01.06.2022 22:46 Uhr

Ukraine feiert emotionalen Erfolg gegen Schottland

Die Ukraine hat weiterhin die Chance auf die WM-Teilnahme
Die Ukraine hat weiterhin die Chance auf die WM-Teilnahme

Mitten im Krieg schenkt die ukrainische Fußball-Nationalmannschaft ihren Landsleuten einen kleinen sportlichen Lichtblick.

Fast ohne geordnete Vorbereitung gewann die Ukraine das Halbfinale um das letzte europäische WM-Ticket in Schottland verdient mit 3:1 (1:0) und darf von der Endrunde in Katar träumen. Letzte Hürde ist das Playoff-Endspiel in Cardiff gegen den Gastgeber Wales am Sonntag.

Der frühere Dortmunder Andriy Yarmolenko (33.), Roman Yaremchuk (49.) und Artem Dovbyk (90.+5) waren am Mittwoch im ausverkauften Glasgower Hampden Park die Helden des Tages.

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Yarmolenko lupfte den Ball gefühlvoll über den schottischen Torhüter Craig Gordon hinweg, Yaremchuk traf per Kopf - sein ekstatischer Jubel vor den 3000 Fans im Auswärtsblock war ein Gänsehaut-Moment. Callum McGregor (79.) gelang das Tor für die Schotten.

Nationaltrainer Oleksandr Petrakow widmete den Sieg den Soldaten in der Heimat. Das 3:1 in Glasgow am Mittwochabend sei "für die Streitkräfte in den Schützengräben und Krankenhäusern, die ihren letzten Tropfen Blut geben, für die in der Ukraine, die jeden Tag leiden" gewesen, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur "AP".

"Ich leide, der Trainerstab leidet, und mehr als alle anderen leiden die Spieler", sagte Schottlands Trainer Steve Clarke. "Das beste Team hat das Spiel gewonnen."

"Sie alle haben den Traum, dass der Krieg endet"

Für die Ukrainer war das Halbfinal-Duell emotional unglaublich aufgeladen, weit mehr als nur ein schnödes Fußball-Spiel.

Er habe mit vielen Menschen aus der ganzen Welt gesprochen, sagte Oleksandr Zinchenko von Manchester City unter Tränen: "Sie alle haben den Traum, dass der Krieg endet." Auch die Mannschaft habe einen Traum: "Sie will bei der WM dabei sein. Wir wollen den Ukrainern dieses Gefühl schenken, denn sie brauchen es in dieser Zeit."

Die Aufgabe gestaltete sich jedoch denkbar schwierig. Zwar wurden nach Beginn des russischen Angriffskrieges die Playoffs verschoben, an eine geordnete Vorbereitung war jedoch psychisch wie physisch nicht zu denken.

"Wir bekommen ständig Nachrichten von unseren Soldaten, die wollen, dass wir zur WM fahren", berichtete Mittelfeldspieler Taras Stepanenko (Schachtar Donezk), er selbst habe einen Monat lang nicht trainiert. Ab und an gab es mal ein Freundschafts- oder Benefizspiel - wie am 10. Mai bei Borussia Mönchengladbach.

Schotten lange ohne Torchance

Dennoch schlug sich die Ukraine sehr gut. Viktor Tsygankov (9.) und Yarmolenko (14.) zwangen Gordon im schottischen Tor zu Glanzparaden.

Früh zeigte sich, dass das Spiel auch für die Schotten mental kein einfaches war: Dem Gegner war der Sieg schließlich trotz aller eigenen WM-Träume sehr zu gönnen. Die freundschaftliche Atmosphäre im Hampden Park tat ihr Übriges.

Mehr als eine Stunde lang hatten die Schotten keine Torchance, dann vergab John McGinn (Aston Villa/67.) mit dem Kopf den schon sicher gewähnten Anschlusstreffer. McGregor brachte den Gastgebern doch noch die Hoffnung zurück, es wurde eine spannende, sehr intensive Schlussphase.

Wales erscheint für die Ukraine auch nicht unschlagbar: Die Briten legten am Mittwoch zum Nations-League-Auftakt eine misslungene Playoff-Generalprobe hin. Wales verlor gegen Polen in Breslau 1:2 (0:0), einige der besten Spieler wurden allerdings für Sonntag geschont.