28.11.2019 08:32 Uhr

Kohler kritisiert BVB-Bosse und Favre-Taktik

Jürgen Kohler sieht den BVB in einem
Jürgen Kohler sieht den BVB in einem "kritischen Zustand"

Nur Platz sechs in der Liga und in der Champions League mit dem Rücken zur Wand: Nicht nur die Fans, auch ehemalige Spieler sorgen sich um den Ist-Zustand von Borussia Dortmund. BVB-Ikone und "Fußballgott" Jürgen Kohler sieht bei seinem früheren Arbeitgeber gleich mehrere Baustellen.

Hoffnungslos sei die Lage der Schwarz-Gelben nicht, allerdings sei die Mannschaft spätestens nach der Niederlage in Barcelona in einem "kritischen Zustand", urteilte Jürgen Kohler in seiner "kicker"-Kolumne. Zwar habe das Team in dieser Saison schon gezeigt, dass sie richtig gut Fußball spielen könne, doch "was ihr fehlt, ist Konstanz - das wichtigste Merkmal eines Spitzenteams", so Kohler.

Trainer Lucien Favre ist in Kohlers Augen nicht der einzige Hauptdarsteller, der für die Krise verantwortlich ist. Dennoch gibt der frühere Abwehrspieler auch dem Schweizer einen Teil der Schuld. "Er zwängt die Mannschaft in ein System, das zu sehr auf Defensive ausgelegt ist, der Kader ist aber auf einen sehr offensiven Spielstil ausgerichtet", sieht Kohler taktische Fehler des Trainers.

Dient der FC Bayern dem BVB als Vorbild?

So sehr sich viele im Umfeld der Dortmunder einen neuen Trainer wünschen, so schwer ist es laut Kohler, den richtigen Übungsleiter auch zu finden. "Potenzielle Kandidaten für den Trainerjob beim BVB sind rar", ist der 54-Jährige überzeugt.

Einen möglichen Kandidaten sieht Kohler in einem ehemaligen Angestellten der Schwarz-Gelben. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Daniel Farke in den Überlegungen eine Rolle spielt. Der frühere Trainer der U23 kennt den Verein und die Strömungen. Für Farke wäre es der erste Job als Profitrainer in einem Top-Klub - ein Risiko. Zudem ist fraglich, ob er Norwich überhaupt verlassen würde", schränkte Kohler gleichzeitig ein. 

Dass ein Trainer-Wechsel der Mannschaft wieder neuen Auftrieb geben könnte, zeige das Beispiel des FC Bayern, schrieb Kohler. Zwar müsse man abwarten, wie sich der Rekordmeister unter Hansi Flick weiter entwickle, aber "die Profis wissen aktuell, dass sie in der Bringschuld sind, es gibt keine Ausreden mehr - das beflügelt".

Kohler kritisiert Kaderplanung der BVB-Bosse

Mitverantwortlich für die sportliche Talfahrt der Dortmunder sind laut Kohler auch die Bosse des Klubs, die bei der Kaderplanung schlicht falsch gelegen haben. Es fehle ein "echter Stoßstürmer", urteilte der "Fußballgott": "Auf dieser Position brauchst du außergewöhnliche Spieler, denn dort werden Spiele entschieden."

Neben der Sturmspitze sieht der 54-Jährige auch auf zwei anderen Positionen Nachholbedarf, auf denen sich der BVB im Sommer eigentlich verstärkt hatte. "Ich erkenne im Abwehrzentrum und auf den defensiven Außenbahnen Bedarf", so Kohler, der Korrekturen im Kader als "notwendig" bezeichnete.