Haalands BVB-Zeit: Irre Rekord-Show mit Beigeschmack

Erling Haaland steht bei Borussia Dortmund unmittelbar vor dem Abschied. Damit neigt sich eine intensive BVB-Zeit voller Rekorde und Bestmarken ihrem Ende entgegen. Jedoch bleibt nach den zweieinhalb Jahren auch ein Beigeschmack.
Lange wurde spekuliert, nun biegt der Transfer von Erling Haaland zu Manchester City auf die Zielgerade ein. Medienberichten zufolge ist der Wechsel zum englischen Meister beschlossene Sache. Am Montagnachmittag ließ der BVB mitteilen, dass Haaland erlaubt wurde, "persönliche Angelegenheiten zu regeln". Somit kann der Norweger seinen Medizincheck absolvieren.
Dass Haaland den BVB im Sommer aller Voraussicht nach für die kolportierte Summe von 75 Millionen Euro verlassen wird, verwundert nicht. "Ich glaube, dass wir in der nächsten Woche Klarheit haben werden", verriet Dortmunds designierter Sportdirektor Sebastian Kehl schließlich schon am Sonntag bei "Sport1" und deutete mit dieser Aussage den nahenden Abschied des 21-Jährigen an.
Durch den bevorstehenden Wechsel verliert der BVB seinen verlässlichsten Torjäger. 85 Treffer in 88 Pflichtspielen sind eine mehr als beeindruckende Ausbeute.
Darüber hinaus kann der Norweger zahlreiche Bestmarken vorweisen: Jüngster Viererpacker der Bundesliga-Geschichte, schnellster Spieler mit 60 Toren im deutschen Fußball-Oberhaus oder jüngster Akteur mit 20 Treffern in der Champions-League-Historie, um nur einige zu nennen.
Haaland schießt den BVB zum Pokalsieg
Doch der Skandinavier lieferte nicht nur unfassbare Statistiken, sondern war auch in wichtigen Spielen zur Stelle. Ob mit insgesamt vier Treffern im Champions-League-Achtelfinale 2021 gegen den FC Sevilla oder mit seinem Doppelpack im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig (4:1) - auf Erling Haaland war zumeist Verlass.
Nur in den Duellen mit dem FC Bayern konnte der Knipser den Dortmundern zu keinem Sieg verhelfen. In sieben Aufeinandertreffen gegen die Münchner setzte es für Haaland und den BVB sieben Pleiten, da halfen selbst die fünf Tore des Mittelstürmers nichts.
Folgerichtig sah der 17-fache Nationalspieler Norwegens die Meisterschale immer nur aus dem vom ehemaligen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß so oft beschworenen "Fernglas".
Dass sich die BVB-Verantwortlichen Woche für Woche zu den jüngsten Gerüchten und Spekulationen über Haalands Zukunft äußern mussten, war bei der Jagd nach Titeln sicher nicht förderlich.
Um den Angreifer im Januar 2020 von RB Salzburg loszueisen, versahen Sportdirektor Michael Zorc und Co. dessen Vertrag mit einer Ausstiegsklausel für den anstehenden Sommer. "Sonst wäre er zu Manchester United gegangen", begründete BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Maßnahme zuletzt im Rahmen einer Talkveranstaltung der "Ruhr Nachrichten".
Transfer-Poker begleitet Haalands Zeit beim BVB
Die nach Watzkes Worten alternativlose Klausel bescherte der Borussia letztlich nicht nur Haalands Ankunft, sondern ebenfalls einen der längsten sowie spektakulärsten Transfer-Poker der Bundesliga-Geschichte.
Real Madrid, Paris Saint-Germain, Juventus Turin, Manchester United, Manchester City sowie der FC Barcelona, FC Chelsea, FC Liverpool und zwischenzeitlich gar der FC Bayern: fast jeder Topklub wurde in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit dem BVB-Torjäger in Verbindung gebracht.
"Das gesprochene Wort zählt in der Auswertung ja ohnehin längst nicht mehr", zeigte sich Sportdirektor Zorc bereits im Mai 2021 im Interview mit den "Ruhr Nachrichten" über die stets brodelnde Gerüchteküche genervt. In der laufenden Saison nahmen die Spekulationen dann noch einmal zusätzlich an Fahrt auf.
Haaland beim BVB mit Verletzungspech
Durch ihr langes Zögern und Schweigen verpassten es Haaland und dessen inzwischen verstorbener Berater Mino Raiola, die Zukunftsfrage frühzeitig zu beantworten. Wegen des schier unendlich langen Pokers steht nun ein Abschied mit Beigeschmack bevor.
Ein weiterer ständiger Begleiter waren Haalands Verletzungen. Ganze 29 Partien verpasste der Shootingstar in seiner Zeit beim BVB, zumeist hinderten ihn dabei muskuläre Probleme.
Auch deshalb erzielte Haaland seit Februar "nur noch" fünf Tore für den BVB. An seine zahlreichen Gala-Vorstellungen werden sich die Dortmunder Fans aber sicherlich trotzdem noch lange erinnern.
Jannik Kube