sich die Wege von Inter und dem BVB in internationalen Pflichtspielen bislang sehr selten. Einmal traf man in der Saison 1963/64 im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister aufeinander. Das Hinspiel gewannen die Italiener mit 2:0. Im Rückspiel in Dortmund reichte den Mailändern ein 2:2 zum Weiterkommen.

In der jüngeren Vergangenheit traf man sich 1993 im Viertelfinale des UEFA-Cups. Auch hier behielten die Nerazzurri das bessere Ende für sich. Dortmund gewann zwar das Rückspiel auswärts mit 2:1, zuhause unterlagen die Schwarz-Gelben jedoch mit 1:3. Das entscheidende dritte Tor für Inter fiel dabei erst in der 90. Minute. Die Dortmund-Elf findet ihr hier: Die BVB-Elf von damals zum Durchklicken

  • Die Form

Die Generalprobe glückte am Wochenende mit einem 4:3-Sieg bei Sassuolo. Allerdings machten sich die Mailänder das Leben nach einer zwischenzeitlichen 4:1-Führung selbst schwer. Immerhin holte das Team nach zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge (je 1:2 gegen Barcelona und Juve) endlich wieder einen Dreier.

Auffällig: Selbst bei den Niederlagen gegen Juventus und Barca waren die Nerazzurri alles andere als chancenlos. Die Offensive sorgt stets für Gefahr, ist jederzeit in der Lage, auch gegen gefestigte Abwehrreihen zuzuschlagen. In Barcelona führte das Team lange und wurde erst kurz vor Schluss entscheidend ausgekontert. Auch gegen Juve kassierte Inter das 1:2 erst kurz vor Schluss.

Untypisch ist dagegen die Zahl der Gegentreffer in den letzten Wochen. Während in vier der ersten fünf Saisonspiele in der Serie A die Null stand, setzte es in den vergangenen vier Partien acht Gegentore. 

Womöglich täuscht die starke Punktausbeute in der italienischen Liga (21 Zähler nach acht Spielen) auch über das wahre Leistungsvermögen der Mannschaft hinweg. Mit Juventus hat Inter bislang nur gegen eine einzige echte Spitzenmannschaft gespielt. Lazio Rom (1:0) und der AC Milan (2:0) zählen in dieser Saison nicht in diese Kategorie. Schon der BVB könnte am Mittwoch zeigen, wie gut die Mailänder tatsächlich sind. 

Tom Szyja