26.11.2020 18:49 Uhr

Fünf Gründe: Darum läuft es bei Bayer Leverkusen so gut

Bayer Leverkusen ist derzeit in Top-Form
Bayer Leverkusen ist derzeit in Top-Form

Mit einem Sieg im Heimspiel gegen Hapoel Be'er Sheva (21:00 Uhr/live bei NITRO) kann Bayer Leverkusen einen großen Schritt in Richtung K.o.-Runde der Europa League machen.

In der Bundesliga ist Bayer bislang noch ungeschlagen. Warum läuft es bei den Rheinländern so gut? sport.de nennt fünf Gründe.

  • Die Kaderbreite

Was manche Trainer als Luxusproblem empfinden, macht sich Trainer Peter Bosz zu Nutze. Der 57-Jährige hat einen breit besetzten Kader und zieht daraus seine Vorteile. So hat er in den bisherigen zwölf Pflichtspielen noch nie zweimal hintereinander dieselbe Elf starten lassen.

Zum einen muss er Ausfälle kompensieren, verschafft zum anderen aber gleichzeitig allen Spielern Einsätze. Genau dieses Rotationsprinzip bescherte Bayer den besten Bundesliga-Start seit 2013. Sportchef Rudi Völler schwärmt: "Das macht er überragend."

Vor dem vierten Europa-League-Spiel gegen Hapoel Be'er Sheva (21:00 Uhr/live bei NITRO) steht die Werkself zudem mit sechs Punkten an der Tabellenspitze der Gruppe C. In diesem ersten von neun Pflichtspielen bis Weihnachten kann die Werkself einen großen Schritt in Richtung Zwischenrunde machen.

  • Die gute Stimmung im Team

Zugleich sorgt Bosz mit seiner Herangehensweise dafür, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft gut ist und sich jeder Spieler wertgeschätzt fühlt. Das führt dazu, dass die Leistung stimmt. Das Zustandekommen des 2:1-Siegs am vergangenen Wochenende bei Arminia Bielefeld war ein Musterbeispiel dafür. 

Als dort kurz nacheinander die beiden Bender-Zwillinge verletzungsbedingt ausschieden, kamen Mitchell Weiser und Aleksandar Dragovic in die Partie. Beide sorgten dafür, dass Bayer keinen Torschuss des Gegners zuließ. Dragovic avancierte dann mit seinem Siegtor kurz vor Schluss sogar zum Matchwinner.

Fakt ist: Bosz kann sich auf seinen zweiten Anzug verlassen und hebt genau das auch in der Öffentlichkeit hervor: "Nicht nur dass Drago das Tor geschossen hat. Mitch, der sehr lange nicht gespielt hat, kommt rein und macht es gut. Oder Jonathan Tah, der von Anfang an gespielt hat."

  • Das Team ist der (echte) Star

Wie der Sieg auf der Alm war auch das spektakuläre 4:3 zuvor zuhause gegen Borussia Mönchengladbach eine Leistung der Moral. Dort glich Bayer nämlich schon in der ersten Halbzeit zwei Rückstände (0:1 und 1:2) aus.

Natürlich ist das Selbstbewusstsein groß, wenn man von zwölf Pflichtspielen gerade einmal eines verliert. Doch momentan scheinen weder Verletzungspech noch schwierige Spielverläufe die Bayer-Profis aus der Fassung zu bringen.

Auch individuelle Patzer wie das Slapstik-Eigentor von Lukas Hradecky in Bielefeld werden auf dem Platz im Kollektiv aufgefangen und hinterher vom Unglücksraben weggelächelt: "Es war ein Fehler und ich werde ein paar lustige Witze über mich ertragen müssen in den nächsten Tagen."

Torschütze Leon Bailey war nach der Partie ganz und gar nicht nachtragend gegenüber seinem Schlussmann und betonte: "Wir haben ihn gerettet, aber er hat uns schon viele Male gerettet, so ein Fehler ist kein Problem für uns."

Die Mannschaft gibt nicht nur Bosz' Mantra, demzufolge man "nur Leistung bringen und erfolgreich sein kann, wenn alle dran glauben und mitmachen", unisono wieder, sie hat sie auch vollkommen verinnerlicht. Kein Zweifel - bei Bayer ist die Mannschaft der (echte) Star.

  • Lucas Alarios Torhunger

Möchte man dennoch einen Spieler hervorheben, kommt man an Lucas Alario nicht vorbei. Der "kicker" bezeichnete ihn unlängst als "herausragenden Notnagel", doch der Argentinier ist mit seinen neun Pflichtspieltoren mittlerweile weitaus mehr.

War er in der vergangenen Saison nicht einmal nach der zwischenzeitlichen Verletzung des mittlerweile abgewanderten Kevin Volland gesetzt, ist er das Image des Edeljokers nun endgültig los. Der 28-Jährige passt mit seiner Spielweise perfekt ins System der wuselig-kreativen Bayer-Akteure.

Diego Latorre, ein früherer argentinischer Nationalspieler, beschreibt seinen Landsmann bildhaft als Stürmer, der "das Zeitlose mit dem Zeitgemäßen vereinigt. Den Killerinstinkt der klassischen Mittelstürmer mit der Fähigkeit, am Kombinationsspiel moderner Prägung teilzunehmen."

Auch wenn "El Pipa" ("Die Pfeife"), wie Alario aufgrund seines Näschens genannt wird, vor dem Aufeinandertreffen mit Hapoel Be'er Sheva (21:00 Uhr/live bei NITRO) seit zwei Spielen auf ein Tor in der Europa League wartet, ist man unter dem Bayer-Kreuz froh, ihn trotz einiger Angebote gehalten zu haben.

  • Der ruhige Standort

Obwohl es sportlich so gut läuft, sind die Scheinwerfer in der Fußball-Republik auf andere Schauplätze gerichtet. Man schaut auf die "jungen Wilden" in Dortmund, die "Vertrags-Possen bei den Bayern" oder das Chaos beim FC Schalke 04.

Man kann in Leverkusen also in Ruhe arbeiten und den Fokus ganz aufs Sportliche richten - das war nicht immer so. Ebenso wie die Tatsache, dass die Mannschaft ihr sportliches Potenzial nach der verpassten Champions-League-Qualifikation nun (endlich) ausschöpft. 

Luis Holuch