BVB entzieht Gerhard Schröder die Ehrenmitgliedschaft

Borussia Dortmund zieht Konsequenzen aus Gerhard Schröders zögerlicher Haltung im Umgang mit dem Angriffskrieg des russischen Machthabers Vladimir Putin gegen die Ukraine.
Der BVB entzieht Schröder "mit sofortiger Wirkung" die Ehrenmitgliedschaft. "Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch", teilte der Klub am Mittwochnachmittag mit.
Die Begründung: "Die Übernahme von Führungspositionen in russischen Staatskonzernen durch ein BVB-Ehrenmitglied ist vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und des damit einhergehenden gravierenden Verstoßes gegen geltendes Völkerrecht nicht akzeptabel."
Hannover 96 plant Maßnahmen gegen Schröder
Auch Zweitligist Hannover 96 leitet Maßnahmen gegen Schröder ein. Der Vorstand informierte den Altkanzler am Mittwoch laut Vereinsmitteilung darüber, dass ein Vereinsausschluss gegen ihn geprüft wird.
Grund sind die nach Ansicht des Vorstands "offensichtlich mit den Werten des Vereins widersprechenden Werte von Herrn Schröder in Verbindung mit seinen öffentlichen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, seine aktuelle Tätigkeit beim russischen Konzern Rosneft sowie die angestrebte Tätigkeit beim ebenfalls russischen Konzern Gazprom".
Schröder wurde um kurzfristige Stellungnahme gebeten sowie um Prüfung durch ihn selbst, "ob seine eigenen Werte noch mit den Werten des Vereins in Einklang stehen", heißt es in der Mitteilung von 96.
96-Boss Kind lässt Schröder gewähren
Zuvor hatte 96-Boss Martin Kind bei "Sport1" noch etwas verhaltener geklungen. "Bei uns gibt es keine Ehrenmitgliedschaft", sagte Kind und verdeutlichte: "Herr Schröder ist kein Mitglied, er ist Kunde und kauft ganz normal seine Karte."
Der Altkanzler habe "mit einigen Freunden eine Loge, diese darf er natürlich weiter nutzen, weil er seine Plätze innerhalb dieses Teams bezahlt", führte Kind aus. "Gerhard Schröder ist für uns gerade kein Thema." Nun gibt es aber von Verwaltungsseite des Vereins offenbar eine Kehrtwende.
Bis heute hält der Bundeskanzler a.D. trotz der russischen Invasion an seinen Posten in verschiedenen Aufsichtsräten russischer Energieunternehmen fest, wie dem Gaspipeline-Betreiber Nord Stream und dem Energieriesen Rosneft. Ein weiterer Aufsichtsratsposten bei Gazprom steht ebenfalls in Aussicht.
Hannover 96: Gerhard Schröder darf weiter Spiele besuchen
Dass Hannover 96 Schröder deswegen nicht mehr ins Stadion lassen könnte, steht für Kind nicht zur Debatte. "Wir sind ein Rechtsstaat mit einer Demokratie und haben die Rechtsnormen natürlich zu beachten. Herr Schröder darf weiter Spiele besuchen, wir verbieten ihm nicht den Zutritt", betonte der 96-Boss.
Derweil stellte auch der Deutsche Fußball-Bund stellte seinem Ehrenmitglied ein Ultimatum für den Verzicht auf Funktionen in russischen Staatskonzernen. Andernfalls solle Schröder seine Ehrenmitgliedschaft im Verband aufgeben, teilten die DFB-Interimspräsidenten Hans-Joachim Watzke und Rainer Koch mit.